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Panikattacken und große Angst

besenmann (m, 20) aus Pforzheim: Sehr geehrtes Psychomedateam,

vor ungefähr 3 Wochen hatte ich ziemlich heftige Panikattacken, die 6 Tage lang je mindestens 6 Stunden lang gingen. Die Ursache war ein Fernstudium, das ich jetzt erstmal pausiere. Die Panikattacken waren so heftig, dass ich mir einfach nur gewünscht habe, dass es aufhört und sogar an Suizid gedacht habe.

Nachdem ich dann in der Notstation gesagt bekommen habe, dass ich nicht in die Psychatrie muss, sondern dass das nur vorübergehend ist und ich ein Medikament bekommen habe für den Notfall, sind die Attacken weggegangen.

Geblieben sind aber die Gedanken. Seit dieser Zeit 'philosophiere' ich über die Realität (was, wenn wir in einer Matrix leben?), wer ich eigentlich bin (weil ich jeden Gedanken und jede spontane Handlung von mir 'anzweifele'), dass ich nicht mehr lange lebe (obwohl ich nicht sterben will) und über Selbstmord (was ich nie machen würde).

Mir macht nichts mehr groß Spaß und mein Körper fühlt sich wutgeladen an. Die Gedanken an sich wären ja nicht so schlimm, wenn sie nicht so intensiv wären (ich leide auch an Zwangsgedanken). Antidepressiva nehme ich nicht, da eine Nebenwirkung mir Angst gemacht hatte (mit Panikattacken aufgewacht, schweißgebadet).

Ich habe Angst, dass mir niemand da 'raushelfen kann (Therapie in 1 Monat). Die Gedanken bzw. Gefühle oder das Unterbewusstsein machen mir jeden Tag zu schaffen. Ich möchte jetzt ein FSJ anfangen, habe aber Angst, dass ich irgendwann total verrückt werde, weil ich den Zweifeln und Ängsten nicht mehr lange 'standhalten' kann.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber besenmann,

danke für Ihre ausführliche Zuschrift, aus der hervorgeht, daß Sie sich bereits sehr intensive Gedanken über sich selbst und Ihre Zukunft machen. Sie beschreiben die typischen Abläufe von Panikattacken, die Heftigkeit, das Gefühl sterben zu müssen oder auch sterben zu wollen. Es ist wichtig und gut, daß Sie selbst aktiv Hilfe gesucht und in Anspruch genommen haben, bitte tun Sie das in einer vergleichbaren Situation wieder!

Woher Ihre Ängste genau kommen, wie sie aussehen und wie Sie Zugang zu ihnen finden, das wird tatsächlich ein Fall für eine Psychotherapie sein, um die Sie sich ebenfalls schon gekümmert haben. Sie schreiben, daß Ihre Therapie in einem Monat beginnt, und das spricht für Ihren Wunsch, sich selbst besser zu verstehen und kennenzulernen. Ihre Gedanken hinsichtlich Realität etc. sind in meinen Augen völlig normal, auch der Zweifel an der Wirklichkeit der eigenen Existenz. Das wichtige daran ist, daß Sie diese Gedanken mit einem Gegenüber besprechen, nicht, um sie bestätigen oder ablehnen zu lassen, sondern weil Sie nur einem Diskurs feststellen können, wie weit diese Gedanken wirklich Ihrer eigenen Realität entsprechen und was sie Ihnen bedeuten.

Sollten Sie schneller als in einem Monat therapeutische Gespräche in Anspruch nehmen wollen, wenden Sie sich an einen Heilpraktiker für Psychotherapie, der in aller Regel flexiblere Termine vergibt als ein psychologischer Psychotherapeut dies kann; Adressen finden Sie hier auf psychomeda.

Ihre Vorbehalte gegenüber Medikamenten kann ich gut verstehen. Oft sind sie notwendig und wichtig, doch wirken Psychopharmaka nur symptomatisch, d. h. wenn das Medikament abgesetzt wird, kehrt die ursprüngliche Symptomatik fast immer wieder. Und: „Keine Wirkung ohne Nebenwirkung“, ein Gesetz in der gesamten Pharmakologie!

Sie schreiben nicht, nach welchem Verfahren Ihre Therapie ablaufen wird. In Anbetracht Ihrer Fragestellungen und Beschreibungen halte ich es für durchaus sinnvoll, daß Sie eine analytische bzw. tiefenpsychologische Therapie anstreben sollten. Dort erhalten Sie den Rahmen, Ihre philosophischen Fragen und auch die unbewußte Verursachung Ihrer Panikattacken beleuchten zu können. Sie haben bereits vieles unternommen und ich kann Sie nur ermuntern, diesen Weg mutig und entschlossen weiter zu gehen. Daß Sie „verrückt werden“ halte ich für eher unwahrscheinlich, es ist ein typisches Gefühl bei einer Panikattacke, das Sie im Rahmen einer Therapie lernen werden zu interpretieren. Eine intensivere Beziehung zu sich selbst und eine größere Souveränität im täglichen Leben wird sicher die Folge sein!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
Heilpraktiker f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die ausführliche Antwort





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