Angst vor erneutem Burn-out
lotte (w, 40) aus Niedersachsen: Hallo,
ich bin Lehrerin an einer Grundschule. Es ist jetzt 2 Jahre her, dass ich wegen 'Burn-out' den Schulalltag nicht mehr meistern konnte. Nach einer Therapie in einer Tagesklinik und erfolgreicher Wiedereingliederung hatte ich das Glück, danach mein Arbeitszeitkonto 'abzufeieren'. Jetzt unterrichte ich seit August wieder 28 Std. Mir macht meine Tätigkeit viel Spaß und ich habe gelernt, mich von der Arbeit abzugrenzen und auf mich zu achten.
Leider ermöglichen mir die Umstände in unserem Bildungssystem nicht, mich weiterhin zu schützen. Ein anderer Kollege erkrankt, und die Arbeit muss verteilt werden. Ich habe das Gefühl, dass ich mich gern als Lehrerin sehe und Verantwortung übernehmen möchte. Aber ich kann mich nicht vor Mehrarbeit schützen, weil es keine Alternative gibt. Die Schule bekommt einfach keine Vertretung. Mich begleitet immer die Angst, es nicht zu merken und wieder in einen Kreislauf zu geraten, der nur das Ziel 'Burn-out' haben kann. Ich habe so viel gelernt und kann es einfach nicht anwenden.
lotte
ich bin Lehrerin an einer Grundschule. Es ist jetzt 2 Jahre her, dass ich wegen 'Burn-out' den Schulalltag nicht mehr meistern konnte. Nach einer Therapie in einer Tagesklinik und erfolgreicher Wiedereingliederung hatte ich das Glück, danach mein Arbeitszeitkonto 'abzufeieren'. Jetzt unterrichte ich seit August wieder 28 Std. Mir macht meine Tätigkeit viel Spaß und ich habe gelernt, mich von der Arbeit abzugrenzen und auf mich zu achten.
Leider ermöglichen mir die Umstände in unserem Bildungssystem nicht, mich weiterhin zu schützen. Ein anderer Kollege erkrankt, und die Arbeit muss verteilt werden. Ich habe das Gefühl, dass ich mich gern als Lehrerin sehe und Verantwortung übernehmen möchte. Aber ich kann mich nicht vor Mehrarbeit schützen, weil es keine Alternative gibt. Die Schule bekommt einfach keine Vertretung. Mich begleitet immer die Angst, es nicht zu merken und wieder in einen Kreislauf zu geraten, der nur das Ziel 'Burn-out' haben kann. Ich habe so viel gelernt und kann es einfach nicht anwenden.
lotte
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe lotte,
das wichtigste im Moment heißt 'Durchatmen', auch, wenn es schwerfällt. Der letzte Satz Ihres Beitrages ist der für mich wichtigste: 'Ich habe so viel gelernt und kann es einfach nicht anwenden.'
Burn-out ist eine 'unspezifische' Diagnose. Es ist eine Ansammlung verschiedener Symptome, die von keinem Therapeuten, Psychiater oder Klinik einheitlich betrachtet werden. Der Kern besteht aber in genau Ihrer Beschreibung, 'nicht handeln zu können'. Sie schreiben auch, daß es 'keine Alternative' gibt. Auch dies ist bei Burn-out typisch, der 'Scheuklappen-Effekt'. Vor Mehrarbeit durch Krankheit etc. ist kein Arbeitnehmer geschützt, es kann nur darum gehen, wie Sie 'aktiv' werden können und das eigene Empfinden von Handlungsfähigkeit und Kreativität neu erleben können.
Was können Sie jetzt tun? Sie haben viel gelernt und merken, daß Sie sich in Gefahr begeben, das ist gut! In Gefahr sollten Sie Hilfe holen. In erster Linie durch hilfreiche Gespräche. Haben Sie einen 'Vertrauenskollegen' oder können Sie gut mit Ihrem Vorgesetzten sprechen? Dann reden Sie darüber, daß Sie Ängste verspüren, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Das ist kein Anzeichen von Schwäche, sondern von gesunder Selbstachtung.
Speziell bei Burn-out sollten Sie täglich Entspannungsverfahren anwenden (Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation), zudem sehr auf Bewegung an frischer Luft achten (bei jedem Wetter) und - vor allem: ein kreatives Hobby betreiben. Egal, ob Sie ein Tagebuch schreiben, Malen oder Basteln: Der Effekt, einen Gegenstand selbst und nur für sich herzustellen, ihn vielleicht noch mit einem 'Sinn' zu besetzen, bewirkt bei vielen Burn-out-Patienten das Gefühl, 'etwas geschafft zu haben'. Dieses Gefühl überträgt sich oft von ganz alleine auch auf berufliche Situationen, von denen Sie im Augenblick glauben (!), daß sich nichts ändern läßt.
Bitte probieren Sie es aus, aber wenden Sie sich bei zunehmenden (körperlichen) Beschwerden unverzüglich an Ihren Arzt oder Therapeuten, der Ihnen das letzte Mal geholfen hat. Eine Distanzierung von Burn-out dauert durchaus länger, es ist ein beständiges Reflektieren und 'Ausloten' der eigenen Möglichkeiten. Daß Sie jetzt eine Gefahr verspüren, heißt noch nicht, daß Sie wieder einen Burn-out bekommen, sondern vielleicht, daß Sie sicht jetzt bereits besser wahrnehmen und schützen. Das wäre ein Fortschritt!
Herzliche Grüße
Ihr
Holger Nikolai
das wichtigste im Moment heißt 'Durchatmen', auch, wenn es schwerfällt. Der letzte Satz Ihres Beitrages ist der für mich wichtigste: 'Ich habe so viel gelernt und kann es einfach nicht anwenden.'
Burn-out ist eine 'unspezifische' Diagnose. Es ist eine Ansammlung verschiedener Symptome, die von keinem Therapeuten, Psychiater oder Klinik einheitlich betrachtet werden. Der Kern besteht aber in genau Ihrer Beschreibung, 'nicht handeln zu können'. Sie schreiben auch, daß es 'keine Alternative' gibt. Auch dies ist bei Burn-out typisch, der 'Scheuklappen-Effekt'. Vor Mehrarbeit durch Krankheit etc. ist kein Arbeitnehmer geschützt, es kann nur darum gehen, wie Sie 'aktiv' werden können und das eigene Empfinden von Handlungsfähigkeit und Kreativität neu erleben können.
Was können Sie jetzt tun? Sie haben viel gelernt und merken, daß Sie sich in Gefahr begeben, das ist gut! In Gefahr sollten Sie Hilfe holen. In erster Linie durch hilfreiche Gespräche. Haben Sie einen 'Vertrauenskollegen' oder können Sie gut mit Ihrem Vorgesetzten sprechen? Dann reden Sie darüber, daß Sie Ängste verspüren, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Das ist kein Anzeichen von Schwäche, sondern von gesunder Selbstachtung.
Speziell bei Burn-out sollten Sie täglich Entspannungsverfahren anwenden (Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation), zudem sehr auf Bewegung an frischer Luft achten (bei jedem Wetter) und - vor allem: ein kreatives Hobby betreiben. Egal, ob Sie ein Tagebuch schreiben, Malen oder Basteln: Der Effekt, einen Gegenstand selbst und nur für sich herzustellen, ihn vielleicht noch mit einem 'Sinn' zu besetzen, bewirkt bei vielen Burn-out-Patienten das Gefühl, 'etwas geschafft zu haben'. Dieses Gefühl überträgt sich oft von ganz alleine auch auf berufliche Situationen, von denen Sie im Augenblick glauben (!), daß sich nichts ändern läßt.
Bitte probieren Sie es aus, aber wenden Sie sich bei zunehmenden (körperlichen) Beschwerden unverzüglich an Ihren Arzt oder Therapeuten, der Ihnen das letzte Mal geholfen hat. Eine Distanzierung von Burn-out dauert durchaus länger, es ist ein beständiges Reflektieren und 'Ausloten' der eigenen Möglichkeiten. Daß Sie jetzt eine Gefahr verspüren, heißt noch nicht, daß Sie wieder einen Burn-out bekommen, sondern vielleicht, daß Sie sicht jetzt bereits besser wahrnehmen und schützen. Das wäre ein Fortschritt!
Herzliche Grüße
Ihr
Holger Nikolai
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