Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Wie kann ich besser mit meiner traumatischen Erfahrung umgehen?

schnecke (w, 17) aus bayern:
Hallo, ich hab ein kleines problem.. und zwar war ich vor zwei jahren auf einer party, es waren ein junge und seine freundin und noch ein mädchen da. Der junge hat mich davor schon öfter mit sich in einem raum eingesperrt und mich geküsst obwohl ich dass nicht wollte..

Auf der party hat er uns mädchen abgefüllt und die anderen zwei sind sehr schnell schlafen gegangen (wir waren alle noch im selben raum). Als sie geschlafen haben fing er an mich anzufassen und ich hab mich gewehrt aber es hat nichts gebracht er hat dann meine arme in ne decke gewickelt damit ich mich nicht wehren konnte und hat mit mir gemacht was er wollte...

Seit dem tag hab ich angst wenn mich ein junge anfasst.. mein freund mit dem ich schon 1 jahr zam bin weiß es deshalb kann ich ihm vertrauen und wir haben auch sex gehabt aber seit dem ich diesen jungen wieder gesehen habe (vor 1 monat) ist alles wieder hoch gekommen und jetzt hab ich wieder extreme angst vor berührungen.. ich bin einfach verzweifelt weil ich meinen freund nicht verlieren oder damit belasten will und ich weiß dass ich diesen jungen nächsten monat auf einer veranstaltung sehen werd..

Habt ihr eine idee wie ich damit besser umgehen kann? Und vorallem dass ich nicht mehr soviel angst davor hab?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe schnecke,

ich danke dir für dein Vertrauen, mit dem du dich an uns wendest. Du hast vor zwei Jahren eine traumatische Erfahrung mit einem Jungen gemacht, der dir sexuelle Gewalt angetan hat ohne dass du dich wehren konntest. Es ist mehr als verständlich, dass du seit dem Angst bekommst, wenn ein anderer Junge dich anfasst. Es ist eine natürliche Reaktion darauf, dass dein Körper und deine Seele durch den Übergriff verletzt wurden. Diese Verletzung verschwindet nicht einfach. Man kann versuchen, sie zu verdrängen, doch es kann immer wieder Auslöser geben, die das Erlebnis und die damit verbundene Verletzung ins Bewusstsein bringen und dann Angst auslösen.

Das ist das, was du gerade erlebst. Du hast den Jungen vor einem Monat wieder gesehen und hast nun wieder sehr große Angst davor, berührt zu werden. Es ist gut, dass du einen Partner an deiner Seite hast, dem du vertrauen kannst und der von dem Vorfall weiß.
Ich verstehe, dass du deinen Partner damit nicht belasten willst und auch Sorge hast, dass du ihn verlierst, wenn du jetzt wieder so angstvoll auf Berührungen reagierst.

Und doch ist es wichtig, dass du dein Problem nicht klein machst, auch deinem Freund gegenüber nicht. Du musst dich nicht dafür schämen, dass es dir passiert ist. Niemand hat das Recht, dich einzusperren und mit dir zu machen, was er will. Vielleicht glaubst du auch, dass du selbst schuld daran warst, weil du bis zu einem gewissen Punkt mitgegangen bist oder vielleicht auch unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standest und den Jungen vielleicht auch ein wenig mochtest. Doch es gibt keine Erlaubnis und Rechtfertigung für Gewalt.

Liebe schnecke, es ist nun ganz wichtig, dass du dich selbst ernst nimmst mit deinem Problem und dir professionelle Hilfe holst. Such dir einen Kinder- und Jugendtherapeuten, der, wenn möglich, auch in Traumatherapie ausgebildet ist. Dein Hausarzt kann dich dabei unterstützen und soll dich überweisen. Ich weiß nicht, wie gut dein Verhältnis zu deinen Eltern ist, aber wenn du ihnen vertraust, sprich mit ihnen über deine Erfahrung, sie können dich dann ebenfalls bei der Therapeutensuche unterstützen.

Du brauchst jetzt weiterhin das Verständnis deines Partners, der dich nicht körperlich bedrängt, sondern dir Zeit gibt. Bitte sprich mit ihm darüber. Die Therapie wird dir dabei helfen, das Erlebnis zu verarbeiten und dich davon so zu lösen, dass du wieder auch offner für die Berührungen deines Freundes werden kannst. Deshalb wird die Therapie auch deiner Beziehung zugute kommen.

Außerdem solltest du dir überlegen und in dich hineinspüren, ob du innerlich wirklich bereit bist, dem Jungen demnächst wieder zu begegnen. Du musst niemandem etwas beweisen, es ist völlig in Ordnung, wenn du nicht zu der Veranstaltung gehst und dich auf diese Weise schützen würdest.

Wenn du allerdings das Gefühl hast, es gibt einen Teil in dir, der sich mit ihm konfrontieren will, dann geh’ hin - am besten in Begleitung. Sorge dort gut für dich und sei achtsam mit dir, d.h. sobald du merkst, es wird dir zuviel, die Angst zu groß, gehst du sofort wieder.

Ich wünsche dir alles Gute,

herzlicher Gruß

Anke Wagner
-Heilpraktikerin f. Psychotherapie -

Bewertung durch den Fragensteller:
vielen dank! eure antwort hat mir sehr geholfen, es gibt ein gefühl von sicherheit und man fühlt sich nicht allein! danke!

Mehr zum Thema auf Psychomeda

Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter