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Mein 32-jähriger Sohn bekommt sein Leben nicht in den Griff!

Anna (w, 61) aus Mettmann:

Liebes Team,
unser Sohn war nie wirklich selbständig und gibt uns, seinen Eltern die Schuld, weil wir ihm immer viel abgenommen haben!

Seitdem seine Partnerin sich vor 5 Jahren, mit dem inzwischen 8-jährigem Kinde von ihm getrennt hat, lebt er ganz allein.

Er hat in 2 Jahren etwa 25.000,- € Schulden gemacht (vermutlich Glücksspiele), obwohl wir ihm mehrfach Miet- und Stromschulden bezahlt und Lebensmittel gekauft haben, aber letztlich mußten wir ihm den Geldhahn zugdrehen!

Inzwischen bekommt er Arbeitslosengeld II, ist ohne Ausbildung und die Wohnung wurde ihm im Mai letzten Jahres vom Vermieter gekündigt. Für die Wohnung hatte er ein Darlehen vom Sozialamt bekommen. Im Oktober letzten Jahres wurde ihm auch der Strom abgestellt, obwohl er auch dafür ein Darlehen bekam, was er aber vermutlich alles verspielt hat!

Wir haben ihn lange Zeit mit Essen versorgt, aber auch das haben wir im November letzten Jahres eingestellt, weil wir erkannt haben, daß wir damit indirekt auch nur seine Spielsucht unterstützt hatten!

Auch seinen Sohn holt er jetzt nicht mehr zu sich, sondern trifft ihn am Wochenende bei uns, duscht hier und genießt das Hotel-Mamma. Eigentlich will ich auch das nicht mehr, aber unser Enkel hängt so sehr an seinem Papa, dass ich ihm dieses Zusammensein ermöglichen möchte!

Mein Sohn ist sehr dünn geworden und klagt ständig über Magenschmerzen. Hab ihm gesagt er soll zum Arzt gehen. Er meint, dafür hat er jetzt keinen Kopf, er hätte ganz andere Probleme. Habe gesagt, er soll zur Tafel gehen. Er meint, lieber würde er verhungern!

Ich bin innerlich so zerrissen und möchte Sie deshalb fragen, wie wir unserem Sohn am besten helfen könnten? Vielen Dank für Ihre fachkundige Einschätzung, an der mir viel gelegen ist! Anna


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:



Vielen Dank, liebe Frau Anna,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden Familiensituation zu zeigen.

Zum Glück haben sie endlich erkannt, daß Sie mit Ihrer übergroßen Fürsorge im Grunde die Weichen für das existenzielle Scheitern Ihres Sohnes schon frühzeitig gestellt und außerdem zu allem Übel auch noch viel zu lange aufrecht erhalten haben!

Aber natürlich ist Ihr Sohn trotzdem auch selbst voll für sein Leben verantwortlich und muß offensichtlich - wie heute leider so viele, verwöhnte jungen Menschen - erst die volle Härte seines Scheiterns erleben und erleiden, bis er sich endlich zu einer inneren und äußeren Umkehr bereit findet!

Leider haben Sie Ihre Unterstützung immer nur in kleinen Schritten abgebaut und ermöglichen Ihm auch heute noch - durch das wöchentliche Auftanken im Hotel-Mamma - seinen prekären Zustand leidlich aufrecht zu erhalten, was aber ein großer Fehler ist!

Natürlich anerkenne ich Ihre liebevolle großmütterliche Sorge bezüglich Ihres Enkelsohnes an, aber Sie inszenieren damit eine Scheinwirklichkeit, die auf Dauer weder für Ihren Enkel, noch Ihren Sohn hilfreich sein kann, vor allem deshalb, weil Sie damit Ihrem Sohn ermöglichen, sein Scheitern zu kaschieren und einem ernsthaften Änderung und einem radikalen Neuanfang weiterhin auszuweichen!

Auch Kinder merken bald, wenn ihnen etwas vorgespielt wird und etwas nicht stimmig ist! Andererseits könnte gerade die Blamage Ihres Sohnes vor dem Kinde und hoffentlich auch seine väterliche Liebe, ein guter und starker Antrieb sein, sein Leben endlich radikal zu ändern und dauerhaft wirksame Hilfe - z.B. im Rahmen einer stationären Rehabilitationsmaßnahme – anzunehmen!

Hilfsangebote gibt es in unserem, so reichen und sozial bestens organisierten Lande wirklich mehr als genug, aber ohne die aktive und freiwillige Mitarbeit des Betroffenen ist da wenig Hoffnung auf Änderung zum Guten möglich!

Und gerade diese Mitarbeit und die überzeugende innere Umkehr, haben Sie, liebe Frau Anna, bisher leider – mit Ihrer sicherlich gut gemeinten – aber völlig verfehlten Hilfsaktionen verhindert und damit sogar das Gegenteil befördert!

Erst wenn Sie Ihrem Sohn auch das wöchentliche Auftanken im Hotel-Mamma verweigern, wird offenbar werden, daß er seinen Vaterpflichten nicht mehr nachkommen kann und durch seine allgemeine Verwahrlosung ein fremd- und selbstschädigendes Verhalten an den Tag legt!

Dies könnten Sie dann zum Anlaß nehmen, um für Ihren Sohn beim Familiengericht einen Antrag auf Betreuung zu stellen, da er ganz offensichtlich schon lange sein Leben nicht im mindesten einigermaßen menschenwürdig auf die Reihe bekommt!

Um dies alles gut zu bewerkstelligen, empfehle ich Ihnen entweder die kostenlose Beratungshilfe und praktischen Beistand des staatlichen Psychosozialen-Dienstes, oder eines der freien Wohlfahrtsverbände, wie der Caritas, der Diakonie usw. in Anspruch zu nehmen!

Nur wenn Sie mit den betreffenden Ämtern und Hilfseinrichtungen gut zusammen arbeiten und sich vor allem mit Ihrem Ehemann darin einige sind, daß ab sofort Ihre Sohn Haus- und Kontaktverbot hat, bis er ernsthaft bereit ist, aktiv die angebotenen Hilfen in Anspruch zu nehmen!

Liebe Frau Anna, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen deutlichen - aber hoffentlich heilsamen Worten - wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur inneren und äußeren Befreiung von Ihrer Coabhängigkeit, damit Sie und Ihre Familie - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten - bald wieder echte, unbeschwerter Lebensfreude empfinden und das Familiäre Zusammensein in glücklicher Harmonie genießen können!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit Psychotherapie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich gerne schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 direkt an mich wenden.

Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort ein Stück weiter helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Tief in mir wusste ich schon vorher diesen Weg gehen zu müssen. Es wird schwer werden, aber ich werde ihn gehen





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