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Burnout-Prävention bei Lehrern

Burnout gar nicht erst entstehen lassen - diesem Präventionsgedanken folgt auch die Selbstwirksamkeits-Expertin Frau Dr. Schmitz. In Zusammenarbeit mit der Unfallkasse Rheinland-Pfalz wurde das außergewöhnliche Projekt "Stark für jede Stunde - selbstsicher und wirksam im Lehreralltag" ins Leben gerufen, welches innovativ Wissen und Erleben in Workshops sowie langfristige individuelle Betreuung in einem bedieneroptimierten Internet-Portal verbindet. Ein Beispiel, das "Schule machen" sollte. - von Dr. Gerdamarie S. Schmitz, Trainerin, Coach & Beraterin
Aus zwei Gründen sollten wir uns Burnout nicht leisten: Zum einen wegen den hohen Kosten in den Währungen "Geld" und "persönlichem Leid"; zum anderen, weil Burnout ja grade "die Besten" trifft, nämlich diejenigen, die mit Herzblut und besonderem Engagement tätig sind. Deren Arbeit wirklich einen Unterschied macht! Deshalb brauchen wir Programme, die Menschen erlebbar machen, wie sie neben den fachlichen Qualifikationen vor allem zu Lebensqualität und ihrer gesunden Lebensbalance finden.
Die psychologische Forschung zu Burnout zeigt, genau wie unsere eigene Forschung mit Lehrkräften an der Freien Universität Berlin (Schmitz, 2000), dass Burnout über lange Zeiträume entsteht, in denen bestimmte Verhaltensgewohnheiten zu chronischem Stress führen, der in der Folge leicht in Ausbrennen münden kann. Diese ungünstigen Gewohnheiten betreffen alle Bereiche des Lebens. Deshalb zielt unser salutogener Ansatz in diesem Projekt auf zwei Felder.
Einerseits wird innerhalb der langfristigen Betreuung ein gesundheitsförderlicher Umgang mit typischen Belastungsthemen aus der Berufswelt der TeilnehmerInnen aufgegriffen. Andererseits führen die Workshops die Teilnehmenden zu einem Verständnis darüber, wie Menschen eigentlich handeln und wie wir dabei selber Einfluss nehmen können - vor dem Hintergrund, dass ungünstige Gewohnheiten zunächst aufgespürt und dann aktiv verändert werden müssen.
Dieses Konzept beruht auf dem Handlungsmodell des führenden Selbstwirksamkeitsforschers Prof. Ralf Schwarzer. Es zeigt zunächst, auf welche Weise Motivation - also unsere Handlungsenergie - entsteht. Vereinfacht ausgedrückt machen zwei (meist unbewusste) Überzeugungen unsere Motivation aus: (1) Die Überzeugung, alle Anforderungen einer bevorstehenden Handlung sicher aus eigener Kraft meistern zu können. Diese Überzeugung nennen wir Selbstwirksamkeitserwartung. Und (2) die Überzeugung, dass das Ergebnis der Handlung genau das ist, was wir mit der Handlung erreichen wollen.

Motivation durch Selbstwirksamkeit

Ein Beispiel, dass Vielen sicher bekannt vorkommt, die schon einmal eine Diät versucht haben: Das angestrebte Ergebnis "Traumfigur" ist sicher höchst anziehend und gibt Handlungsenergie. Anders sieht es allerdings oft bei der Selbstwirksamkeit aus: Ob ich es schaffe, beim Kaffeekränzchen der köstlichen Torte von Marianne zu widerstehen??! Solche und ähnliche Zweifel oder gar Ängste zeigen eine eher geringe Selbstwirksamkeit an. Versuchen wir jetzt dennoch diese Diät, haben wir bereits einen schlechten Start und die Erfolgsaussichten sind nicht gut."
Für die weiteren (teils ebenfalls oft unbewussten) Schritte des Handelns gilt es nun vor allem, die Energie aufrecht zu erhalten; und zwar vor allem dann, wenn es schwierig, anstrengend und mühsam wird. Und bei jedem dieser Schritte nimmt die Selbstwirksamkeit weiterhin maßgeblichen Einfluss! In unserem Diät-Beispiel könnte das beispielsweise der Moment sein, in dem wir dann tatsächlich vor der Torte von Marianne sitzen und mit uns kämpfen. Diesen Kampf gewinnen wir nur dann, wenn wir über eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung verfügen.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier - Gewohnheiten lassen sich bekanntermaßen nur schwer verändern. Die Psychologie weiß, es gibt nur eine Möglichkeit, zu gesundheitsförderlichen Gewohnheiten zu kommen: Negative Gewohnheit identifizieren, gewünschtes Verhalten genau definieren, Umsetzung planen und üben, üben, üben... Bis sich die neue gesundheitsförderliche Gewohnheit fest etabliert hat.
Ein typisches Beispiel für beeinträchtigende Gewohnheiten liegt in unserem Umgang mit stressreichen Anforderungen. Ein potentieller Stressfaktor (wie z. B. eine Klassenstärke von über 30 Schülern) wird erst dadurch zum tatsächlichen Stressor, dass eine Person den Eindruck hat, die Anforderungen nicht oder nur unter extrem hohem Energieaufwand meistern zu können. Diese subjektive Bewertung potentieller Stressfaktoren erfolgt meist gewohnheitsmäßig und unbewusst. Und genau hier liegt der Schlüssel: Sobald wir bewusst wissen, wie Stress eigentlich entsteht und sobald wir wissen, welche Strategien wir für mehr Gelassenheit einsetzen können, halten wir den Schlüssel für positive Veränderungen in der eigenen Hand - wir brauchen ihn nur noch ins Schloss zu stecken und die Türe aufzusperren! Mit dem Psychomeda-Burnout-Stress-Test finden Sie heraus, wie Sie mit Stress umgehen und ob Sie für das Burnout-Syndrom gefärdet sind.
Dies ist eines der Themen der LehrerInnen-Workshops. Erleben, wie viel der tagtäglichen Anstrengung sich durch veränderte Gewohnheiten im Umgang mit Stressfaktoren in Luft auflösen. Für diese Veränderung hin zu gesundheitsförderlichen Gewohnheiten brauchen wir starke Selbstwirksamkeitsüberzeugungen. Im Workshop wird vermittelt, wie wir mangelnde Selbstwirksamkeit aufspüren und wie wir sie gezielt vergrößern können; damit wir erfolgreich das Steuer in die richtige Richtung wenden können.
Erfahrungsgemäß lassen schnell kleine Verbesserungen vornehmen, die vor Ort eine große Wirkung entfalten. Beispiel: Ein häufig genannter Stressfaktor (nicht nur) im Lehreralltag ist die fehlende Rückzugsmöglichkeit im Laufe eines langen Arbeitstages. Gewünscht wird ein Ort der Ruhe, an dem die Regel gilt, dass man nicht angesprochen wird. Wir aus anderen Projekten, dass sich nach einem ersten "Das geht hier nie!" in den meisten Fällen das Sprichwort "Wo ein Wille, da ein Weg" bewahrheitet hat: Es fand sich dann doch ein Platz, um in einer konzertierten Wochenendaktion mit Farbe und Pinsel gemeinsam diese Oase der Ruhe und Erholung einzurichten!
Die Energie, die in die Umsetzung solcher Verbesserungen fließt, ist aus unserer Erfahrung grundsätzlich deutlich kleiner als der Energiezuwachs, den diese Verbesserungen dann an jedem einzelnen Arbeitstag bedeuten! Und selbstverständlich entfalten gemeinsame Aktionen, die für alle Kollegen positive Veränderungen bringen, auch starke positive Effekte auf das gesamte Arbeits- bzw. Schulklima.
An diesem Beispiel wird die Zielsetzung des gesamten Projekts gut illustriert: Gemeinsam eine Positiv-Spirale in Gang setzen, durch die das Leben immer leichter und angenehmer wird. Und zwar für alle im System Schule!




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