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Wie wirkt sich Bindungsangst auf das Kennenlernen neuer Partner aus?

Vio (w, 28) aus Frankfurt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich beschäftige mich derzeit mit dem Thema 'Bindungsangst', da ich befürchte, davon betroffen zu sein.

Mich würde interessieren, inwiefern eine evtl. vorhandene Bindungsangst sich auswirkt auf das Kennenlernen neuer potentieller Partner?

Nach meiner letzten Beziehung, (in der ich wegen meiner ausgeprägten Verlustangst, mein Leben komplett nach meinem Expartner ausgerichtet habe und mich schließlich fremd in meinem eigenen Leben gefühlt habe), habe ich das Gefühl, dass ich in einer Beziehung nicht frei und autonom sein kann.

Jetzt lerne ich gerade jemanden kennen, habe durchaus auch verliebte Phasen, aber auch Phasen der Gefühlslosigkeit. Ich habe das Gefühl, nicht genug zu fühlen, werde dann panisch (Beklemmungen/Herzrasen) und frage mich, ob ich alles wieder beenden muss, wobei ich die Person doch mag und mich gerne verlieben würde.

Ich frage mich, ob dieses Nicht-Vorhandensein von Gefühlen eine Folge der Bindungsangst sein kann? Kann die Angst UNTERBEWUSST die Gefühle manipulieren und unterdrücken/ausschalten? Und immer wieder neue Gründe suchen, weshalb man immer wieder was Neues an der Person auszusetzen hat?

Ganz liebe Grüße,
Vio

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Vio,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Bindungsangst kann unbewusst vielfältige Empfindungen, Gefühle und Reaktionen auslösen. Gemeinsam ist ihnen, dass Zweifel, Unsicherheit und Ängste vorherrschen, sich zu öffnen und zu binden. Insofern scheinen Sie mit Ihrer Vermutung auf der richtigen Spur zu sein.

Wenn Sie in der vorherigen Beziehung eine starke Verlustangst erlebt haben und unbewusstdie Strategie der Überanpassung gewählt hatten, so erleben Sie jetzt eher den Schutzmechanismus, weniger zu fühlen und den Partner in Frage zu stellen. Das Eine war vielleicht der Versuch, mit dem Partner zu verschmelzen, das Eigene aufzugeben, um Bindung zu ermöglichen. Das Andere ist jetzt eher der Versuch, Distanz aufrecht zu erhalten und die Nähe zu dosieren.(Mal abgesehen von der grundsätzlichen Frage, ob es eigentlich der passende Beziehungspartner ist.)

Es zeigt sich eine große Anspannung in Ihnen: Sich verlieben zu wollen, 'richtig' zu fühlen, sich als Parterin 'richtig' zu verhalten. Ihre Ängste stehen dem diametral im Weg. Sie signalisieren, dass Sie sehr viel mehr Zeit brauchen, um sich einzulassen. Das wird möglich sein, wenn Sie sich sicher fühlen mit einer Person.

Deshalb sind die wichtigsten Fragen: Wie kann ich mich sicher fühlen? Was brauche ich dazu? Welche Langsamkeit in der Anbahnung des Kontakts, welche kleinen Schritte? Wie können Sie Vertrauen aufbauen - was braucht es letztlich dazu? Gerade in der Anfangszeit einer Verliebtheit geht man häufig über diese Fragen hinweg.

Wie waren Ihre frühen Bindungserfahrungen mit nahen Bezugspersonen? Gab es Störungen und Schwankungen in der emotionalen/körperlichen Bindung? Waren die Bezugspersonen nicht verlässlich und konnten sich nicht oder nur teilweise einfühlen? Wenn Sie sich bereits mit dem Thema Bindungsangst beschäftigen,kann es sein, dass Sie bereits sehr früh als Kind tiefgreifende Verunsicherung, Mangel oder Grenzverletzungen erlebt haben.

Es ist wichtig, dass Sie sich selbst nicht unter Druck setzen. Das wäre kontraproduktiv und vertreibt ebenfalls zarte Gefühle liebevoller Zuneigung. Ich empfehle Ihnen, sich therapeutisch bei der Aufarbeitung Ihrer Ängste begleiten zu lassen. Sie werden dann leichter verstehen und fühlen können, weshalb sie so empfinden und allmählich lernen, sich zu öffnen und zu vertrauen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße nach Frankfurt

Anke Wagner
Heilpraktikerin f.Psychotherapie






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