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Ich werde den Gedanken nicht mehr los, dass ich homosexuell sein könnte

BvBS04 (m, 25) aus Nordhorn: Hallo,

Seit dem 16. Lebensjahr leide ich unter Zwangsgedanken & den dazugehörigen Zwangshandlungen. Angefangen mit Kontrollzwängen, zu schlimmeren Zwangsgedanken rund um Krankheiten bis hin zu dem Gedanken - könnte Ich mich umbringen? Zum Glück konnte Ich all diese bewältigen.

Ich bin seid über 2,5 Jahren sehr glücklich mit meiner Freundin zusammen. Nun vor 2 Monaten sind wir zusammengezogen, vor diesen Schritt hatte Ich zuvor schon große Angst, da ich Angst habe, sie zu verlieren.

Nach dem Umzug habe ich gemerkt - oh, es ist ja alles gut (zum Glück). Doch dann kam mir der neue Gedanke: Was wäre, wenn du homosexuell wärst? Seit dem lässt mich der Gedanke nicht mehr los. Auch wenn ich weiß, dass Ich seit immer nur auf Frauen stehe, stelle ich dies immer in Frage.

Durch meine bisherigen Zwangserkrankungen weiß ich zum Glück - dass der Zwang die Angst sehr real werden lässt. Ich habe keine Vorurteile gegenüber Homosexuelle, habe mehrere Homosexuelle in meinem Umfeld und in der Familie.

Jedoch werde ich diesen Gedanken nicht mehr los & das frisst mich nun seit 6 wochen völlig auf, mit Panikattacken und allem was dazu gehört. Es ist einfach schwer, keine klare Gewissheit über diese Gedanken zu haben und teilweise denken diese gar „automatisch“.

Ich muss ständig kontrollieren, ob ich auf das gleiche Geschlecht stehe und habe teils große Angst, Personen des gleichen Geschlechts zu begegnen, sogar meine besten freunde.

Ich will meine Freundin & die gemeinsame wohnung nicht verlieren.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber BvBS04,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie wissen bereits aus früherer Erfahrung, dass der Zwang Ihre Angst real werden lässt. Und dennoch können Sie keine Ruhe und Gewissheit darüber in sich finden, dass Sie nicht homosexuell sind.

Wenn Sie genau hinschauen, was diese Angst befeuert und erst möglich macht, so ist es die Angst, Ihre Freundin zu verlieren.

Sie dachten zunächst, wenn sie zusammenziehen, dann passiert es. Nach dem Umzug haben Sie gemerkt, dass alles in Ordnung ist. Aber die Bedrohung, dass Ihre Freundin eines Tages gehen könnte, besteht weiterhin für Sie.

Statt Ihre Freundin nun zu kontrollieren, entwickeln Sie Gedanken, die ein ungewisses Szenario auf Ihrer Seite produzieren. Nehmen wir an, Sie wären plötzlich und aus heiterem Himmel homosexuell, dann wären Sie derjenige, der Ihre Freundin verlässt. Ihre Gedanken helfen Ihnen also im Grunde, die Angst wieder indirekt kontrollierbar zu machen, weil Sie sich jetzt vor sich selbst fürchten und nicht mehr vor Ihrer Freundin.

Ich gehe davon aus, dass Sie das alles wahrscheinlich im Grunde schon selbst wissen, aber Wissen allein beruhigt nicht. Deshalb empfehle ich Ihnen, erneut mit therapeutischer Begleitung die tief sitzende Verlustangst aufzuarbeiten, damit sich diese Ängste nicht hinter zwanghaften Befürchtungen verstecken müssen und dort ihre Macht entfalten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute -
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung:
Vielen Dank für Ihre Antwort! Ich bemühe mich bereits um professionelle Hilfe.

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