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Ich habe so große Angst davor, jemandem mein Herz zu öffnen

BlueberryCake (w, 23) aus Berlin:

Liebes Psychomeda-Team,

ich bin 23 Jahre alt und habe schon immer Probleme gehabt, mich auf jemanden einzulassen, das heißt: jemandem mein Herz zu öffnen und die Möglichkeit zu geben, mich näher kennenzulernen. Mit 19 (2009) hatte ich meinen ersten Freund. Es war Liebe auf dem 1. Blick. Er wusste sofort, dass er mich näher kennenlernen wollte, aber ich hatte große Angst davor. Nur weil er so hartnäckig war und nicht aufgegeben hat, hat mein Herz beschlossen, ihm eine Chance zu geben (im nachhinein meinte er, er wäre fast am Aufgeben gewesen, weil er dachte, ich spiele nur mit ihm).

Seit der Trennung im Jahr 2010 ist die Angst, sich auf jemanden Neues einzulassen, größer den je...ich hänge immer noch sehr an meinen 1. Freund. Die Trennung war so schlimm, dass ich lange Zeit durchgehend traurig war...auch heute noch denke ich oft an ihn und die gemeinsame Zeit.

Meine Frage: Hat es damit zu tun, dass meine Eltern mich mit 1 Jahr für ein Jahr bei der Familie meiner Tante hat aufwachsen lassen (da sie beruflich viel zu tun hatten)...also spielt die Verlustangst im Unterbewusstsein eine Rolle?
Viele Grüße BlueberryCake

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe BlueberryCake,

ich danke Ihnen für Ihre vertrauensvolle Anfrage. Es stimmt mich sehr traurig, was Sie von sich berichten. Sie haben schon immer Schwierigkeiten gehabt, sich auf eine Partnerschaft einzulassen. Mit 19 Jahren öffneten Sie Ihrem ersten Freund Ihr Herz. Doch die Beziehung endete nach einem Jahr. Leider schreiben Sie nichts über die Gründe, warum sie sich letztendlich voneinander getrennt haben.

Noch heute denken Sie oft an Ihren Ex-Freund und die gemeinsame Zeit. Und es fällt Ihnen schwerer denn je, sich auf einen neuen Partner einzulassen. Sie fragen sich, ob der Umstand, dass Sie als einjähriges Kind für ein Jahr bei Ihrer Tante aufwachsen mussten, ein Grund für eine unbewusst vorliegende Verlustangst sein könnte.

Grundsätzlich ja, aber so pauschal kann ich das aus der Ferne der Online-Beratung nicht beurteilen. Dazu müsste ich mehr über Ihre gesamte Lebensgeschichte und die Zusammenhänge wissen.

Entscheidend ist jedoch, dass Sie sich selbst die Frage stellen. Wenn man in so frühem Alter die Bezugspersonen wechseln musste, kann dies für ein Kind eine traumatische Erfahrung sein. Kann, aber muss nicht. Denn es hängt auch sehr von den Bedingungen ab, unter denen dies geschehen ist: Wie Ihre Eltern sich Ihnen gegenüber verhalten haben, wie stark und sicher die Bindung zu ihnen war, wie Ihr Verhältnis zu Ihrer Tante war, ob es noch andere liebevolle Bezugspersonen gab usw.

Deshalb möchte ich Sie fragen: Was brauchen Sie heutzutage, um sich anderen Menschen gegenüber öffnen zu können? Welche Art von Sicherheit können Sie sich selbst geben?

Wenn man sich auf eine Beziehung einlässt, geht man gleichzeitig auch das Risiko ein, verletzt zu werden oder sich auch wieder zu trennen. Das macht die Lebendigkeit menschlicher Beziehungen aus. Sie verändern sich stetig, sind Zyklen unterworfen, können
wachsen, intensiver werden oder eben auch in die Trennung führen

Dies anzuerkennen ist nicht leicht, weil es häufig ein tiefes Bestreben gibt, das Glück und den Partner festhalten zu wollen. Festhalten und die damit verbundene Verlustangst führen paradoxerweise meist zum Gegenteil; das, was man befürchtet und vermeiden möchte, nämlich die Trennung, tritt dann irgendwann ein. Angst erstickt die Liebe und die lebendigen Wachstumsimpulse einer Beziehung.

Wenn Sie nun aber bereits als Kind sehr früh verlassen wurden, kann sich eine Trennung für Sie immer noch als lebensbedrohlich und emotional unaushaltbar anfühlen. Sich auf niemanden einzulassen, ist somit der beste Schutz, den Sie sich selbst geben können.

Versuchen Sie mitfühlend mit sich selbst zu sein, akzeptieren Sie Ihr Schutzbedürfnis.
Nehmen Sie paar Therapiesitzungen, um die Hintergründe emotional besser zu verstehen und verarbeiten zu können. In der Therapie können Sie im geschützten Rahmen allmählich lernen zu vertrauen und offener zu werden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute dafür,

herzlicher Gruß

Anke Wagner
-Heilpraktikerin f. Psychotherapie -

Bewertung durch den Fragensteller:





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