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Meine Freundin leidet unter Krankheitsangst und will sich nicht psychologisch behandeln lassen

Sunrise (m, 25) aus Neckartenzlingen:

Liebes Psychomeda-Team,

Meine Freundin (w, 25)zeigt schon zum wiederholten Mal Symptome einer Form von Krankheitsangst oder Hypochondrie auf. Laut einer bereits aufgesuchten psychologischen Beratung wäre es durch eine kognitive Verhaltenstherapie möglich, diese Thematik zu behandeln.

Nun stellt sich aber das Problem, dass meine Freundin so felsenfest überzeugt ist, dass ihre Schmerzen nur eine medizinische Krankheit sein können und deshalb immer vehement abstreitet, dass es sich bei ihr auch um eine psychische Angelegenheit handeln könnte (deshalb konnte auch noch keine Diagnose für sie gestellt werden, da sie immer komplett abblockt sich überhaupt einmal auf eine psychologische Untersuchung einzulassen).

Haben Sie daher einen Rat für mich, wie ich meine Freundin denn überzeugen kann, dass es sich nicht um die von ihr geglaubte tödliche Krankheit handelt, sondern die Situation einen psychischen Ursprung hat? Und können Sie mir auch sagen, wie ich es schaffen kann, meiner Freundin zu vermitteln, dass sie sich einer psychotherapeutischen Hilfe öffnen muss um Ihre Schmerzen richtig deuten bzw. Krankheitsangst behandeln zu können? Und wie kann ich es schaffen, dass sie selbst überhaupt zur Erkenntnis kommen kann, dass gar keine körperliche Krankheit vorliegt sondern es die psychologische Ursache ist, die die Situationen bei ihr hervorruft?

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung bereits im Voraus!
Danke für jede Antwort!

Mit hoffnungvollen Grüßen
Sunrise

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Sunrise,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Um es gleich vorweg zu nehmen: Sie können Ihre Freundin nicht davon überzeugen, dass ihre Beschwerden psychischen Ursprungs sind. Wenn dem so wäre, hätte sie ihre Erkrankung schon nicht mehr und wäre auf dem Heilungsweg. Denn das Schwierige ist ja, dass sie absolut davon überzeugt ist, dass sie körperlich krank ist oder werden könnte.

Ihre Freundin muss selbst an den Punkt kommen, an dem sie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen will. Sei es, dass ihr Leidensdruck weiterhin steigt, sei es, dass äußere Umstände sie letztlich indirekt dazu zwingen.

Vielleicht hilft es Ihnen, noch etwas genauer zu verstehen, was die Überzeugung Ihrer Partnerin letztlich bewirkt. Wie bei allen neurotische Störungen, wird hier eine tiefer liegende Angst auf eine Ebene verschoben, die seelisch als bewältigbar erscheint. Die Strategie mag neue Probleme verursachen, aber sie ist trotzdem erstmal eine nützliche Überlebensstrategie udn kann deshalb nicht einfach aufgegeben werden.

In dem Fall Ihrer Freundin geht es um die Verschiebung der Ängste auf die körperliche Ebene. Dadurch wird die Gefahr - nämlich eine tödlich organische Krankheit - konkret und kann 'bekämpft' werden. Zum Beispiel, in dem man ständig zum Arzt geht, sich untersuchen lässt usw. Die tiefer liegende Ängste sind auf diese Weise eingebunden, versorgt und müssen nicht mehr bearbeitet werden. Die Krankheitsangst dient also der Angstabwehr und ist in dieser Hinsicht durchaus nützlich.

Wenn Ihre Freundin ihre Überzeugung in Frage stellen würde, wäre sie auf psychischer Ebene schutz- und haltlos ihren Ängsten ausgeliefert. Das gilt es zu verhindern.

In einer Behandlung könnte es darum gehen, nicht nur auf kognitiver Ebene eine Umstrukturierung einzuleiten, sondern möglichst auch körperlich die interozeptive Körperwahrnehmung, das direkte Spüren des Körpers und seinen Empfindungen zu schulen, damit die somatische Verknüpfung 'körperliche Empfindung = todbringende Krankheit' sich langfristig lösen kann. Doch solange Ihre Partnerin von sich aus nicht zu einer Behandlung bereit ist, können Sie wenig tun.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie



Bewertung durch den Fragensteller:
Liebe Frau Wagner, Herzlichen Dank für ihre Hilfe und ihre so ausführlichen Erklärungen, diese haben mir sehr weitergeholfen!





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