Mein Mann verhält sich sehr auffällig
Prisea (w, 33) aus Baden Württemberg: Liebes Psychologen-Team,
mein Ehemann verhält sich seit einigen Wochen verändert.
- Er bringt, meiner Meinung nach, oftmals keinen zusammenhängenden Gedanken mehr zustande. Er wirkt überdreht, bricht dann plötzlich zusammen und weint.
- Er agiert höchst emotional, laut, empfindlich.
- Er sagt, er ist im Stande Licht flackern zu lassen, der Fernseher / das Universum spricht zu ihm.
- Er ist in höchstem Maße von sich selbst überzeugt. Er ist wunderbar, toll, hat Ideen, die uns zu Milliardären machen etc.
- Er schläft kaum noch und schreibt stattdessen Nachrichten, filmt sich beim Spazierengehen, macht online 'Blog Einträge'
- In der Außenwirkung (Job, Fitnessstudios etc.) ist er zwar auffällig aber bewegt sich im Rahmen des Möglichen.
Für ihn ist sein Verhalten aber gänzlich nachvollziehbar, normal und keineswegs bedenklich - vielmehr bin ich für ihn nicht nachvollziehbar, weil ich anders denke.
Wie kann ich veranlassen, dass ihm geholfen wird? Ich sehe unsere Lebensqualität und unseren Lebensstandard tatsächlich gefährdet.
Vielen herzlichen Dank
mein Ehemann verhält sich seit einigen Wochen verändert.
- Er bringt, meiner Meinung nach, oftmals keinen zusammenhängenden Gedanken mehr zustande. Er wirkt überdreht, bricht dann plötzlich zusammen und weint.
- Er agiert höchst emotional, laut, empfindlich.
- Er sagt, er ist im Stande Licht flackern zu lassen, der Fernseher / das Universum spricht zu ihm.
- Er ist in höchstem Maße von sich selbst überzeugt. Er ist wunderbar, toll, hat Ideen, die uns zu Milliardären machen etc.
- Er schläft kaum noch und schreibt stattdessen Nachrichten, filmt sich beim Spazierengehen, macht online 'Blog Einträge'
- In der Außenwirkung (Job, Fitnessstudios etc.) ist er zwar auffällig aber bewegt sich im Rahmen des Möglichen.
Für ihn ist sein Verhalten aber gänzlich nachvollziehbar, normal und keineswegs bedenklich - vielmehr bin ich für ihn nicht nachvollziehbar, weil ich anders denke.
Wie kann ich veranlassen, dass ihm geholfen wird? Ich sehe unsere Lebensqualität und unseren Lebensstandard tatsächlich gefährdet.
Vielen herzlichen Dank
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Prisea,das was Sie beschreiben, klingt danach, dass Ihr Mann sich in einer manischen Phase befinden könnte, die Teil einer bipolaren Störung sein kann. Ich schreibe 'klingt danach' und 'könnte', weil eine eindeutige Diagnose über das Internet natürlich nicht möglich ist.
Jedoch deuten die Symptome, die Sie beschreiben, darauf hin: Die sich überschlagenden Gedanken, die starke Aktivierung, Schlaflosigkeit, der Größenwahn – in der Manie ist von allem irgendwie zu viel da.
Zunächst einmal: Ihr Mann kann nichts dafür, er ist krank. Er macht das also nicht mit Absicht und er kann auch nicht einfach so damit aufhören. Und: Manische Phasen gehen in der Regel nach vier bis zwölf Monaten von alleine wieder weg. Das heißt, es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Phase auch wieder abklingt.
Aber natürlich besteht die Wahrscheinlichkeit, dass wieder eine auftritt, und auch dass depressive Episoden auftreten können. Und während dieser Phasen wird natürlich auch Ihr Leben auf den Kopf gestellt und belastet. Dazu kommt, dass Menschen in manischen Phasen auch Verhalten an den Tag legen können, das weitreichendere Folgen haben kann, wie beispielsweise zu viel Geld auszugeben.
Es ist also auf alle Fälle geboten, dass Ihr Mann professionelle Hilfe bekommt. Das Problem ist aber, dass ihm aktuell krankheitsbedingt die Fähigkeit zur Einsicht fehlt und Sie ihn dadurch wahrscheinlich nicht dazu überredet bekommen, einen Arzt oder Psychotherapeuten aufzusuchen, und er denen möglicherweise auch keinen Glauben schenken würde. Das dürfte vermutlich erst dann funktionieren, wenn es ihm wieder besser geht. Vielleicht gibt es aber auch mal 'lichte Momente', in denen Sie ein Stück weit zu ihm durchdringen können. Erwarten Sie da aber bitte nicht zu viel von sich. Selbstverständlich können Sie auch selbst mit einem Arzt oder Therapeuten sprechen und sich dort Unterstützung holen.
Was können Sie sonst noch tun? Ganz wichtig: Freundlich bleiben. Das fällt sicher schwer, ganz klar, aber vielleicht hilft es, wenn Sie sich vor Augen halten, dass Ihr Mann gerade nichts dafür kann und dass die Phase hoffentlich bald abklingen wird. Ehrlich sein. Also auf keinen Fall dem lieben Frieden Willen seinen falschen Überzeugungen zustimmen. Und Grenzen deutlich machen und konsequent sein. Also z.B. wenn zum Beispiel laut wird, sagen Sie ihm, dass Sie nicht mit ihm reden können, wenn er so laut ist und beenden Sie das Gespräch oder unterbrechen es, wenn er nicht leiser wird. Auch wenn er krank ist und nichts dafür kann, dürfen Sie Ihre Grenzen wahren und konsequent handeln. Das ist ganz wichtig! Das gefällt ihm vermutlich erstmal in der Situation nicht, aber es hilft ihm eher, als wenn Sie solche Dinge zulassen und nichts tun. Sollte er in irgendeiner Weise dazu übergehen, sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen, dürfen Sie natürlich auch die Polizei oder den Notruf anrufen.
Ich denke, es kann auch gut sein, wenn Sie sich Informationen holen. Im Internet gibt es die Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (ich möchte keinen Link reinstellen, falls der irgendwann nicht mehr funktioniert), das hilft Ihnen vielleicht auch ein Stück weiter, wenn Sie mehr wissen, womit Sie es zu tun haben.
Also: Möglichst ruhig und freundlich bleiben, trotzdem ehrlich sein, Grenzen setzen und konsequent handeln, sich Informationen und Unterstützung für sich selbst holen, und für Ihren Mann dann, sobald die Phase abgeklungen ist und er wieder Einsicht zeigen kann. Das ist natürlich alles viel leichter gesagt als getan, damit umzugehen ist keinesfalls einfach und muss auch erst gelernt werden. Deswegen tun sie das, was Sie können und setzen Sie sich nicht unter Druck.
Ich hoffe, das hilft Ihnen zumindest ein Stück weiter, um die Situation besser einordnen zu können, und gibt Ihnen Ideen, was Sie jetzt tun können.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Ihr beider Leben bald wieder etwas ruhiger wird und Sie beide gut mit der Störung – sofern sich meine Vermutung bestätigt – leben lernen. Falls Sie noch Fragen haben, kontaktieren Sie mich gerne unter meiner Email-Adresse info@loesbar-online.de.
Viele Grüße
Astrid Hiersekorn
Bewertung durch den Fragensteller: 








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