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Ich brauche extrem viel Nähe und Sicherheit

Anna (w, 17) aus Bremen: Hallo liebes Psychologen-Team.
Ich habe Probleme in Beziehungen.Ich klammere stark, wenn mein Partner zB. nur später aufsteht als ich und mich deswegen später anruft, bekomme ich eine große innere Anspannung, ich will meinen Partner am liebsten immer bei mir haben, so dass wir wie eins sind. Ich reagiere empfindlich auf Kritik und erwarte von einem Menschen, dass er immer für mich da ist. Wenn das nicht so ist, beende ich die Beziehung oder sie wird von meinem Partner beendet, weil ich zu besitzergreifend bin. Ich habe große Angst, dass mein Partner mich verlässt und bemühe mich so gut es geht, das zu verhindern (ohne Gewalt). Ich schneide mich,(nicht aus Selbsthass, aber aus innerem Druck)und ich habe oft Suizidgedanken. Durch meine Ängste sind alle engen Beziehungen,die ich hatte zerbrochen. Ich bin seit 8 Monaten mit einer Borderlinerin zusammen und habe das Gefühl, das zu haben, was ich brauche, Nähe und die Sicherheit, nicht verlassen zu werden. Diese Beziehung macht mich auch nicht kaputt, wie viele vorher gesagt haben. Ich wollte zu einem Psychologen bzw. Therapeuten gehen,aber das geht wegen dem Verhältnis zu meinen Eltern und unserer (Privat)Versicherung nicht. Können Sie mir vielleicht ein paar Tipps geben, was ich machen kann, da ich auch ein sehr großes Problem habe,neue Frendschaften zu schließen. Sobald ich nämlich weiß, dass jemand nicht hundertprozentig für mich da sein kann, wird keine tiefere Freundschaft daraus. Ich würde gern etwas ändern, weil ich mich oft einsam fühle, da meine feste Freundin auch 400km weg wohnt. Danke,Anna

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Anna,

danke für Ihre Frage, ich spüre die Anspannung und Verkrampfung dahinter, die Angst, alleine zu sein, ohne Halt und Struktur.

Ich will versuchen, verschiedene Standpunkte zu beleuchten. Sie brauchen extreme Sicherheit, versuchen eins zu sein mit Ihrem Partner und können auch Kritik schlecht vertragen. Das zeugt von einer ganz tiefen großen Unsicherheit, von Angst verlassen zu werden, nicht wichtig genug zu sein für andere Menschen, keine Wertigkeit zu haben. Das wirft mir die Frage auf, ob Sie in Ihrer Kindheit und Jugend nur brüchige, verunsichernde oder gar keine Bindungen erlebt haben, ob Sie immer durch Leistung überzeugen mussten, um das Gefühl zu haben, geliebt zu werden, ob Sie oft enttäuscht wurden von Menschen, die Ihnen eigentlich Sicherheit vermitteln sollten, z.B. Eltern, Familie... Ich glaube, dass Ihr Selbstwertgefühl wenig oder gar nicht entwickelt ist, so dass für Sie Nähe auch immer Sicherheit und Struktur bedeutet und Sie ohne das Angst haben. Wichtig wäre hier ein therapeutischer Ansatz, der Ihnen hilft, diese Ängste und Sehnsüchte einmal näher anzuschauen und zu bearbeiten.

Nun hat jeder Mensch ein Recht auf freie Selbstentfaltung und auch auf ein Privatleben, eine Intimsphäre. Die sind Sie verständlicherweise in Ihrer Angst nicht bereit, dem anderen zu geben. So fühlt der Partner sich eingeengt, bekommt schier keine Luft mehr und trennt sich dann. Das ist auch die Ursache für das Fehlen tiefer Freundschaften. Mit Ihren hohen Ansprüchen an Menschen verunsichern und verschrecken Sie potenzielle Freunde, weil diese nun Angst haben, nicht gut genug zu sein und auch wieder nicht um ihrer selbst Willen gemocht zu werden.

Um den Druck aushalten bzw. lindern zu können, verletzen Sie sich, so wie das auch Borderliner oft tun. Sie schreiben, Sie sind mit einer Frau, die daran leidet, befreundet und fühlen sich wohl in der Beziehung. Ihre Suizidgedanken beunruhigen mich ehrlich gesagt, so dass ich der Meinung bin, dass Sie dringend Hilfe brauchen, Privatversicherung hin oder her. Wenn große Not ist, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge, anonym und rund um die Uhr.

0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222

Dann schicke ich Ihnen unten stehenden Link mit, dorthin können Sie sich wenden, auch wenn Sie keiner oder einer anderen Relogion angehören. Ebenfalls an folgende Adresse können Sie sich wenden:

www.borderline-netzwerk.info/forum/viewtopic.php?t=684

Ihr Hausarzt könnte eine Anlaufstelle sein, ein Vertrauenslehrer, ein Schulpsychologe.

Liebe Anna, ich hoffe, Ihnen etwas Hilfe an die Hand gegeben zu haben. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, doch noch mit Ihren Eltern ins Gespräch zu kommen, die haben auch die Pflicht, für Sie zu sorgen und Ihnen alle medizinische und psychologische Hilfe zukommen zu lassen, die Sie brauchen. Ich wünsche Ihnen Kraft und Zuversicht sowie schnelle und effektive Hilfe!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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