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Gesundes Essverhalten

Georgina (w, 52) aus 45701 Herten : Als Baby hat meine leibliche Familie mich nicht richtig ernähren können. Ich war zu dünn und kam in eine Pflegefamilie. Da hieß es immer: Den Löffel ist du noch auf! Obwohl ich satt war. Danach lief andauernd einer mit einem Brot oder anderem hinter mir her, bis auf den Spielplatz. Ich hab keinen Hunger galt nicht. Alles musste gegessen werden.
Heute hasse ich das Völlegefühl und versuche es zu vermeiden.
Nach einem halben Salat bin ich voll. Ich hasse Essen und lasse Mahlzeiten ausfallen, nur damit ich kein Völlegefühl habe. Wegen meiner Schildrüsenunterfunktion nehme ich nicht stark ab. Aber ich bin oft unterzuckert, weil ich 2 Mahlzeiten überspringe. Nein ich habe kein Diabetes. Ich bräuchte hilfe um ein gesundes Essverhalten aufzubauen und keine Angst mehr vor dem Völlegefühl zu haben.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Georgina,

in einer Pflegefamilie aufzuwachsen, ist kein leichter Start ins Leben. Damit gut zurechtzukommen ist eine große Aufgabe für viele Menschen. Offenbar wurde Ihre physiologische Ernährung mit Zwang und Beharrlichkeit gewährleistet, möglicherweise mit besten Absichten.

Sie hatten nicht die Möglichkeit, eine gesunde Beziehung zum Essen aufzubauen. Gerne gebe ich Ihnen ein paar Anregungen dazu, was Sie probieren können, um einen guten Blutzucker aufrechtzuerhalten und eine gesündere Beziehung zum Essen und zum eigenen Körper und seinen Signalen aufzubauen.

Ich vermute, die Erfahrung in einer Pflegefamilie aufzuwachsen und der erlebte Zwang, um jeden Preis essen zu müssen, haben Sie stark verletzt. Es ist verständlich, wenn Sie mit dem Essen eine Bedrohung Ihrer Grenzen verbinden und keinen Genuss. Sie schreiben nichts über Ihre Beziehung zu Ihrer Familie, daher weiß ich nicht wie es Ihnen abgesehen von dem Thema Essen in Ihrer Kindheit ergangen ist. Gab es auch andere emotionale Belastungen? Hatten Sie Kontakt zu Ihrer leiblichen Familie? Die Gesamtsituation kann Aufschluss darüber bieten, wie sich Ihre Beziehung zum Essen entwickelt hat und was hinter dem Hass und der Angst steckt. Die Verletzungen aus Ihrer Vergangenheit gut zu verstehen und zu versorgen, ist ein wichtiger Grundstein einer weiteren Entwicklung. Ich empfehle hierfür professionelle Unterstützung und stehe diesbezüglich gerne zur Verfügung. Wenn Sie doch erstmal alleine sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, schlage ich Ihnen vor, sich eine Erinnerung auszusuchen, die immer noch lebendig ist und von einem negativen Erlebnis mit dem Essen aus Ihrer Kindheit handelt. Machen Sie die Augen zu und lassen Sie die Erinnerung wie ein Film vor Ihrer inneren Wahrnehmung laufen. Sehen Sie die kleine Georgina? Was erlebt sie gerade? In welcher Situation befindet Sie sich? Wie geht es ihr dabei? Was braucht sie? Stellen Sie sich vor, Sie treten, als Ihr jetziges Ich, die erwachsene Georgina, in die damalige Situation ein und helfen dem kleinen Mädchen. Sie können sich ausführlich ausmalen, wie sie das Mädchen beschützen, trösten, erlösen und versorgen. Machen Sie diese Übung so lange, bis Sie nach dieser positiven Fantasie ein gutes Gefühl haben. Diese Fantasiereise kann sehr tröstlich sein und die Spuren der Vergangenheit aufweichen.

Widmen wir uns auch der Gegenwart. Um sich mit dem Essen etwas besser anzufreunden, machen Sie eine Liste der Nahrungsmittel, geordnet nach Ihrer Präferenz. Was bevorzugen Sie noch am ehesten, was am wenigsten? Machen Sie auch eine Liste der Nahrungsmittel geordnet nach Nährwert. Überlegen Sie welche Nahrungsmittel hinterlassen am längsten und stärksten das verabscheute Völlegefühl und welche am wenigsten. Sind Flüssigkeiten, die kürzer im Magen sind, für Sie leichter erträglich? Probieren Sie sich eine Mahlzeit auszudenken, die in einer kleinen Menge viel Energie enthält. Wenn es Salat sein soll, probieren Sie Öl, Käse oder geriebene Nüsse dazuzunehmen und es sättigender zu machen. Experimentieren Sie und beobachten Sie, was Sie am ehesten gut aushalten. Eine weitere Übung zum Thema gesundes Essverhalten ist, ein Stück Essen erstmal nur zu beobachten und zu beschreiben. Welche Farbe, Härte, Temperatur, Textur, Geruch usw. hat es? Nehmen Sie ein Bissen und machen Sie weiter mit der Beschreibung: welche Geschmäcker hat es, ist es saftig oder trocken, ist es frisch oder fettig … Diese Übungen können nach einigen Wiederholungen ein Anfreunden mit Nahrungsmitteln erleichtern.

Es gibt eine Menge Körperwahrnehmungsübungen, die Ihnen helfen können das Völlegefühl besser anzunehmen und auszuhalten. Das würde allerdings den Rahmen dieser schriftlichen Beratung sprengen.

Ich hoffe, diese Anregungen sind hilfreich für Sie! Ich habe viel Erfahrung mit Menschen mit ungesundem Essverhalten, wenn Sie meine Unterstützung wünschen, können Sie sich bei mir melden.

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen auf Ihrem Weg!

Alles Liebe!
Bewertung durch den Fragensteller:
Ich werde mich melden und einen Termin vereinbaren. Aber erst ab Mitte September

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