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Ich habe Angst vor Menschen

Solace (w, 21) aus Konstanz:
Als ich 14 Jahre alt war, hat meine Mutter mir im Streit gesagt, dass ich ungewollt bin und nur eine Last darstelle. Das hat mich so tief verletzt, dass ich meine Mutter bis heute verabscheue. Jedes Mal wenn ich an diese Worte denke, breitet sich in mir ein riesiger Hass aus und ich möchte irgendetwas zerstören. Damals hab ich mich selbst zerstört, ich hab mich selbst verletzt an Armen und Beinen, meine Fäuste gegen Betonwände geschlagen und viel Alkohol getrunken nur um irgendwie diesen Hass, diesen Schmerz zu betäuben. Sie ist glaube ich, der Grund meines eigentlichen Problems.

Ich bin ausgezogen um Abstand zu gewinnen, doch dadurch wurde alles irgendwie schlimmer,denn ich kann nicht mit Menschen umgehen, ich habe Angst vor Menschen. Egal wo ich von Menschen umgeben bin, denke ich nach, was diese fremden Menschen über mich denken. Sobald einer redet denke ich sie reden schlecht über mich. Ich beginne am ganzen Körper zu zittern und bekomme Schweißausbrüche – meistens geschieht dies an geschlossenen Orten von denen ich nicht fliehen kann ( Bus, Unterricht). Oftmals versuche ich schon die Situation von vorneherein zu vermeiden. Es ist als setzt mein Verstand in der jeweiligen Situation aus und die Angst nimmt überhand.

Aus Angst jemals wieder so verletzt zu werden wie von meiner Mutter, stoße ich alle Menschen die mir wichtig sind weg von mir. Meine Angst vor Menschen ist so groß, dass ich es nicht einmal schaffe mir Hilfe zu suchen. Wie kann ich diese Angst bewältigen, ohne der jeweiligen Situation aus dem Weg zu gehen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Solace,

danke für Ihr Vertrauen, mit dem Sie Ihr Anliegen so offen und selbstreflektiert schildern. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt und ich kann es gut nachempfinden, dass diese Verletzung für Sie fast unaushaltbar ist. Zunächst haben Sie in jungen Jahren versucht, sich selbst zu verletzen, um den Schmerz zu betäuben. Als Sie räumlich auf Distanz zu Ihrer Mutter gingen und von zu Hause auszogen, merkten Sie, dass Sie nicht nur verletzt sind, sondern auch Angst vor anderen Menschen haben.

Sie haben wahrscheinlich schon als Baby sehr genau gespürt, dass Sie nicht wirklich willkommen sind. Auf Grund dieser Erfahrung konnten Sie kein tiefes Vertrauen zu nahen Bezugspersonen entwickeln, was wiederum die Grundlage dafür bildet, dass Sie sich später auch ängstlich im Kontakt mit anderen Menschen fühlen. So fehlt Ihnen das verinnerlichte Vertrauen, einfach angenommen, geliebt und akzeptiert zu werden, so wie Sie sind.

Die Angst, die Sie nun an geschlossenen Orten erleben, ist die ursprüngliche Angst, die Sie schon immer hatten, aber nicht spüren konnten, weil sie von Wut und Hass überlagert war. Dadurch, dass Ihre Angst jetzt mit bestimmten Situationen verknüpft ist, wird sie greifbar und Sie bekommen die Möglichkeit, sie zu vermeiden. Das ist erstmal eine hilfreiche, entlastende Strategie Ihrer Psyche. Doch die Angst kann sich dadurch nicht auflösen, im Gegenteil, durch Vermeidung der auslösenden Situationen verschlimmert sie sich meist sogar.

Sie werden jedoch Ihre Angst nur bewältigen können, wenn Sie sich ihr stellen. Und um die therapeutische Unterstützung zu bekommen, die Sie dafür benötigen, müssen Sie Ihre Angst bereits kurzfristig überwinden. Sie haben sich getraut, hier auf Psychomeda von Ihrem Problem zu berichten. Tun Sie bitte nun den nächsten Schritt und suchen Sie sich die psychotherapeutische Begleitung, die Sie brauchen. In der Therapie können Sie als Erwachsene die Erfahrung machen, sich zutiefst angenommen zu fühlen und daraufhin Vertrauen entwickeln zu können. Dann lösen sich Ihre Ängste langfristig und Sie können anderen Menschen und Ihrer Umwelt wieder vertrauensvoller und offener begegnen.

Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute und die Kraft und den Mut, sich Hilfe zu suchen.

Herzlicher Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:

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