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Überlastungssituation durch multifaktorielle Anforderungen

Lina (w, 19) aus Berlin: Sehr geehrtes Psychomeda-Team,
Ich bin ständig mit allem überfordert und weiß nicht, was ich zuerst tun oder bearbeiten und auch verarbeiten soll. So habe ich mir seit dem Tod meiner Oma vor einem halben Jahr nicht einmal wirklich erlaubt zu trauern, dachte ich warte bis nach den Prüfungen, ja von wegen. Statt mir oder meiner Gesundheit steht für mich seit ich denken kann im Vordergrund, dass ich nicht zur Belastung werden darf und entsprechend meine Aufgaben erfüllen muss. Ständig streiten mein Freund und ich und ich weiß inzwischen nicht einmal mehr, ob es normal ist, in Streits ständig solchen Vorurteilen und Verletzungen ausgesetzt zu sein, ob ich nur empfindlich bin, etc. Ich bin nicht einmal in der Lage mich ihm emotional anzunähern oder emotionale Nähe zuzulassen oder mal Sex zu haben. Doch er ist mir sehr wichtig.
Gleichzeitige Anstrengungen für mein Studium, Freundschaften und Familie. Dann weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht, bin ständig mit allem überfordert und versuche gut gelaunt zu bleiben, um ja nicht wieder depressiv (nicht diagnostiziert damals) zu werden oder gestresst oder Beziehungen zu beeinträchtigen. Im Abistress konnte ich irgendwann nicht mehr richtig essen. Stattdessen fing ich an in oder nach Streitereien zu kotzen so eine Handvoll Mal. Inzwischen geht essen wieder gut. Aber das hat natürlich auch unheimliche Anstrengung gekostet. Und deshalb weiß ich allmählich wirklich nicht mehr weiter. Probleme und Gefühle stauen sich nur noch.
Was kann ich tun?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lina,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich auf diesem Wege versuchen möchte, zu beantworten.
Sie schreiben, dass Sie sich zur Zeit mit sehr vielen Dingen überfordert fühlen und dass Sie zusätzlich auch den Tod Ihrer Oma noch nicht im Ansatz verarbeitet haben, bzw. zugelassen haben, über diesen Verlust zu trauern.
Es scheint mir, dass es mehrere “Handlungsstränge” in Ihrem Leben gibt, die sich punktuell jetzt in einer “Überforderung” mit allem zeigt.
Sie schildern u.a, dass Sie schon früher unter depressionsähnlichen Zuständen gelitten haben, die m.E. wohl auch schon damals aus einer ständigen Überforderung resultierten. Ihr hoher Anspruch auf die Erfüllung aller an Sie gestellten Erwartungen hat Sie mehr und mehr in eine Erschöpfungssituation manövriert, aus der Sie als perfektionsorientierter Mensch nun schwerlich wieder herausfinden.
Aus dieser Situation (nicht gelebte Trauer, hohes Anspruchsdenken, daraus resultierende Konflikte mit dem Partner) wird sich die Erschöpfung und die daraus resultierende “Abwärtsspirale” immer weiter aufbauen.
Ich denke, dass es jetzt sehr wichtig ist, den “Druck” aus Ihrem Leben zu nehmen und sich Ihrem Freund und der Familie als der Mensch zu zeigen, der Sie wirklich sind. Sie trauern um Ihre verstorbene Großmutter und wollen und können evtl. vielleicht gar nicht so perfekt sein, bzw. sich darstellen, wie es den Anschein macht.
Sie werden genauso geliebt und akzeptiert, wenn Sie sich so zeigen, wie Sie wirklich sind und wie Sie sich fühlen. Auch kann nur diese Akzeptanz die einzig Ehrliche sein, weil nur sie Ihr wahres Naturell bewertet. Alles andere kostet Sie unmenschlich viel Kraft und lohnt nicht diese Anstrengung.
Öffnen Sie sich also Ihren Vertrauenspersonen als der Mensch, der Sie wirklich sind und Sie können davon ausgehen, dass Sie genauso geliebt und akzeptiert werden. Hierfür bedarf es nicht eines perfekten Anscheins Ihrerseits.
Da Sie in Ihrer Anfrage den Tod Ihrer Großmutter als erstes geschildert haben, sollten Sie u.U. auch diese Trauersituation als erstes “beleuchten” und für sich analysieren. Ich denke, dass dies der Schlüssel für weitere Entschleunigung und Beruhigung in Ihrem Leben bedeutet.
Ich hoffe, daß ich Ihnen ein paar erste Gedanken und Vorschläge zur weiteren Umgehensweise mit der Situation geben konnte. Für Rückfragen stehe ich Ihnen auch weiterhin gerne kostenfrei unter e- mail: merkle.mediator@googlemail.com zur Verfügung. Im Gegenzug würde ich mich über eine Bewertung und kurze Kommentierung dieser kostenlosen Antwort sehr freuen.

Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen
und lieben Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater

Oliver Merkle
Bewertung durch den Fragensteller:
Dankeschön für Ihre Hilfe. Das Gefühl, verstanden zu werden und ernst genommen zu werden, ist an sich schon wahnsinnig hilfreich.

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