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Unser 20-jähriger Sohn will nicht arbeiten und lebt auf unsere Kosten!

Maiblume (w, 49) aus Gelsenkirchen :

Liebes Team!
Es geht um meinen 20-jährigen Stiefsohn, der nun seit Anfang des Jahres zwar eine eigene Wohnung hat, aber sich ansonsten ganz schrecklich benimmt:

Er lügt andauernd, hat die Lehre hingeworfen und auch alle Versuche ihm Arbeit zu besorgen sind gescheitert, denn spätestens nach 2 Wochen ging er einfach nicht mehr hin!

Außerdem bezahlt er keine Miete und muß ständig von uns finanziell unterstützt werden, damit er nicht aus der Wohnung fliegt, worunter alle seine Bezugspersonen sehr leiden, bis hin zur Oma.

Nur aus Angst er würde sonst wo landen, tun wir das alles für ihn, doch mittlerweile sind wir sowohl finanziell, wie seelisch am Ende.

Was könnten wir nur tun? Aber man kann doch das eigene Kind nicht fallen lassen und was wäre, wenn er sich was antut? Vielen Dank für Ihren fachkundigen Rat! M.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau M.,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen - aus meiner langjährigen Erfahrung mit ähnlichen Fällen - gut bewährte Handlungsweisen aufzuzeigen.

Leider ergeht es heute immer häufiger vielen gut meinenden Eltern ganz ähnlich, wie Ihnen, da es die erwachsenen Kinder es leider oft nicht gelernt haben, daß zu einem erfolgreichen Leben auch eine gesunde Härte gegen sich selbst gehört, um auf eigenen Füßen durchs Leben zu gehen und darin bestehen zu können!

Die Ursachen dieses ungute Verhaltens sind ganz klar im zunehmenden Werteverfall und der übergroßen Freiheit in unserer - so noch nie dagewesen - westlichen Wohlstandsgesellschaft zu suchen!

Dies läßt heute leider viele junge Menschen beim Übergang in ein selbstverantwortliches Erwerbsleben zunehmend scheitern, denn die Jugend braucht nun mal - bei allem Verständnis, aller Liebe und Hilfe - auch eine gewisses Maß an lebensfördernder, gesunder Härte, um mit sich selbst und den Mitmenschen gut zurecht zu kommen und um für ein selbstverantwortliches, erfolgreiches und glückliches Leben gut gerüstet zu sein!

Vor allem sollte man bei dauerhaftem Fehlverhalten immer darauf bedacht sein, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, um so die jugendlichen, oder oft auch schon längst erwachsenen Kindern mit der harten Wirklichkeit des Lebens und den Naturgesetzen der menschlichen Seele zu konfrontieren!

Die Eltern ermöglichten es durch Ihre übergroße Geduld und Ihr Geld es ja im Grunde erst, daß es heute vielen jungen Leuten so leicht gemacht wird, sich zum großen Schaden für sich selbst und alle Beteiligten, ihren eigentlich ganz selbstverständlichen Pflichten zu entziehen!

Die einzig richtige Maßnahme, die sich in solchen Fällen in der Praxis bewährt hat ist, endlich die gut gemeinte, aber er höchst schädliche, übergroße Fürsorge zu beenden und dem erwachsenen Sohne endlich deutlich seine Grenzen und Pflichten aufzuzeigen!

Entlassen Sie ihn aus der elterlichen Fürsorge – auch wenn es noch so schwer fällt – und übergeben Sie ihn seiner eigenen Verantwortung und den vielen staatlichen und nichtstaatlichen Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten, die in Deutschland ja zum Glück einzigartig großzügig und vorbildlich sind.

Am besten wäre es, wenn Sie diese Entscheidung dem Sohn auch nochmals schriftlich, mit einem eingeschriebenen Brief, unmißverständlich klar machten, was natürlich nur in guter Absprache mit dem Vater des Jungen und seinen anderen Bezugspersonen funktionieren kann!

Machen Sie ihm klar, daß er sich jetzt endlich - im Benehmen mit den zuständigen Behörden und sozialen Einrichtungen - selber um Arbeit und Wohnung bemühen müsse, da ab sofort jegliche ideelle und materielle Hilfe durch seine Bezugspersonen beendet sei, er sich aber bei den freien Wohlfahrtsverbänden (AWO, Diakonie, oder Caritas) jederzeit Rat und Hilfe holen könne! Wenn er psychische Probleme haben sollte, so stehen ihm die entsprechenden sozialen und ärztlichen Einrichtungen jederzeit kostenlos zur Verfügung.

Außerdem muß in Deutschland niemand hungern, oder gar auf der Straße übernachten, denn gerade für junge Leute gibt es in keinem anderen Lande der Welt, dermaßen viele, bestens organisierte Hilfsangebote und auch finanzielle Förderungsmöglichkeiten, wenn nur von Seiten des Antragsstellers wenigstens ein Mindestmaß an Mitarbeit und Pflichtbewußtsein gezeigt wird!

All dies wäre dann für Ihren Sohn eine zwar ziemlich kalte, aber sicherlich sehr heilsame und belebende Dusche, denn erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, besinnen sich erfahrungsgemäß so manche verwöhnte junge Menschen auf ihre eigenen Kräfte, vor allem wenn die Eltern nicht mehr nur reden, sondern absolut unmißverständlich und konsequent handeln und zu keinen Kompromissen mehr bereit sind!

Ich habe es schon oft erlebt, daß dermaßen aus dem Nest geschubste Flugverweigerer, sich nach einer gewissen Übergangszeit letztlich aufrichtig dankbar zeigten, weil sie klar erkannten, daß sie alleine sonst wohl kaum den Absprung aus ihrer bequemen Verweigerungshaltung und der innerer Haltlosigkeit geschafft hätten und letztlich zu recht stolz drauf waren, ihr Leben selbständig meistern zu können!

Liebe Frau M., ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte und wünsche Ihnen bei der jetzt anstehenden Abgrenzung viel Kraft und Zuversicht, denn nur durch konsequente gesunde Härte werden Sie Ihrem Stiefsohn wirklich dauerhaft helfen können.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne auch weiterhin zur Verfügung. Im Gegenzug würde ich mich über eine umgehende Bewertung und kurze Kommentierung dieser kostenlosen Antwort sehr freuen! Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen und freundlichen Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater





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