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Wie kann ich die emotionale Abhängigkeit zu meinem Helfer reduzieren?

LenaS (w, 22) aus Stuttgart: Hallo,
ich wurde vor 1 1/2 Monaten von mehreren Männern verprügelt und vergewaltigt. Ein Bekannter war die gesamte Zeit bis zur Aktenschließung immer bei mir, hat mir geholfen und war für mich da. Bevor dies alles geschehen ist, kannten wir uns nicht sehr gut, während der Akut-Zeit war unsere Beziehung zueinander aufgrund der emotionalen Belastung für uns beide, sehr intim. Seitdem die Akte geschlossen wurde, herrscht eisiges Schweigen zwischen uns. Ein aufklärendes Gespräch hatten wir gehabt, nichts hat sich geändert. Da wir beide Studenten sind und im selben Fachbereich studieren, sehen wir uns mehrmals die Woche. Ich befürchte eine starke emotionale Abhängigkeit zu ihm. Ich bin nicht nur sehr empfindlich, sondern auch paranoid was ihn angeht. Eifersucht, Wut, Trauer, Depressionen. Ich interpretiere jede Bewegung, jeden Schritt, jeden Blick, werde von Eifersucht und Hass gepackt, sobald er mit anderen Frauen redet und mache mir viele Vorwürfe, dass unsere Beziehung zueinander gescheitert ist, aufgrund der Tat die mir passiert ist. Auch wenn dieses Problem angesichts der Tatsache einer Vergewaltigung, eigentlich nur an zweiter Stelle kommen sollte, ist es im Moment das einzige was mich beschäftigt und mich kaputt macht. Ich weiß nicht was ich tun soll.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Lena,

Sie haben gemeinsam diese Zeit durchstanden und offenbar hatten Sie schon zuvor mehr für ihn empfunden. Sie meinen, dass nun dieses Eis durch die Tat zustande gekommen war – und zugleich war das der Grund für die Nähe, die sie miteinander hatten. Sie möchten etwas anderes und das scheint momentan aussichtslos.

Erfahrungsgemäß geht es in dieser Situationen darum, dass Sie ganz bewusst hilfreiche, nützliche Gedanken und Erlebnisse neben den Schrecken stellen - unabhängig davon, ob es um die Tat oder Ihre Beziehung zu Ihrem Helfer in der Not geht. Sie können dann zwischen diesen Bildern pendeln. Welche guten Erfahrungen aus der Zeit vor der Vergewaltigung das sein können, werden Sie selbst wissen.

Täterkontakt gilt leider generell als problematisch. So ähnlich dürfte es sich momentan mit dem Helfer in der Not verhalten. Wegen des gemeinsamen Fachbereichs ist das schwierig, aber vielleicht ist es doch möglich, dass Sie sich dann jeweils ganz bewusst sagen: Auch wenn wir gemeinsam dieses Leid durchlebt haben, hat er ein Recht auf sein eigenes Leben, so wie ich ein Recht auf mein eigenes Leben habe.

Sollte das nicht zufriedenstellend funktionieren sollte, möchte ich Ihnen empfehlen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Was Sie momentan erleben, ist eine natürliche Reaktion auf das Trauma, das Sie erleben mussten und mittlerweile gibt es wirksame Mittel, um auf solche schweren Belastungen zu reagieren. Sie finden Adressen z.B. hier bei Psychomeda oder über Ihren Hausarzt.

Alles Gute und liebe Grüße
Kai Pinnow
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