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Wieso werden mir die Menschen in meiner Umgebung immer irgendwann egal

Sunny (w, 33) aus Bonn: Hallo. Ich bin eigentlich eine selbstbewusste, gutgelaunte, junge Frau, die die meisten Menschen auch sympathisch finden. In sexueller Hinsicht läuft es hin und wieder auch gut. Allerdings hatte ich seit meinen Jugendtagen keine feste Beziehung mehr. Wenn es in die Beziehungsrichtung geht, dann ist es meist nur was Lockeres von einer bestimmten Dauer; oft handelt es sich dabei um vergebene Männer. Sobald es ernster oder fester wird, will ich nicht mehr. Bereuen tue ich es nicht. Momentan löse ich mich auch von normalen oberflächlichen Freundschaftsbeziehungen, da ich der Meinung bin, dass ich keine Lust mehr auf Menschen habe, die mir nicht gut tun. Meistens sind das Freundschaften, die ich als oberflächlich empfinde und wo ich der Meinung bin, dass sich die Freundinnen nur melden, wenn sie was wollen. Ich denke, dass ich schon zu oft enttäuscht wurde und keine Lust mehr habe, mich verletzen zu lassen. Ich bin kein Mensch, der gerne über Gefühle spricht. Ich lasse den Konakt dann meist im Sande verlaufen. Nun habe ich eine sehr gute Freundin gefunden, trotzdem wäre es mir egal, wenn die Freundschaft auseinander ginge. Ich habe keine Lust mehr, ständig Rücksicht zu nehmen, nur weil sie so sensibel ist. Was kann ich nur machen, dass mir die Menschen nicht irgendwann egal werden? Wie kann ich das mit den 'Beziehungsbindungen' hinbekommen? Es fällt mir so unendlich schwer, so etwas zu zulassen. Ich weiß, dass es noch viele Faktoren gibt, wieso das alles so ist. Ich würde gerne mal versuchen es zu ändern, weiß allerdings nicht wie.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Sunny,

danke für Ihr Vertrauen und Ihre Anfrage. Sie beschreiben sich als eine selbstbewußte und beliebte junge Frau, die keine tieferen Probleme hat. Es steht in Ihrem Satz noch das Wort 'eigentlich', eine Einschränkung.

Sie haben meistens Verbindungen zu gebundenen Männern, d.h. von denen geht nicht unbedingt die Gefahr aus, dass diese mit Ihnen eine feste Beziehung eingehen wollen. Weiter wollen Sie keine oberflächlichen, einseitigen Beziehungen mehr zu anderen Menschen, von denen Sie sich eher ausgenutzt fühlen. Das kann ich gut nachvollziehen, Partnerschaft oder Freundschaft lebt ja von Geben und Nehmen.

Gründe in Ihrer Beziehungsunfähigkeit sehe ich in den schlechten Erfahrungen, die Sie gemacht haben und in tiefsitzenden Ängsten, wieder verletzt und enttäuscht zu werden. Sie können schlecht darüber sprechen wie es Ihnen geht und scheuen daher die Auseinandersetzung, lassen alles verlaufen. Beziehung lebt jedoch von Kommunikation und sich austauschen. Wie sollen andere wissen, was Sie stört, wenn Sie nicht darüber reden? Natürlich machen Sie sich verletzlich, wenn Sie Ihre Gefühle offen legen, aber das ist das Risiko im Leben. Die Alternative ist die, die Sie gerade erleben, nämlich beziehungslos durchs Leben zu gehen und doch ein Defizit zu spüren auch wenn Sie schreiben, es mache Ihnen nichts aus. Dass stimmt wohl so nicht, denn sonst hätten Sie sich nicht an uns gewendet.

Diese gute Freundin, die Sie nun haben, ist Ihnen zu sensibel. Sie drückt also Gefühle aus. Kann es sein, dass Ihnen das Angst macht? Kann es auch sein, dass Sie in der Kindheit und Jugend ebenfalls schon öfter enttäuscht wurden, dass Beziehungen brüchig waren, dass Sie kein oder nur wenig Vertrauen entwickeln konnten in andere Menschen? Sie schreiben ja von weiteren Faktoren, die Ihre momentane Befindlichkeit begründen. Gehören die von mir angesprochenen dazu?

Wie Sie das ändern können, dafür gibt es kein Rezept. Ich kann mir aber vorstellen, dass es gut wäre, einige Beratungsgespräche bei einem Therapeuten oder Coach zu führen, um die Gründe für Ihre Ängste herauszufinden und zu verstehen. Wichtig ist es, diese zu akzeptieren und ins Bewußtsein zu integrieren. Vielleicht erwarten Sie auch zuviel von anderen Menschen und überfordern diese damit. Das wäre eine Art von Abwehr, so sind die anderen schuld und Sie müssen sich nicht mit den eigenen Ängsten befassen.

Bleiben Sie bei sich und spüren Sie einmal in sich hinein. Ehrlich mit sich selbst zu sein ist der Anfang einer Veränderung. Mit professioneller Hilfe kann das ein positiver Prozess werden, in dessen Verlauf Sie feststellen, dass Bindung angstfrei und bereichernd sein kann.

Mut und Selbstreflektion wünsche ich Ihnen sowie befriedigende und gute menschliche Beziehungen!

Herzliche Grüße und ein beglückendes und frohes Jahr 2012!

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für Ihre Antwort. Im Großen und Ganzen haben Sie Recht. Hilfreich war es dahingehend, dass es mit meinen Gedanken übereinstimmt.

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