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Mein 16-jähriger Sohn ist respektlos und bricht die Schule ab, ohne sich für seine berufliche Zukunft zu interessieren!

Sandra (w, 48) aus Hamburg:

Hallo, liebe Psychologen,
mein Sohn ist 16 Jahre alt, besucht die 10. Klasse und blockt leider seit Beginn des neuen Schuljahres total ab. Statt zu lernen, benimmt er sich zunehmend respektlos gegenüber den Lehrern und auch zu mir. Außerdem raucht er und zockt die halbe Nacht hindurch!

Heute hatten wir ein Schulgespräch, bei dem uns mitgeteilt wurde, daß er für eine deutliche Verhaltensänderung nur noch zwei Wochen Zeit habe und er andernfalls die Schule verlassen und bis zu den Sommerferien ein Dauerpraktikum für Schulabbrecher machen müsse, denn so lange besteht seine Schulpflicht noch! Doch darnach hat leider keinerlei Abschluss und wir wissen nicht, wie es dann weiter gehen soll, denn ihm ist alles egal und er hat einfach keinen „Bock“ mehr auf die Schule, wie er sagt!

Aber kein Ausbildungsbetrieb wird ihm mit dieser negativen Einstellung nehmen und Geld verdient er mit dem Praktikum auch nicht. Ich habe große Angst, dass er dadurch vielleicht sogar auf die schiefe Bahn gerät. Leider hat sich sein bester Kumpel auch für den Abbruch der Schule entschieden und mein Sohn wird es ihm garantiert gleichtun.

Die beruflichen Konsequenzen seines Abbruch nimmt er überhaupt nicht ernst! Ich bin daher völlig ratlos und frage mich, wie das denn weiter gehen soll und was ich jetzt überhaupt noch machen könnte? Danke für Ihre Antwort! Sandra


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau Sandra,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten!

Durch den zunehmenden Wertverfall aufgrund des herrschenden materialistischen Zeitgeistes und die übermäßige Freiheit, die wir unseren Jugendlichen heute gewähren, kommt es immer häufiger zu solchen - wie von Ihnen beschriebenen – respekt- und verantwortungslosem Verhalten und unüberlegten Schul- und Ausbildungsabbrüchen!

Wie heute leider immer mehr junge Menschen aus durchaus geordneten Verhältnissen, so ist offensichtlich auch Ihr Sohn der wohlstandsbedingten, bequemen Pflichtvergessenheit anheim gefallen, obwohl Sie es sicherlich immer gut mit ihm gemeint und Ihr Bestes gegeben haben!

Trotz guter Förderung und ausreichender bis guter Fähigkeiten - verweigern sich heute leider immer mehr gesunde junge Männer ihren schulische, beruflichen und selbstverständlichen menschlichen und staatsbürgerlichen Pflichten und versuchen in verantwortungsloser Weise ein möglichst bequemes, aber im Grunde höchst bedrückendes, selbst- und fremd-schädigendes Leben zu führen!

Wenn diese jungen Menschen dann nicht rechtzeitig, klar und deutlich die nötigen Grenzen und Pflichten aufgezeigt werden, so rutschen sie nur allzu leicht in ein asoziales und oft auch höchst gefährliches Suchtverhalten - bis hin zur Kriminalität - hinein!

Die Ursachen dafür sind ganz klar im zunehmenden Werteverfall in unserer - so noch nie dagewesen - westlichen Wohlstandsgesellschaft zu suchen, was viele junge Leute beim Übergang in ein selbstverantwortliches Erwerbsleben zunehmend scheitern läßt!

Die Jugend braucht nun mal - bei allem liebevollen Verständnis - auch eine gewisses Maß an lebensfördernder, gesunder Härte, um mit sich selbst und den Mitmenschen zurecht zu kommen und für ein selbstverantwortliches, erfolgreiches und glückliches Leben gerüstet zu sein!

Die einzig richtige Maßnahme, die sich in solchen Fällen bewährt hat ist, endlich die gut gemeinte, aber auf Dauer er höchst schädliche, übergroße Fürsorge zu beenden und dem, längst den Kinderschuhen entwachsenen Sohn deutlich seine Grenzen und Pflichten aufzuzeigen!

Dies könnte ganz konkret so aussehen, daß Sie sowohl sein Taschengeld, als auch den Medienkonsum deutlich einschränkten. Viele Jugendliche wissen auch gar nicht, daß ihr Handy grundsätzlich nur bis auf Widerruf von den Eltern geliehen ist und diese es jederzeit zurückfordern können, denn bekanntlich kann man erst ab 18 einen eigenen Vertrag unterzeichnen und ein eigenes Funktelefon besitzen.

Statt dankbar zu sein und sich nach Möglichkeit an der Hausarbeit zu beteiligen, nehmen viele Jugendliche die liebevollen Diensleistungen ihrer Mütter als ganz selbstverständlich hin und vergüten diese dann auch noch mit beleidigenden Respektlosigkeiten!

So etwas darf man aber auf keinen Fall einfach hinnehmen, sondern sollte darauf bestehen, daß der Jugendlich sich nicht nur symbolisch an der Hausarbeit beteiligt, sondern ab sofort die eigenen Wäsche selbst wäscht und auch die sonstige selbstverständliche Mithilfe bei den Mahlzeiten und anderen Arbeiten in Haus und Garten nicht vergißt!

Das Gleiche gilt für den Fahrdienst, den viele Eltern viel zu bereitwillig für Ihre jugendlichen Kinder übernehmen, anstatt diese auf ihr Fahrrad und die öffentlichen Verkehrsmittel zu verweisen!

Erst wenn solch ein ungehobelter Jugendlicher deutlich zu spüren bekommt, daß sich liebloses und unsoziales Verhalten nicht auszahlt und zu echten Unbequemlichkeiten in seinem Alltag führt, beginnt meist erst das Umdenken und das Erkennen der eigentlich selbstverständlichen Zusammenhänge!

All dies wäre dann für Ihren Sohn eine - zwar ziemlich kalte - aber sicherlich sehr heilsame und belebende Dusche, denn erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, besinnen sich erfahrungsgemäß so manche verwöhnte junge Menschen auf ihre eigenen Kräfte und Möglichkeiten!

Wenn alle Stricken reißen, dann bleibt immer noch die Unterbringungen in einer therapeutischen Wohngruppe, wie sie heute leider vermehrt, als Ersatz für die früheren Erziehungsheime eingerichtet werden müssen, da viele Eltern oft beim besten Willen nicht weiter wissen und dadurch auch schnell an und über die Grenze Ihrer Kräfte geraten!

Ich habe es schon oft erlebt, daß dermaßen aus dem Nest geschubste Flugverweigerer, sich nach einer gewissen Übergangszeit - dann letztlich aufrichtig dankbar zeigten, weil sie klar erkannten, daß sie alleine sonst wohl kaum den Absprung aus ihrer innerer Haltlosigkeit geschafft hätten und somit zu recht stolz drauf waren, ihr Leben selbständig und verantwortungsvoll meistern zu können!

Liebe Frau S., ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder neuen Mut machen und hilfreiche Hinweise geben konnte.

Für die jetzt so dringend notwendigen Neubesinnung wünsche ich Ihnen viel Kraft und Entschlossenheit, wobei Sie sich gegebenenfalls auch von den Sozialpädagogen der Caritas oder eines anderen Wohlfahrtsverbandes unterstützten lassen könnten! Auf Wunsch stehe aber auch ich Ihnen gerne weiterhin hilfreich zur Seite!

Mit der Bitte - um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort - verbleibe ich für heute mit allen guten Wünschen und lieben Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater
Bewertung durch den Fragensteller:
lieber Herr Schmidt, er will versuchen , die 10.Klasse zu beenden.





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