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Soll ich mein Problem einfach offen in der Therapie ansprechen?

nadine (w, 42) aus 12345: Hallo,

ich bin 42 Jahre und befinde mich seit einigen Stunden in therapeutischer Behandlung. Seit Jahren habe ich das Gefühl, dass ich fast täglich traurig und schwermütig bin. Jedes kleine Problem belastet mich sehr. Mein Mann hat mich immer sehr unterstützt, trotzdem sind diese Gefühle nie wirklich besser geworden.

Mein Therapeut hat Dysthymie diagnostiziert und möchte mit mir eine Verhaltenstherapie machen. Er ist sehr freundlich und professionell, aber ich habe ein großes Problem mit der Situation an sich: ich fühle mich mit ihm nicht auf Augenhöhe, sondern irgendwie ausgeliefert und wie ein kleines Kind.

Das ist echt ein Problem für mich. Jemandem 100%iges Vertrauen zu schenken, der nicht mein Freund ist und nie sein wird, fällt mir super schwer. Ich überlege, ob ich es auch alleine schaffen könnte, wieder gesund zu werden. Die Gespräche haben mir schon geholfen und ich glaube zu wissen, in welche Richtung ich gehen muss, damit es mir besser geht.

Denken Sie, ich könnte das auch alleine schaffen oder soll ich das Problem einfach offen ansprechen?
Vielen Dank fürs Lesen!

Nadine

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nadine,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Es wäre sehr wichtig, dass Sie Ihre Gefühle des Misstrauens und des Sich-ausgeliefert-fühlens mit Ihrem Therapeuten besprechen, denn sie tauchen zunächst als so genannte Übertragungsgefühle in der Behandlung auf. Auch wenn Verhaltenstherapie inhaltlich nicht darauf ausgerichtet ist, mit diesen Übertragungsgefühlen aufdeckend therapeutisch zu arbeiten, so ist es für Ihren Behandler doch entscheidend zu erfahren, was Sie fühlen und ob Sie ihm einigermaßen vertrauen können, um die Therapie weiter zu führen.

Ich würde Ihnen empfehlen, es anzusprechen und dann zu schauen, wie er darauf reagiert und was bei diesem Prozess für Sie emotional passiert.

Vielleicht sind Ihre Gefühle bereits verknüpft mit der Entstehungsgeschichte der Dysthymie. Vielleicht ist es auch einfach nicht der richtige Therapeut oder die richtige Therapiemethode für Sie. Aus der Ferne lässt sich das nicht einschätzen, deshalb sollten Sie es überprüfen.

Ich verstehe Ihren Wunsch, allein mit sich weiter arbeiten zu wollen, wenn Sie dem Therapeuten nicht vertrauen können. Doch die Thematik des Vertrauens/Misstrauens lässt sich am besten im Kontakt, in Beziehung bearbeiten - nämlich auf der Ebene, wo es ursprünglich mal entstanden ist.

Schauen Sie, ob sich die Therapiebedingungen so verändern lassen, dass es für Sie sicherer und auf Augenhöhe anfühlt. Falls das nicht gelingt, können Sie immer noch allein mit sich weiterarbeiten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung:
Danke für die schnelle Antwort! Ich werde es ansprechen.





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