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Seit 4 Jahren Panikattacken

Bubbi (m, 29) aus Köln: Liebes Psychomeda-Team,
vor mittlerweile 4 Jahren hatte ich meine erste Panikattacke während eines Vorbereitungskurses zu meinem 1. Staatsexamen (Jura). Der Druck und Stress waren damals enorm groß. Seit dieser ersten Attacke hat sich mein ganzes Leben verändert. Plötzlich auftretende Ängste beim Autofahren, in der Bahn, im Kino, beim Sport etc. bestimmen nun meinen Alltag. Zusätzlich hat ein Arztbesuch vor Kurzem ergeben, dass mein Herz stark vergrößert ist. Die in diesem Zusammenhang durchgeführten Tests (Belastungs-EKG, Stress-Echo, Stress-MRT) ergaben aber keine konkreten Hinweise auf eine Herzinsuffizienz; aber die Ungewissheit bleibt. Somit habe ich mehrmals am Tag das Gefühl, dass mein Ende naht und hierdurch jegliches Vertrauen zu meinem Körper verloren.
Aktuell schreibe ich an meiner Doktorarbeit, deren Voranschreiten ebenfalls unter diesem psychischen 'Wahnsinn' leidet. Ich neige grundsätzlich dazu, mich selbst unter Druck zu setzen und es allen Menschen in meinem Umfeld recht zu machen. Versuche, dies zu ändern, sind gescheitert.
Ich wende mich an Sie, weil ich gerne wissen würde, ob Sie mit derartigen Fällen vertraut sind und welchen Tipp Sie mir geben können, damit ich aus diesem Teufelskreis wieder herauskomme? Eigentlich kann ich mit allem, was ich (materiell und immateriell) besitze und bisher geleistet habe, absolut zufrieden und glücklich sein. Das ist doch paradox, oder?

Vielen Dank und beste Grüße!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo liebe Bubbi,

Zunächst einmal möchte ich Ihnen meine grösste Hochachtung ausdrücken. 4 Jahre Panikattacken, das ist vergleichbar mit 4 Jahren Kriegszustand, ständige Anspannung und Beobachtung, wann die nächste Attacke auftritt.
Trotzdem haben Sie es geschafft Ihr Staatsexamen zu bewältigen, stehen jetzt sogar vor der Doktorarbeit. Respekt! Da müssen ganz gewaltige Ressourcen in Ihnen vorhanden sein, die es Ihnen ermöglichen Ihren Weg so tapfer zu gehen.

Jeder Mensch, der schon einmal eine Panikattacke erlebt hat, weiss wie wirklich unangenehm dieses Gefühl des Verlustes der eigenen Kontrolle ist. Und eine ganz logische Konsequenz daraus ist, diesem Gefühl aus dem Weg zu gehen. Es gar nicht mehr dazu kommen zu lassen, das so eine Panik noch einmal auftritt.
Ich erkläre meinen Klienten häufig, daß die Angst (die ja seit Urzeiten eine ganz wesentliche Funktion des Schutzes hat) sich nicht so einfach umgehen lässt. Es ist vergleichbar wie mit einem Kind, daß noch nicht die Fähigkeit hat, zu kommunizieren. Das Kind möchte beachtet und geachtet werden und sucht sich seine eigenen Wege sich mitzuteilen. Geht der erwachsene Mensch darüber hinweg, sucht es sich andere Wege und kann dann ganz schön rabiat werden.

Und so ist es auch mit der Angst, vermeiden wir die Konfrontation mit der Angst, sucht diese sich andere Wege, da kann dann aus der plötzlich auftretenden Angst beim Autofahren, später eine Angst vor dem Bahnfahren werden, vor dem Kinobesuch etc.

Unter Umständen wollte Ihre Angst Ihnen damals mitteilen: „schalte mal einen Gang runter, der Körper leidet, so geht’s nicht mehr.“
Interessanterweise habe ich bei meinen Klienten beobachtet, daß instinktiv jeder schon sehr genau weiss, was diese Angst ursprünglich eigentlich mitteilen wollte.

Nun ist es bei Ihnen schon zu körperlichen Symptomen gekommen, zu dem ganzen Druck kommt es zu einer weiteren perfekt genauen Beobachtung des Körpers, die Anspannung steigt und die nächste Panikattacke ist vorprogrammiert. Denn Anspannung und Stress sind typisch angstauslösende Faktoren.
Ich würde Ihnen empfehlen, sich therapeutische Hilfe zu suchen. Therapeuten aus Ihrer Umgebung können Sie unter anderem in der Psychomeda Datenbank finden.

Therapeutisch würde dann erst einmal die Symptomreduzierung im Vordergrund stehen. D.h. das Erlernen eines Entspannungsverfahrens ist wesentlich. Denn ein entspannter Körper kann nicht angespannt sein. Als hilfreiches Mittel zur Wahl hat sich hier z.b. die progressive Muskelrelaxation (PMR) bewährt. Einige Krankenkassen fördern auch das Erlernen dieser Technik.

Desweiteren würde ich Ihnen raten, sich die Bauchatmung anzutrainieren. Im Anhang habe ich Ihnen einen Link mitgesendet. Bei einer Angstattacke ist die Atmung flach und schnell, der Betroffene nimmt zuviel Sauerstoff auf, es wird mehr Kohlenmonoxid produziert, gleichzeitig aber weniger Sauerstoff an die Körperzellen abgegeben, das führt dann zu den körperlichen Reaktionen, wie Benommenheit, schneller Herzschlag etc...was zu einer Angstverstärkung führt.

Liebe Bubbi, sagen Sie sich bitte stets: Angst findet nur im Kopf statt und Ihr jetziges Erleben ist ein angelerntes Verhalten, welches auch wieder verlernt werden kann.

Gerne stehe ich Ihnen auch für weiterführende Fragen zur Verfügung. Wenn Sie möchten, nutzen Sie einfach meine kostenlose telefonische Sprechstunde Montags oder Mittwochs.

Mit herzlichen Grüssen
Angela Eichler
Heilpraktikerin (Psychotherapie)
www.hypnose-coaching-koeln.de

Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die schnelle und kompetente Antwort. Therapeutische Hilfe ist wohl wirklich die beste Lösung.

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