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Meine erwachseneTochter lügt ununterbrochen, ihr Leben ist ein Drama

Anna (w, 55) aus Barsbüttel: Ich bin Mutter von 4 Kindern, die ich allein aufgezogen habe. Inzwischen sind sie alle erwachsen. Bei einem meiner Kinder habe ich festgestellt, dass sie viele dramatische Geschichten erzählt, in denen sie die Hauptrolle spielt. z.B. dass sie schwer krank ist, die Geburten ihrer Kinder dramatisch waren, ich sie in der Kindheit verprügelt habe, schwere Unfälle ihrer Kinder u.s.w. Sie findet dabei Aufmerksamkeit und Zuwendung, jedoch reicht das auf Dauer nicht und neue Dramen müssen her. Irgendwann bin ich auf Pseudologie gestoßen und habe mich in das Thema reingelesen,(Internet, Bücher) aber ich bin kein Fachmann. Ich habe jedoch offen angesprochen, dass sie lügt und Hilfe braucht. Nach einigen Ausprachen hat sie sich von mir und ihren Geschwistern abgewendet. Auch Freunde haben sich zurückgezogen. Ich will ihr helfen, weiß aber nicht wie. Ich liebe mein Kind und habe Angst, dass sie irgendwann sehr einsam sein wird. Über Notlügen kann/konnte ich drüberweg sehen, aber inzwischen ist ihr Leben ein Drama. Wer die Wahrheit nicht kennt, muss ihr das glauben. Ist Pseudologie erbbar und kann ich ihr helfen? Da ich viel gearbeitet habe, um für die Kinder sorgen zu können, mussten sie sehr selbständig sein und sicher hat es da manchmal an Aufmerksamkeit gefehlt und sicher habe ich auch Fehler gemacht, denn man wird nicht als Mutter geboren. Aber die Geschwister haben ebenfalls das Gefühl, sie ist in einem anderen Haushalt aufgewachsen. Was kann ich tun? Vielen Dank für eine Antwort.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe besorgte Anna,

erst einmal gratuliere ich Ihnen zu Ihrer Lebensleistung, die Sie vollbracht haben. Ich kann das gut nachvollziehen, denn ich kenne dies aus meinem eigenen Leben.

Danke für Ihr Vertrauen, es ehrt Sie, dass Sie sich Sorgen um Ihre Tochter machen, was völlig normal ist, denn Kind bleibt Kind, auch wenn es sechzig Jahre alt ist. Das, was Sie beschreiben, klingt in der Tat nach nach einer Pseudologie, Hintergrund ist eine (narzisstische) Persönlichkeitsstörung. Das heißt, wie Sie vielleicht schon selbst herausgefunden haben, eine innere Leere und große Angst, Sehnsucht nach etwas, was vermeintlich nicht besessen wurde, also ein liebendes Objekt, das wird durch diese teils haarsträubenden Geschichten 'gefüllt', diese dienen also als Vehikel, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten.

Persönlichkeitsstörungen entwickeln sich meist in der Adoleszenz und neigen dazu, im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil der Persönlichkeit zu werden und sich so zu manifestieren. Vererbbar sind sie normalerweise nicht. Von daher sind sie eher schwer zu therapieren, der Pseudologe neigt ausserdem dazu, die eigene Großartigkeit als gegeben hinzustellen und findet es eine Zumutung, sich helfen zu lassen, was er seiner Meinung nach ja überhaupt nicht muss. Er empfindet es als Kränkung. Und so kann es auch mit Ihrer Tochter sein.

So leid es mir nun tut, dass ich Ihnen kein Rezept geben kann, wie Sie Ihrer Tochter helfen können, Fakt ist, sie ist volljährig und für ihr Leben selbst verantwortlich und Sie sind dazu 'verdammt', dabei zu stehen und zusehen zu müssen, wie sie es lebt. Auch wenn es Ihnen nicht gefällt, was sie tut und es Ihnen noch so schwer fällt und weh tut, wir können niemand retten, der bei klarem Verstand ist, aber wir müssen es aushalten können und es fällt Müttern naturgemäß sehr schwer, nichts tun zu können, ausser für sich selbst zu sorgen.

Das könnte jetzt in Ihrem Fall eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker sein (untenstehend ein Link dazu) oder eine eigene therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um Selbstanklagen zu vermeiden und sich nicht den Schuh anzuziehen, Sie wären schuld am Verhalten Ihrer Tochter.

Erst wenn der Druck von aussen, sprich durch Rückzug der Umwelt, auf Ihre Tochter zu groß wird, kann es sein, dass sie einsieht, dass sie Hilfe braucht. Signalisieren Sie ihr, dass Sie da sind für sie, sich aber eher nicht einmischen in ihr Tun, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Therapie braucht immer Einsicht, Selbstreflexion und ein gewisses Frustpotential. Bleiben Sie mit ihr im Gespräch, aber ohne Vorwürfe, signalisieren Sie Verständnis.

Bitte denken Sie auch an sich, suchen Sie sich Unterstützung, wenn nötig und dazu wünsche ich Ihnen Kraft und Mut!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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