Generalisierte Angststörung - Wie gehe ich damit um?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lilli,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Vertrauen.

Sie haben sehr, sehr viel Kraft, wenn Sie seit Jahren mit der Diagnose 'Generalisierte Angsstörung' leben und tagtäglich nach einem Weg suchen, wie Sie damit umgehen - und vor allem nicht aufgeben! Hut ab vor Ihnen! Sie sind in Reha gegangen und gehen zur Gesprächstherapie - das heißt, irgendwoher nehmen Sie die Kraft, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Werden Sie sich bewusst, welch große Energie in Ihnen steckt.

Sie schrieben, dass die Rehamaßnahmen immerhin einen kurzfristigen Erfolg gebracht haben. Können Sie sich erinnern, was Ihnen kurzfristig geholfen hat? Wer hat Ihnen geholfen? Was hat Ihnen geholfen? Da gibt es vielleicht doch hilfreiche Strategien, die Ihnen zumindest kurzfristig den Umgang erleichtert haben. Vielleicht hilft es Ihnen, diese Ressourcen noch einmal 'anzuzapfen'.

Dann kam mir als Gedanke: Vielleicht ist der 'Machtkampf' nicht hilfreich für Sie. Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie wieder die 'Herrschaft über sich' haben möchten. Vor allem, wenn der 'Herrscher Generalisierte Angsstörung' Sie in Todesangst versetzt.

Ich möchte Sie einladen, sich etwas vielleicht im Moment Unvorstellbares vorzustellen:

Angenommen, Sie geben den Kampf gegen den 'Herrscher' auf? Können Sie sich vorstellen, sich mit Ihrem 'Herrscher Generalisierten Angststörung' zu unterhalten? Wenn Sie den 'Herrscher' fragen würden: Was willst Du mir sagen? Was möchtest Du von mir? Vor was möchtest Du mich beschützen? Welchen Sinn gibst Du meinem Leben? Was wäre, wenn Du nicht mehr da wärst? Was würde ich gewinnen? Was würde ich verlieren?'.

Ein weiterer Gedanke, der mir kam: Vielleicht könnte es Ihnen helfen, Ihre Gedanken als das zu nehmen, was sie sind: Gedanken. Gedanken sind nicht immer hilfreich. Gedanken sind nicht immer die Wahrheit. Ich muss nicht zwingend nach meinen Gedanken handeln. Es ist gut, dass wir einen Verstand haben. Er hilft uns beim Verstehen, Bewerten, Einordnen usw... Nicht immer jedoch sind unsere Gedanken hilfreich und sinnvoll.

Vielleicht hilft es Ihnen, Ihre Gedanken zu beobachten. Versuchen Sie, sich beim Denken zu beobachten. Und schauen Sie sich Ihre Gedanken an, ohne mit Ihnen zu verschmelzen. Ich HABE Gedanken. Ich BIN NICHT meine Gedanken. Vielleicht hilft es Ihnen, Distanz zu den Gedanken aufzubauen, mit denen Sie so sehr kämpfen. Die Sie so sehr bedrohen und im Griff zu haben scheinen.

Manchen Menschen hilft es auch, der Angst eine 'Gestalt' zu geben. Ein Klient von mir hat sich ein Monster-Stofftier zugelegt. Wenn ihn das 'Angstmonster' mal wieder überfallen hat, hat er es auf einen Stuhl gesetzt und mit ihm geredet. Das hat ihm geholfen, um nicht mit der Angst zu verschmelzen. Und, um zu schauen, welche Bedürfnisse dahinter stehen könnten.

Nun hoffe ich, dass etwas für Sie dabei war. Ich kenne ja durch Ihre Nachricht nur einen minikleinen Ausschnitt aus Ihrem Leben. Mir ist bewusst, dass ich auch völlig daneben liegen kann.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie weiterhin Ihre Kräfte mobilisieren, um sich einen Weg durch dieses 'Angstgestrüpp' zu bahnen. Damit Sie gemeinsam mit dem 'Herrscher Generalisierte Angststörung' auf dem Thron sitzen können und gemeinsam mit ihm ausdiskutieren können, was Ihnen guttut. Und Ihnen ermöglicht, Ihr Leben so zu leben, wie Sie es sich vorstellen.

Herzliche Grüße und ich freue mich auf eine Rückmeldung von Ihnen, ob meine Nachricht hilfreich für Sie war.

Von Herzen alles Gute für Sie.

Ihre Christina Schulz

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