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Gefühl von Unwirklichkeit durch Depression?

Jo (m, 26) aus Bayern: Hallo! Vor ca. 1 3/4 Jahren hatte ich aus heiterem Himmel ohne einen mir bewussten Grund eine Panikattacke. Danach plagten mich wochenlang Angstzustände (die gelegentlich wieder in Panikattacken mündeten) und was noch schlimmer ist, ein andauerndes Gefühl von Unwirklichkeit, so als würde ich alles wie einen Film sehen oder als wäre ich nicht richtig anwesend bzw. nicht richtig ich selbst.

Wobei ich natürlich weiß dass das Blödsinn ist. Die Panikattacken und Angstzustände habe ich relativ schnell wieder in den Griff bekommen, in dem ich sie einfach passieren lies und mich nicht mehr dagegen gewehrt habe. Damit hatte ich schnell auch so gut wie keine Probleme mehr.

Was mich aber sehr beunruhigt ist, dass ich dieses Unwirklichkeitsgefühl nicht weg bekomme. Ich war deswegen auch schon bei verschiedenen Ärzten (EKG,Blutentnahme,EEG,MRT,Röntgen von Halswirbelsäule,Ultraschall von Schilddrüse), mit dem Ergebnis, dass körperlich alles in Ordnung ist.

Außerdem war ich bei einem Psychiater. Dieser diagnostizierte mir eine Depression, wobei ich mich im Großen und Ganzen nicht depressiv fühle. Jedesmal wenn ich dieses Unwirklichkeitsgefühl anspreche, wischt er es mit der Begründung weg, es sei ein Symptom der Depression.

Meiner Meinung nach ist aber dieses schreckliche Gefühl die Ursache dafür dass ich mich gelegentlich nicht ganz so gut fühle. Schließlich beschäftigt mich das ganze ja sehr. Die Anti-Depressiva, die ich verschrieben bekam, helfen nicht, alles was ich davon habe sind Nebenwirkungen.

Meine Frage lautet nun ob es andere Ursachen für dieses andauernde Gefühl geben könnte und ob es sinnvoll wäre, wenn ich eine zweite Meinung bei einem anderen Psychiater oder evtl. bei einem Psychologen einholen würde?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Jo,

das Gefühl von Unwirklichkeit kann im Zusammenhang mit verschiedenen psychischen Störungen auftreten; häufig insbesondere zusammen mit Angststörungen und Panikattacken, aber auch bei Depressionen. Oft löst das Gefühl Angst aus oder verstärkt sie.

Man unterscheidet dabei zwischen:

A) Depersonalisation: Die Betroffenen klagen über ein Gefühl von entfernt sein, von 'nicht richtig hier' sein. Sie haben z.B. das Gefühl, in einem Film mitzuspielen.

B) Derealisation: Die Betroffenen klagen über, dass die Umwelt fremd sind. Sie klagen z.B. darüber, daß die Umgebung oder bestimmte Objekte fremd aussehen, verzerrt, stumpf, farblos, leblos, eintönig und uninteressant sind.

So wie Sie es beschreiben, klingt es nach Depersonalisation in Zusammenhang mit Panikattacken. Dass Sie die Panikattacken überwunden haben, ist ein sehr gutes Zeichen und sollte Ihnen Hoffnung geben. Oft hilft es, wenn die Betroffenen lernen, das Gefühl der Depersonalisation gelassen zu akzeptieren. Auch wenn man noch nicht genau weiß, wodurch dieses Gefühl verursacht wird, scheint es durch Angst, Stress und durch das Richten der Aufmerksaqmkeit auf dieses Gefühl eher verstärkt zu werden, während ein gelassener Umgang das Gefühl oft allmählich verschwinden lässt.

Die Anti-Depressiva, die Ihnen Ihr Psychiater verschrieben hat, können durchaus wirksam sein, weil Anti-Depressiva auch gegen Angststörungen und Panikattacken helfen. Wenn Sie allerdings das Gefühl haben, dass Sie nicht ernst genommen werden oder die Therapie nicht anschlägt, sollten Sie unbedingt nochmal eine zweite Meinung einholen und evt. auch eine Psychotherapie, die oft sehr gut bei Panikattacken und Depersonalisation hilft, in Erwägung ziehen. Dazu können Sie sich an einen psychologischen Psychotherapeuten wenden (oder sich von einem Arzt überweisen lassen). Psychologische Psychotherapeuten finden Sie z.B. im Psychomeda-Therapeutennetzwerk (Link unten).

Unter www.panicend.com/dede.html finden Sie weitere interessante Informationen zum Zusammenhang zwischen Panikattacken und Depersonalisation.

Viel Erfolg!
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die Antwort!





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