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Wie werde ich wieder lebendiger?

Bobbelchen (w, 50) aus riedlingen: Besuch d. Wo. bei Psychiater ergab nicht verarbeiten burnout und depress. Episode 3/Medikation Citalopram 20 mg einsteigend mit 10 mg.
Habe seit dem Gespräch noch mehr düstere Gedanken vom 'gehen wollen', seither alles in Aufruhr was ich im Griff zu haben gemeint habe. Bin handwerklich selbständig, nichts gelingt mehr so richtig, unkonzentriert, brauche zu allem sehr lange, Kontakte lösen Panik aus, habe meine Aufträge nun drastisch reduziert, kann das aber nicht mehr lange so halten (Existenz). Meine Frage: Was kann ich bis zur Wirksamkeit d. Med. noch tun, um leistungsfähiger zu werden? Mein Psychiater hat noch nicht mein Vertrauen, weil er bei dem Gespr. sehr übermüdet schien und ständig gegen Einschlafen gekämpft hat.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Bobbelchen,

die Symptome, die Sie beschreiben, sind typisch für depressive Episoden und Burnout - sich wie gelähmt zu fühlen ist schwer auszuhalten, besonders für jemanden wie Sie, die als selbständige Geschäftsfrau sicherlich ein ganz anderes Energielevel gewöhnt ist. Kein Wunder, dass Sie verzweifelt sind und von düsteren Gedanken verfolgt werden. Es war gut, einen Facharzt aufzusuchen, sicherlich werden die Mediamente Wirkung zeigen, aber das braucht immer eine Anlaufzeit. Wenn Sie keinen Draht zu Ihrem Psychiater spüren und ihm nicht vertrauen, spricht nichts dagegen, einen Kollegen aufzusuchen um eine zweite Meinung einzuholen bzw. die Medikation zu überprüfen. Falls Sie sich dazu entschließen, sollten Sie aber bis zum Termin beim anderen Arzt auf jeden Fall so verfahren, wie es der Psychiater letzte Woche verordnet hat.

Wahrscheinlich haben Sie lange Zeit versucht, das Problem alleine in den Griff zu kriegen - jetzt gibt es eine Diagnose, vielleicht eine, die Sie schon erahnt haben, aber jetzt ist sie ausgesprochen. Es ist also nicht nur eine kurze Krise, sondern eine Depression udn ein Burnout - zwar kann man beide Symptomatiken gut in den Griff kriegen, jedoch sind Ihre Hoffnungen auf eine schnelle Lösung erstmal gedämpft, denn eine Verbesserung Ihres Zustands braucht Zait. Das ist für Sie ernüchternd und zunächst sicher frustrierend, deshalb ist es für mich gut nachvollziehbar, dass es Ihnen seit der Diagnose noch schlechter geht.

Sie sagen, Sie denken oft ans 'Gehen-Wollen' - ja, der Gedanke, allem eine Ende zu machen, ist für viele Menschen in einer solch bedrängenden Lage eine verlockende Idee. Und doch ist es bei näherem Hinsehen meist so, dass man in der Verzweiflung nicht gänzlich aus dem Leben, osndern nur aus dieser fürchterlichen Situation fliegen will. Jeder Mensch sehnt sich nach Lebendigkeit und auch in Ihnen wirkt diese Sehnsucht, sie nährt zum Beispiel auch die Motivation Hilfe in Anspruch zu nehmen, etwas ändern zu wollen. Für Suizid benutzt man gerne die Formulierung 'sich das Leben nehmen'. Wenn man diese Formulierung genau nimmt, enthält sie eine wichtige Botschaft im Sinne von 'sich etwas vom Leben nehmen, sich das Leben gönnen'.

Die eigene Lebendigkeit wieder zu entdecken ist das große Ziel, aber das ist in Ihrer Verfassung alleine fast nicht möglich, zu eingefahren ist das düstere Gedankenkarussell. Auch ein Psychiater ist da meist nicht der allein Richtige, denn er übernimmt eher die medizinische Versorgeung. Medikamnete sind wichtig - begleitende Psychotherapie auch. Ich empfehle Ihnen deshalb, sich einen Therapeuten zu suchen, der Ihren Weg zurück in die Lebendigkeit liebevoll und hilfreich begleitet. Leider gibt es bei kassenzugelassenen Psychotherapeuten meist längere Wartezeiten, aber bei freien Therapeuten werden Sie sehr schnell einen Platz finden. Da Sie als Selbstständige wahrscheinlich privat versichert sind, kann es gut sein, dass Ihre Kasse auch die Kosten für Sitzungen bei einem freien Behandler übernimmt. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer Versicherung.

Medikamente ermöglichen oft einen schnelleren Erfolg der Psychotherapie und umgekehrt wirkt Psychotherapie oft so hilfreich, dass weniger Medikamente notwendig sind. Es ist also durchaus sinnvoll beides zu kombinieren.

Als zusätzlichen Impuls am Rande möchte ich noch darauf hinweisen, dass wir Frauen im Alter um 50 herum aus ganz natürlichen Gründen starken physischen und psychischen Veränderungen ausgesetzt sind - auch in dieser Umbruchphase kann eine Therapie völlig neue Perspektiven eröffnen, hin zu einer neuen, lebendigen Weiblichkeit.

Um nochmal auf die düsteren Gedanken zurück zu kommen - diese verfolgen einen ja wie ein Schatten, wirken aber in manchen Situationen besonders bedrohlich, so zum Beispiel oft in der Nacht bei evtl. Schlaflosigkeit oder in ruhigen Momenten am Abend, am Wochenende usw. Dies ist dann schwer auszuhalten. Falls Sie das auch so erleben, scheuen Sie iich nicht, die Telefonseelsorge anzurufen. Unter der Nummer 0800 111 0 222 oder 0800 111 0 111 stehen an allen Tagen im Jahr rund um die Uhr geschulte Gesprächspartner zur Verfügung. Die Anrufe sind sowohl vom Festnetz als auch vom Handy aus kostenlos.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und dass Sie das Licht am Ende des Tunnels bald deutlich wahrnehmen können.

Herzliche Grüße von Pia Meyer
Bewertung durch den Fragensteller:
Ganz lieb und ausführlich geantwortet - und vor allem schnell . Vielen Dank





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