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Warum unbewusstes Lügen oft eine Schutzstrategie ist

muffin123 (w, 22) aus Bochum: Sehr geehrtes Psychologen-Team,
folgendes liegt mir auf dem Herzen:
Oft lüge ich die Menschen in meinem Umfeld, sei es Familie oder Freunde, an, ohne dass ich es merke. Meistens geht es nur um Kleinigkeiten, was ich am Tag gegessen habe oder wohin ich gefahren bin, manchmal erfinde ich aber komplett neue Dinge oder verschönere einige Aspekte, um besser vor Anderen dazustehen. Das hat schon in der Kindheit beziehungsweise früheren Jugendzeit angefangen, als ich meiner Mutter viele Situationen beschönigt dargestellt habe, da sie oft zu Wutausbrüchen geneigt hat, wenn ich ihr die wirkliche Wahrheit erzählt hätte. Als dann die Wahrheit ans Licht gekommen ist, war sie umso wütender, sodass ich Angst vor ihr hatte. Mittlerweile lebe ich seit einem Jahr alleine, jedoch kann ich ihr immer noch nicht alles erzählen, aus Angst vor ihrer Reaktion und wäge jedes Wort genau ab, bevor ich etwas sage. Wie kann ich mit dem motorischen und unterbewusstem Lügen aufhören?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Julia,

zunächst einmal ist es sehr verständlich, dass Sie sich diese Frage stellen und sich wünschen, mit dem unbewussten Lügen aufzuhören. Ihr Verhalten hat sich über Jahre entwickelt – es ist also kein bewusster „Fehler“, sondern eher eine erlernte Schutzstrategie, die Ihnen früher geholfen hat, sich vor negativen Konsequenzen zu schützen.

Wie Sie es beschreiben, entstand dieses Muster in Ihrer Kindheit durch den Umgang mit Ihrer Mutter. Wenn Ehrlichkeit wiederholt mit Wutausbrüchen und Angst verbunden war, speichert unser Gehirn diese Erfahrung ab: „Wenn ich ehrlich bin, werde ich bestraft oder abgelehnt – also ist es sicherer, die Wahrheit zu verschönern oder zu vermeiden.“

Das Problem ist, dass diese Strategie sich verselbstständigt hat und nun auch in anderen Lebensbereichen angewendet wird, obwohl die ursprüngliche Gefahr gar nicht mehr besteht. Ihr Verstand weiß, dass Sie jetzt in Sicherheit sind – aber Ihr Unterbewusstsein hält an dem alten Schutzmechanismus fest.

Was können Sie tun?
Das Bewusstsein für dieses Muster ist bereits ein großer Schritt. Dennoch kann es schwierig sein, solche tief verankerten Reaktionen allein zu verändern. Ein psychologischer oder therapeutischer Ansatz kann helfen, diese alten Ängste aufzulösen und neue, gesunde Verhaltensweisen zu entwickeln. Vielleicht wäre es hilfreich, mit einer Fachperson darüber zu sprechen, um das Muster gezielt zu durchbrechen.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Klarheit auf Ihrem Weg.

Herzliche Grüße
Katharina Samoylova





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