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Rot werden und Lampenfieber vor Präsentationen

Billy (w, 20) aus Ludwigsburg: Hallo liebes Therapeuten-Team,

ich bin gerade in der Ausbildung und in den Schulblöcken stehen immer mal wieder kleine Präsentationen an. Für mich ist das absoluter Horror: Ich werde jedes Mal wahnsinnig nervös, bekomme Schweißausbrüche und werde verdammt schnell Rot, wenn ich soviel Aufmerksamkeit bekomme. Sobald ich merke, wie ich rot anlaufe, wird die Nervosität natürlich noch schlimmer.
In meiner voherigen Ausbildung mussten wir laufend Präsentationen halten. Anfangs dachte ich, durch die Gewohnheit würde sich dieses Lampenfieber legen, aber es wurde nur schlimmer obwohl meine Präsentationen oft sehr gut waren. Auch wenn ich normal in der Klasse sitze und aufgerufen werde, werde ich häufig nervös und laufe wieder rot an. Was genau mein Problem ist weiß ich nicht, da ich wie gesagt in der Regel gute Präsentationen halte und eigentlich auch nie was schlimmes passiert ist. Trotzdem habe ich vor der nächsten anstehenden (nur einminütigen!!) Präsentation eine höllen Angst und bitte Sie wirklich um Hilfe was ich gegen diese Panik unternehmen kann oder womit auch dieses Rot werden zu tun hat.
Vielen, vielen Dank im Vorraus!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Frau B.,

vielen Dank für Ihre Anfrage!

Das rot werden, ganz normal ist, haben Sie vermutlich schon 100 Mal gehört. Das es nicht schlimm ist, rot zu werden, vermutlich auch. Das hilft Ihnen also nicht weiter.

Ich habe eine Idee, wie Sie damit gut klar kommen können. Dazu eine kleine Anekdote aus meinem Leben: Ich bin, wie sie in meinem Profil sehen können, Psychologe. Weiterhin habe ich Betriebswirtschaft studiert und war lange in der Wirtschaft tätig. Sehr häufig musste ich etwas präsentieren und an Flip Charts schreiben. Grundsätzlich kein Problem – hätte ich nicht diese kleine Rechtschreibschwäche! Wie schreibe ich ein bestimmtes Wort? Mit B oder P, mit CH oder SCH, D oder T??? Mir war das stets sehr peinlich und ich hatte vor jeder Präsentation angst.

Eines Tages sagte ich mir: Stephan, Du bist gut, so wie Du bist. Inkl. Deiner Rechtschreibschwäche! Ich begann damit offen umzugehen und sagte vor einer Präsentation, in welcher viele Kollegen, Vorgesetzte und Kunden anwesend waren: „Vorab eine Information: ich habe eine Rechtschreibschwäche und werde sicherlich einige Fehler am Flip Chart machen. Es stört mich nicht, wenn Sie darüber lachen, ich lache gerne mit. Es stört mich auch nicht, wenn Sie mich korrigieren oder es sehen und akzeptieren.“ Die anwesenden bewunderten meinen Mut (wie ich später gesagt bekam), nickten, sagten „kein Problem“ usw. Ich konnte also ganz frei meine Fehler machen, fragen „schreibt man das so?“ ohne ausgelacht zu werden und konnte aus meinem „Mangel“ einen Vorteil schlagen. Dazu kam, dass andere sich ermutigt fühlten und sagten: Wow, das finde ich gut. Ich mache das in Zukunft auch so und verstecke meine „Schwächen“ nicht, sondern nehme sie an!

Ich möchte Sie genau dazu ermutigen. Wenn Sie rot werden, dann ist das halt so. Sie sind deswegen kein anderer Mensch. Wenn Sie versuchen, dass zu verstecken, wird es ihnen nicht gelingen. Sie werden rot und reagieren beschämt.

Stellen Sie sich vor, sie sagen vor der Präsentation so etwas wie „ Kurz noch ein offenes Wort bevor ich starte: wie einige von Euch (oder Ihnen) wissen, werde ich bei Präsentationen gerne rot. Das passiert, wie ihr sehen könnt, auch gerade jetzt. Ich mache einfach in „rot“ weiter und hoffe, dass euch mein Vortrag gefällt.“ Finden Sie Ihre eigenen Worte und gehen sie ganz offen damit um. Wenn Sie in einem Gespräch rot werden, sagen Sie es. Z.B. so „Oha, schon werde ich wieder rot. Machen sie sich nichts draus, dass passiert mir öfters, ich mache mir auch nichts daraus.“

Sie werden sehen, sobald Sie offensiv damit umgehen, werden Sie nicht ausgelacht, es sagt niemand etwas, es stört niemanden und – das ist das tollste – Sie werden in einiger Zeit nicht mehr erröten.

In diesem Sinne: alles Gute von mir!

Ich würde mich freuen zu erfahren, ob Sie es versucht haben und wie es für Sie war!

Ihr Stephan Däbler
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank! Endlich mal keine Standart-Antwort!





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