Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Meine Schwiegermutter handelt permanent eigenmächtig wie unter Zwang

Anja (w, 32) aus Leipzig : Ich fühle mich von meiner Schwiegermutter in meinem Privatleben, Lebensgestaltung und mit meinem Freund gestört. Sobald Sie die Möglichkeit bekommt ungestört in unserem privaten Raum zu walten 'räumt' sie auf, um und schmeißt weg.

Sie hat zwei Söhne (36,37), beide mit Partnerin und eigenen Häusern. Trotz mehrerer Gespräche stellt sie ihr Verhalten nicht ab. Stattdessen gibt Sie vor dass es wie ein Zwang wäre und dann bemitleidet sie sich selbst. Aber ich habe beobachtet das sie selbst ihr Handeln als richtig empfindet und vor uns allen nur reumütig tut.

Ihr 'aufräumen' ist ein sinnloses wegräumen wo keiner am Ende etwas findet und sie selbst erinnert sich tlw. nicht wo sie es hingetan hat. Außerdem versucht sie uns zu beeinflussen das wir die Dinge genau so machen wie sie es machen würde.

Pflanzen werden in unserem Garten geschnitten oder Neue gepflanzt, Unkraut gerissen, das Treppenhaus gewischt, Dinge für unseren Haushalt gekauft die wir nicht wollen und brauchen, abendliche Telefonanrufe was im TV kommt oder das der Müll am nächsten Tag geholt wird. Wäsche wird mitgenommen und gewaschen.

Wir erwarten unser erstes kind. Da wollte sie schon nach Möbeln gucken. Meine Schwangerschaft kann ich nicht genießen und ich befürchte es wird nach der Geburt noch schlimmer. Alles geschieht unter dem Deckmantel 'sie will nur helfen und meint es gut' aber am Ende belastet es uns alle nur.

Ist das eine Störung? Wie könnten wir sie erreichen damit sie dieses Verhalten endlich einstellt oder sich therapeutische Hilfe holt?!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Anja,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Das Verhalten Ihrer Schwiegermutter deutet auf eine psychische Störung hin, wobei ich natürlich aus der Ferne keine verlässliche Diagnose stellen kann.

Ihre Schwiegermutter handelt wie unter Zwang. Sie muss die Dinge gestalten, verändern und beeinflussen nach ihren Vorstellungen. Sie scheint keine Möglichkeit zu haben, dieses Verhalten abzulegen. Interessant finde ich dabei auch, dass sie teilweise nicht mehr weiß, wohin sie die Dinge gelegt hat. Das wäre ein Hinweis darauf, dass sie dem inneren Zwang unbewusst folgen muss und wie in Trance handelt.

Wenn sie auf ihr Verhalten angesprochen wird, zeigt sie Reue und bemitleidigt sich selbst. Ein quasi gesunder Anteil in ihr versteht noch, dass ihre Handlungen unsinnig sind. Doch wenn sie allein ist, tritt wieder die tiefe neurotische Überzeugung in den Vordergrund, genau dies jetzt in diesem Moment tun zu müssen.

Sie will Ihnen helfen, doch sie hilft in erster Linie sich selbst. Denn das Ausführen der Zwänge hat ein eine enorm stabilsierende Wirkung auf ihre Psyche. Sie kann die Handlungen nicht aufgeben, weil dann eventuell tief liegende Ängste zum Vorschein kämen, die sie erfolgreich abwehrt.

Die Frage, was Sie tun können, damit sie ihr Verhalten einstellt, ist sehr schwierig. Denn ihr Verhalten dient der Abwehr verborgener Konflikte und verdrängter Gefühle. Sie müssen also einerseits sehr behutsam vorgehen und anderseits klare Grenzen setzen.

Machen Sie Ihrer Schwiegermutter in einem Gespräch deutlich, dass sie sich grundsätzlich darüber freuen, dass sie ihnen helfen möchte, doch ihre Art der Hilfe als Einmischung und Grenzüberschreitung empfinden, weil sie überwiegend eigenmächtig handelt. Dieser Unterschied ist sehr wichtig - Hilfe ja, eigenmächtig nein.

Sagen Sie ihr ruhig, dass Sie den Eindruck haben, dass sie ihr Verhalten nicht beeinflussen kann, wenn sie allein ist. Sie möchten mit ihr gemeinsam einen Weg finden, der beiden Seiten dient. Bleiben Sie einfühlsam auf dem Hintergrund, dass ihr Verhalten notwendig für ihre seelische Stabilität ist. Nehmen Sie ihr nichts weg, aber machen Sie deutlich, dass es so nicht weitergehen kann.

Fragen Sie sie daraufhin, wie eine Änderung aussehen könnte, beziehen Sie sie mit ein. Fragen sie vorsichtig, ob sie sich eine Therapie vorstellen könnte, in der sie wieder lernen kann, Einfluss auf Ihre Handlungen zu nehmen. In deisem Gespräch kommt es darauf an, dass sie sich nicht bedroht fühlt, sondern eingeladen, sich mit den Zwängen auseinander zu setzen.

Wenn sie stereotyp in ihren Aussagen, Handlungen und ihrer Abwehr bleibt, müssen Sie sich deutlicher abgrenzen und ihre Hilfe einschränken. Wenn Sie das tun, ist es wichtig, ihr andere Kontaktmöglichkeiten abzubieten, sie anders in das familiäre Geschehen mit einzubeziehen. Sie darf helfen, aber nur 'unter Aufsicht', also mit Ihnen gemeinsam beispielsweise das Essen zubereiten. Das heißt, sie bekommt keinen ungestörten Zugang mehr zu Ihrem Haus und Garten, bleibt aber Teil des familiären Lebens und eingebunden.

Bleiben Sie sanft, zugewandt und liebevoll mit ihr im Kontakt. Meine Vorschläge sind nur als Anregungen zu verstehen. Ich bin sicher, Ihnen werden jetzt noch andere, weitere Vorgehensweisen einfallen, die für Ihre Schwiegermutter stimmig sein könnten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie


Bewertung:
Für mich eine sehr kompetente und freundliche Antwort, vielen Dank!





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter