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Diverse Ängste dominieren das Leben meiner Mutter total

Holly (w, 30) aus Ruhrgebiet : Könnten das Anzeichen für eine generalisierte Angststörung sein?

Meine Mutter (59) ist seit jeher ein ängstlicher und schreckhafter Mensch, aber mit den Jahren hat sich das massiv verschlimmert. Sie hat einen extrem eingefahrenen Lebensstil, unbekannte Situationen bereiten ihr meistens Angst/Unsicherheit/Unbehagen, sodass sie diese vermeidet (z.B. unbekannte Strecken mit dem Auto fahren, Flugreisen, alleine Bahn fahren, plötzlich ihre Meinung vertreten, wichtige Entscheidungen treffen...) Sie leidet seit vielen Jahren unter heftigen Schlafstörungen, kann nicht einschlafen oder wacht mitten in der Nacht schweißgebadet auf. Teilweise schläft sie nur 2-4 Stunden pro Nacht. Sie grübelt ohne Unterlass (wirklich sehr extrem), sagt selbst, dass sie sich immer so viele Sorgen um alles mache, aber einfach nicht anders könne und neigt hin und wieder dazu Sachverhalte, die sie sehr beschäftigen, zu katastrophisieren. Sie kann einfach nicht locker lassen und mal entspannen. Immer besorgt, immer angespannt, kann sie sich tagelang den Kopf zerbrechen über völlig harmlose und bereits geklärte Dinge. Sie hat Angst, dass etwas schief gehen könnte, Angst davor Fehler zu machen, Angst dass mir oder meinem Vater etwas zustoßen könnte, Angst davor was Dritte über ihre Handlungen und Entscheidungen denken könnten etc. Das ist mittlerweile zur großen Belastung für die gesamte Familie geworden. Bevor ich sie konfrontiere, wollte ich mir Ihren Expertenrat einholen.

Vielen Dank!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Holly,

danke für Ihr Vertrauen und Ihre Anfrage.

Ja, das was Sie so schildern, scheint eine massive Angststörung zu sein, evtl. vermischt mit Depression und einhergehend mit Grübelzwang. Diagnosen dürfen wir hier nicht stellen, doch eine erste Einschätzung abgeben.

Da hilft es freilich auch nichts, denjenigen, also die Mutter und Ehefrau aufzufordern, sich nicht so viele Sorgen zu machen, sich zu entspannen oder Dinge lockerer zu sehen. Die Mama kann einfach nicht, weil sie so festgezurrt ist in ihren Schubladen und Abläufen. Diese geben ihr noch eine gewisse Sicherheit in all ihren Befürchtungen, sie kann sich einfach nicht vorstellen, dass vermutlich nichts passieren würde, wenn sie anders handelte.

Ich rate Ihnen zu einem Therapievorschlag. Es gab anscheinend Zeiten im Leben Ihrer Mutter, in denen sie sehr streng erzogen wurde, in denen es wohl Strafen gab, wenn... Zeiten, in denen sie nie gut genug war, Zeiten, die sie prägten in ihrem Selbstbild, das mir nicht positiv besetzt scheint. Was werden denn die anderen sagen, ja, das war wichtig, ist es heute oft noch. Das kann belastende Ausmaße annehmen, noch dazu, wenn die eigene strenge Fantasie mit uns durch geht, denn andere denken oft gar nicht das, was wir glauben. Es scheint, dass Ihre Mutter einen sehr schlecht richtenden inneren Wächter hat, der ihr Leben so einengt.

Diese Gedanken und Gefühle werden generationenübergreifend weitergegeben, so dass ich mir vorstellen kann, dass eine tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie sehr erhellend sein wird, Ihrer Mutter Verständnis für ihre Handlungen und Gedanken bringt und so ein Umdenken, Umfühlen und Umhandeln in ihrem Sinn ermöglicht. Und ganz wichtig, sie alleine kann sich die Erlaubnis geben, einfach sie selbst sein zu dürfen mit allen Unzulänglichkeiten, die uns Menschen ausmachen. Das geht aber nur über kompetente therapeutische Hilfe, die Ihr Selbstwertgefühl stärkt und dazu führt, dass sie sich mutig positionieren kann.

Fördernd für die Entspannung abseits einer Psychotherapie haben sich Autogenes Training oder sogenannte Fantasiereisen erwiesen. Auch Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen ist zu empfehlen, da die Mama hierbei sogar ganz genau körperlich fühlen kann den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung.

Liebe Holly, ich wünsche Ihrer Mutter und damit auch Ihnen und der Familie eine wirklich gute Hilfe, damit sie aus dem Korsett der Ängste und Zwänge entfliehen kann. Mehr Lebensqualität, aber auch Geduld für den kommenden Weg, Mut und Kraft!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Weltliche Trauerrednerin und Hochzeitsrednerin

Bewertung durch den Fragensteller:
Sehr einfühlsam, empathisch und ich hatte wirklich das Gefühl, dass sich jemand Zeit genommen hat zur Beantwortung der Frage





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