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Kann ich meiner Freundin von meinem Fetisch erzählen?

Andy (m, 40) aus Eberswalde: Hallo,

ich habe ein wirklich seltsames Problem. Ich mag es, Windeln zu tragen und dabei auch einzunässen. Woher kommt das? Seit ein paar Monaten verspüre ich immer den Drang, mich zu windeln, und geniesse dann den Augenblick, die Windeln nass zu machen. Der Drang wird immer grösser und stärker. Auch das Windelntragen in der Öffentlichkeit und das Kaufen der Windeln in der vollen Apotheke bereitet mir sehr viel Spass.

Ich lebe in einer traumhaften Beziehung, es ist bei uns alles in Ordnung. Woher kommt dieser Drang? Was hat dies zu bedeuten? Ich wünsche mir sehnlichst, dass meine Freundin mich wickelt. Natürlich traue ich mich nicht, ihr dies zu sagen. Was soll ich machen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Andy,

vielen Dank für Ihre Zuschrift! Selbst bei Anonymität fällt es vielen Personen schwer, über ihre sexuellen Vorlieben zu schreiben.

Das, wovon Sie erzählen, berührt das Thema 'Fetisch'. Damit werden (unbelebte) Objekte beschrieben, die als erregend und luststeigernd empfunden werden. Im engeren Sinne gilt diese Definition allerdings nur, wenn Sexualität nur noch mit diesem Objekt zustandekommen kann. Da Sie von einer erfüllten und harmonischen Beziehung ohne Fetisch sprechen, ist im klinisch-psychologischen Sinne dieser Umstand vielleicht gar nicht erfüllt.

Wie auch immer: Woher eine solche Neigung kommt, ist nicht geklärt! Viele Einflüsse spielen dabei eine Rolle: frühkindliche Erfahrungen, Konditionierungen, unbewußte Wünsche und Triebe - es hängt von der psychologischen Richtung ab, wie die Ursache erklärt wird. Die Leidenschaft für Windeln trägt ganz offensichtlich ein 'regressives', also unbewußt-kindliches Element in sich. Kindliche Primärgefühle sind das 'Loslassen', die Verantwortungslosigkeit und der Kontrollverlust, hier bezogen auf die Miktion.

Welche Verbindungen Sie zu Ihrem Fetisch herstellen, kann ein Thema für eine therapeutische Aufarbeitung sein. Dabei würde es nicht darum gehen, diesen Fetisch aufzugeben, sondern den Sinngehalt und die Bedeutung zu erfassen, Fragen, die Sie hier stellen, die Sie letzten Endes aber nur selbst für sich beantworten können. Beim Fetischismus gibt es praktisch keine expliziten therapeutischen Ansätze, schon gar nicht in der Hinsicht, ihn 'wegzutherapieren'. In aller Regel verläuft diese Neigung ungefährlich für die Sexualpartner und die Betroffenen haben meistens auch nicht den Wunsch, Ihren Fetisch aufzugeben. In einer Therapie könnte also nur die 'Klärung' im Vordergrund stehen.

Ihre abschließende Frage, wie Sie in Ihrer Partnerschaft damit umgehen können, ist vielleicht die im Augenblick drängendste. Indem Sie Ihre Neigung in die Partnerschaft bringen möchten, wird Ihnen selbst die Wichtigkeit Ihres Fetischs bewußt. Sie befürchten andererseits, abgelehnt zu werden. In der Tat ist es manchmal so, daß Partner einen Fetisch als 'Konkurrenz' ansehen 'wenn er das zum Sex braucht, wozu braucht er dann mich?'. Die Herausforderung besteht also darin, dem Partner die Sicherheit zu geben, daß er weiter im Mittelpunkt steht, der Fetisch als Bereicherung empfunden wird.

Die Offenheit des Partners dafür ist - natürlich - ganz interindividuell verschieden. Viele Partner sind überrascht, lassen sich aber auf eine solche Spielart ein, andere lehnen es ab. Wenn Sie sich unsicher sind, wie Sie ein solches Gespräch führen sollen, beraten Sie sich mit einem Sexual- oder Partnertherapeuten, der Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Gehen Sie behutsam mit Ihrer Freundin um und zeigen Sie Ihr das gleiche Verständnis für Ihre eventuelle Unsicherheit, wie auch Sie sich Verständnis von ihr für das Windeln wünschen. Überfordern Sie sie nicht, sondern geben ihr Zeit und bieten ihr Gespräche an, vielleicht auch gemeinsam mit einem Partnertherapeuten, der einen solchen Entwicklungsschritt der Offenheit begleitet.

Seien Sie geduldig mit sich selbst und Ihrer Umwelt!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
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