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Mein Mann droht mit Suizid, wenn ich ihn verlasse

Lilly (w, 32) aus 63739 Aschaffenburg:

Hallo liebes Team,

Ich wurde das 2 mal von meinem Ehemann betrogen. Weil wir nicht oft genug Verkehr miteinander hatten. Ich wollte mich trennen und er hat mit Suizid Absichten gedroht, wollte sich erhängen die Polizei hat Ihn für 24 Std. in eine Nervenheilanstalt eingewiesen.

In meiner Kindheit wurde ich ständig missbraucht mit 18 vergewaltigt. Mein Mann ist der einzige, dem ich das erzählt habe, aber er hat mich nicht verstanden und irgendwann sollte man das doch vergessen können ist ja auch schliesslich lang genug her meinte er.

Februar diesen Jahres war ich in der schön Klinik in München weil ich mittleweile so starke Magenschmerzen habe, das kommt alles vom Kopf habe ich dort erfahren, zusätzlich zu meiner Migräne die ich seit 15 Jahren habe. Und genau in diesem Zeitraum betrügt er mich.

Jetzt ist er wieder da, nach seinem Klinik Aufenthalt kam er heim, er stand unangekündigt da und tut so wie wär nix gewesen, wollte gestern noch mit mir schlafen!! Er versteht mich jetzt hat mit pyschologen gesprochen meinte er, aber ich kann Ihm nicht glauben.

mein kopf fährt karussel, was soll ich tun? ich weiss nicht mehr, was richtig, was falsch ist. Ich stehe schon auf einer Warteliste wg. Therapie aber ich brauche jetzt hilfe, ich kann nicht mehr, bitte, mir geht es elend.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lilly,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage und das damit verbundene Vertrauen, das Sie uns entgegen bringen. Sie haben in Ihrem Leben schwere sexuelle Gewalt erlitten. Ihr Mann ist der Einzige, der es das weiß. Doch er versteht nicht, was diese Erfahrungen für Sie bedeuten und ist der Meinung, dass man das irgendwann vergessen kann. Es ist normal, dass Sie das nicht einfach verdrängen können, denn Sie wurden körperlich und seelisch sehr tief verletzt und traumatisiert.

Diese Traumatisierung hat Einfluss darauf, wie sehr Sie einem Menschen vertrauen und sich emotional als auch körperlich hingeben können. Ihr Mann scheint nicht die nötige Sensibilität dafür zu haben. Er betrog Sie, weil Sie nicht häufig genug mit ihm geschlafen haben. Als hätte er als Ehemann ein Anrecht auf eine bestimmte Anzahl von Sexualakten.

Mit Ihrer Missbrauchserfahrung ist es sehr wichtig, dass Sie in Ihrem Leben und in Ihren Beziehungen nichts tun, was Sie nicht tun wollen. Dass Sie behutsam auf Ihre körperlichen und seelischen Grenzen achten, damit Ihr Körper nicht in Form von Magenschmerzen und Migräne 'somatisieren' muss, um Ihre Grenzen und Überforderung deutlich zu machen.

Sie wollten sich bereits von Ihrem Mann trennen. Doch dann drohte er, sich umzubringen. Die Polizei wies ihn in die Psychiatrie ein, aber nur für 24 Stunden. Mit der Androhung von Suizid setzt Ihr Mann Sie massiv unter Druck und macht Sie gleichzeitig handlungsunfähig. Denn er nimmt sich das Recht heraus, Sie zu betrügen und Ihr Vertrauen zu missbrauchen und gleichzeitig bedroht er Sie, wenn Sie ihn auf Grund dessen verlassen wollen.

Es ist also gut und richtig, wenn Sie seine Verständnisbeteuerungen nicht glauben können. Er versucht Sie zu beschwichtigen, zu beruhigen, um Sie dann wieder zum Beischlaf überreden zu können.

Ich spreche selten so deutlich eine Empfehlung aus, aber in Ihrem Fall möchte ich Ihnen ehrlich anraten, diesen Mann zu verlassen. Denn in Ihrer Partnerschaft wiederholt sich teilweise die Missbrauchsthematik, die Sie schon als Kind erfahren mussten. Der Unterschied ist jedoch, dass Sie jetzt erwachsen sind und für sich selbst sorgen können und nicht mehr in Abhängigkeit leben müssen. Durch die Androhung von Suizid versucht Ihr Mann eine Abhängigkeit zu inszenieren, die Sie schleunigst beenden sollten.

Ihr Mann ist für sein Verhalten und seine Taten selbst verantwortlich. Wenn er sich umbringt und dies nicht verhindert werden kann, dann ist es seine Entscheidung, die auch respektiert werden sollte. Es ist ganz wichtig, dass Sie sich dafür nicht verantwortlich fühlen, sonst werden Sie sich nie trennen können.

Wenn Sie sich entscheiden, Ihren Mann zu verlassen, gibt es verschiedene Angebote, die hilfreich für Sie sein könnten. Sollten Sie sich von Ihrem Mann bedroht fühlen, können Sie ein Frauenhaus (Frauenhaus Aschaffenburg, Tel.: 06021-24455) aufsuchen, um dort eine Zeitlang anonym und geschützt zu wohnen und bei allen Themen rund um die Trennung/ Scheidung professionelle psychosoziale Begleitung und Unterstützung bekommen.

Damit Sie wissen, wie Sie sich verhalten können, wenn er wieder mit Suizid droht, empfehle ich Ihnen, Kontakt zum Sozialpsychiatrischen Dienst Ihres Ortes aufzunehmen und sich dort beraten zu lassen. Den Link habe ich Ihnen unten angehängt.

Sie stehen bereits auf einer Warteliste für einen Therapieplatz. Vielleicht können Sie noch andere Therapeuten anrufen. Ich möchte Ihnen empfehlen, sich vorzugsweise traumatherapeutisch behandeln zu lassen. Leider ist es mittlerweile üblich, das man länger auf einen Therapieplatz warten muss. Bitte lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Es gibt verschiedene Traumatherapiemethoden, deshalb wäre es sowieso gut, wenn Sie mit unterschiedlichen Therapeuten einige Erstgespräche führen und dabei sehr auf Ihr Bauchgefühl und Ihre innere Stimme achten.

Um die Wartezeit zu überbrücken, könnten Sie einige Beratungsgespräche mit dem Selbsthilfe- und Beratungszentrum für Frauen vereinbaren. Die Web-Adresse lautet: www.sefraev.de. Dort finden Sie kompetente Ansprechpartnerinnen, die Ihnen sofort Hilfe und Beistand anbieten können.

Mit anderen Menschen - außer Ihrem Mann - über Ihre Missbrauchsthematik zu reden, wird vielleicht nicht so leicht sein. Doch wenn Sie sich trauen, lösen Sie bereits einen weiteren Knoten auf, der Sie in der Gewaltspirale gefangen hält. Und es ist der erste Schritt raus aus der Opferrolle, hinein in ein mehr selbst bestimmtes Leben.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Mut, um die nötigen Veränderungen in Ihrem Leben anzugehen -

mit herzlichem Gruß,

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung durch den Fragensteller:
Ihr wart mir ein wegweiser, vielen Dank dafür schön das es euch gibt

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