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Aus Überforderung möchte ich am liebsten verschwinden

Helpless (w, 20) aus Bern: Ich fühle mich schon seit längerer Zeit sehr unwohl. Fange einfach plötzlich an zu weinen, obwohl kein richtiger Anlass dazu besteht. Fühle mich minderwertig, mein Selbstbewusstsein ist im Keller. Bin des öfteren sehr ängstlich in bestimmten Situationen. Z.B. beim Reisen mit dem öffentlichen Verkehr. Bin mit allem überfordert. Bei der Arbeit, obwohl ich mich nicht überarbeite. Ich stelle auch fest, dass ich des öfteren Konzentrationsschwierigkeiten habe und oft eine Arbeit anfange und danach plötzlich abschweife. Und auch Privat, im Zusammenhang mit meinen sozialen Kontakten (wenn mich z.B. eine Kollegin fragt, ob ich mit ihr ausgehen will, blocke ich oft ab). Fühle mich hilflos, wenn ich unter vielen Leuten bin. Mir fällt es extrem schwer, neue Kontakte zu knüpfen. Ich bin keine extrem aufgeschlossene Person. Im Gegenteil. Ich halte mich lieber im Hintergrund und lasse die anderen gewähren. Z.T. realisiere ich nicht mal wirklich, was um mich herum passiert. Wenn mich jemand etwas fragt, ohne meinen Namen zu nennen, sage ich zuerst einfach nichts, weil ich denke, ich sei nicht gemeint. Wenn viele Leute an den selben Tisch kommen, an dem ich sitze, wirkt das auf mich völlig beengend. Ich möchte dann am liebsten sofort gehen. An einen Tisch setze ich mich meistens in die äussere Ecke. Mache möglichst kein Geräusch, damit mich niemand wahr nimmt, oder mich etwas fragen könnte. Ich bin aber eine sehr höfliche und freundliche Person.

Was würden sie mir raten? Es wird immer schlimmer...

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Helpless,

danke für Ihre Anfrage. Aus Ihren Zeilen entnehme ich Ihre große Verzweiflung, die ich gut nachempfinden kann, denn Sie berichten sehr selbst reflektiert darüber, warum Sie sich unwohl fühlen. Im Kontakt und Umgang mit anderen Menschen fühlen Sie sich ängstlich und hilflos und möchten am liebsten verschwinden und nicht da sein. Außerdem stellen Sie fest, dass Sie zunehmend unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden und zum Teil gar nicht mehr wahrnehmen, was um Sie herum passiert, wenn Sie nicht explizit angesprochen werden.

Sie schreiben, dass Sie sich mit allem überfordert fühlen. Um sich vor Überforderung zu schützen, „verschwinden“ Sie. Sie versuchen gesellschaftlich unsichtbar im Hintergrund zu bleiben, blocken soziale Kontakte ab und schweifen geistig ab. Es sind Schutzfunktionen, damit Sie die andauernde psychische Überforderung bewältigen können. Doch Sie merken zunehmend, dass Ihre bisherigen Bewältigungsstrategien nicht mehr funktionieren. Wenn Sie plötzlich anfangen zu weinen und schreiben, es gäbe keinen richtigen Anlass dafür, wird deutlich, dass Sie einerseits Ihre psychische Überforderung zwar wahrnehmen und spüren, andererseits aber nicht ernsthaft einen Zusammenhang zwischen beidem fühlen können.

Fangen Sie an, Ihre Überforderung ernst zu nehmen. Suchen Sie sich therapeutische Begleitung, um die Verknüpfungen von Ihrem mangelndem Selbstwertgefühl, Ihren Ängsten und gleichzeitiger psychischer Überforderung zu erkennen und aufzulösen. Teil dieses Prozesses könnte sein, dass Sie sich nicht nur als höflich und freundlich erleben, sondern eben auch als ärgerlich und wütend. Die Abspaltung dieser oft als negativ empfundenen Gefühle kann dazu führen, dass man zwar nach außen hin ein bestimmtes Selbstbild präsentiert, das aber letztlich dem eigenen psychischen Erleben nicht entspricht. Durch die therapeutische Arbeit wird Ihr Selbstvertrauen gestärkt und Sie werden wieder das Bedürfnis spüren, wie es ist, wenn Sie Kontakt mit anderen Menschen haben möchten und sich den Aufgaben des Lebens wieder neugierig stellen wollen.

Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute und den Mut, sich selbst ernst zu nehmen.

Herzlicher Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin für Psychotherapie

Bewertung durch den Fragensteller:

Vielen Dank! Die Antwort hat mir bestätigt, dass ich definitiv professionelle Hilfe suchen muss...

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