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Psychose - Mein Schüler hat sich mir anvertraut

FrauS. (w, 53) aus Stuttgart: Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Lehrerin an einer Schule für behinderte junge Menschen. Heut hat sich mir ein 18jähriger Schüler anvertraut, der überzeugt davon ist, dass er an einer Psychose leidet. Diese Diagnose hat er wohl mit Hilfe von Informationen aus dem internet gestellt. Er ist ein stiller, aber recht leistungsstarker Schüler, der oft sehr motivationslos ist und noch keine beruflichen Perspektiven hat. Er beschreibt, dass er Schlafstörungen hat, Stimmen hört, die ihm schlimme Sachen befehlen, an Konzentrationsstörungen und Antriebsarmut leidet. Bisher hat er sich noch niemandem anvertraut und möchte nicht, wie ich ihm vorgeschlagen habe, mit unserem Schulpsychologen Kontakt aufnehmen.Im Sommer macht er seine schulische Abschlussprüfung, danach plant er, einen Arzt zu konsultieren.
Nun meine Frage: Ist es gefährlich für ihn und seine Umwelt, wenn er noch so lange wartet? Wie soll ich mit dieser Information umgehen?

Vielen Dank für Ihre Stellungnahme!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo liebe Frau S.

Zunächst einmal herzlichen Dank dafür, daß Sie sich hilfesuchend an uns gewandt haben.

Das ist wahrlich eine verzwickte Situation in der Sie sich jetzt befinden, auf der einen Seite ist da ein Schüler, der Ihnen so sehr vertraut und Ihnen von seinen sicherlich angsteinflössenden Symptomen berichtet, verbunden wohl auch mit der Aufforderung dieses Wissen für sich zu behalten. Auf der anderen Seite auch das ungute Wissen um die unter Umständen eintretende Selbst- oder Fremdgefährdung Ihres Schülers.

In der Tat hören sich die Schilderungen Ihres Schülers auch nach einer psychotischen Episode an.
Weiterhin ist auch das Hören von imperativen, dialogischen oder kommentierenden Stimmen ein Diagnosekriterium lt. ICD 10 für eine Schizophrenie.
Die Abklärung, welche Ursachen der Psychose zu Grunde liegen, gehört selbstverständlich in fachärztliche Hände. Sollte eine körperliche Erkrankung Ursache für die sog. abnormen Erlebensweisen sein, darf nicht von einer Schizophrenie gesprochen werden!

Gelegentlich kommt es bei Psychosen auch vor, daß es an der notwendigen Krankheitseinsicht fehlt. Auch das Vorbereiten auf die schulische Abschlussprüfung in Verbindung mit Konzentrations- und Schlafmangel, begünstigt den körperlichen Stress Ihres Schülers und könnte zu einer Symptomverschlimmerung führen.

Aus meiner Sicht ist eine sofortige Massnahme unabwendbar.
Denn gerade das Hören von imperativen Stimmen, kann im schlimmsten Fall zu einer Ausübung der Befehle führen.

Ich kann Ihnen jetzt leider keinen Rat geben, was Sie am besten tun sollten, denn Sie befinden sich wahrlich in der oben genannten Zwickmühle.
Ich kann Ihnen jetzt nur schreiben, wie ich vorgehen würde. Das Wissen um eine etwaige Gefährdung wäre mir persönlich zu hoch!
Vielleicht könnten Sie, ohne Namen zu nennen, Ihren Schulpsychologen kontaktieren und sich von dieser Stelle aus Rat holen. Gemeinsam ist es oft leichter, ein für alle verträgliches Vorgehen zu entscheiden.

Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute und viel Glück für Ihren Schüler!

Angela Eichler
Heilpraktikerin (Psychotherapie)
Hypnotherapie, Beratung & Coaching
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank fuer diese hilfreiche Antwort. Jetzt weiss ich, wie ich am besten mit der Situation umgehe.





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