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Meine Tochter ritzt sich, wie kann ich ihr helfen?

susi (w, 35) aus steiermark: meine 15-jährige Tochter ritzt sich; wie lange weiss ich nicht, aber sie sagt, sie hätte 'es' schon länger nicht mehr gemacht.

Ich habe ein gutes Gespräch mit ihr geführt; es ist ihr dann auch besser gegangen. Mache mir aber Sorgen, dass es zur Sucht wird, dass es mehr (suizidal) werden könnte und mache mir natürlich auch Gedanken über das familiere Umfeld.

Unsere Familie ist intakt, es gibt keine Schwierigkeiten, wir haben den Kindern nie das Gefühl gegeben, nicht absolut wichtig für uns zu sein. Natürlich haben wir immer wieder mal Meinungsverschiedenheiten, doch das ist in der Pubertät denke ich Teil der Entwicklung.

Wie kann ich meinem Kind helfen; soll ich darauf vertrauen, dass es das letzte Mal war oder gleich zum Psychologen gehen? Sie möchte im Moment keine psycholog. Hilfe in Anspruch nehmen - wie sinnig ist es dann, einen Termin zu vereinbaren?

Ich möchte ihr eine Alternative (gummiringerl) anbieten - wird in Kliniken als Ersatzhandlung versucht.
danke!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Susi,

das Ritzen kann viele Ursachen haben. Meist spielen Unsicherheit, Schüchternheit, geringes Selbstwertgefühl, das Gefühl nicht verstanden zu werden und Traumatisierungen eine wichtige Rolle.

Ihre Tochter wird ihnen nicht immer gleich erzählen, warum sie angefangen hat. Wichtig ist, dass Sie Ihrer Tochter keine Vorwürfe machen und sie nicht unter Druck setzen. Im Gegenteil: Sie sollten alles tun, um das Selbstwertgefühl Ihrer Tochter zu stärken. Unsere Tipps für Eltern lauten daher (siehe auch: www.psychomeda.de/lexikon/ritzen-ursachen-hilfe-therapie-tipps-fuer-eltern.html)

1. Reagieren Sie nicht schockiert. Machen Sie dem Jugendlichen keine Vorwürfe, sondern geben Sie ihm das Gefühl angenommen und verstanden zu werden. Stellen Sie eine Vertrauensbasis her.

2. Unternehmen Sie alles, um das Selbstwertgefühl des Jugendlichen aufzubauen und zu stärken. Dazu können anfänglich auch Status-Symbole (Markenklamotten) eingesetzt werden.

3. Machen Sie dem Jugendlich verständlich, dass er mit der Problematik nicht allein ist und dass es wirkungsvolle Hilfe gibt.

4. Ermutigen Sie den Jugendlichen, offen über seine Gefühle und auch über sexuelle Themen zu sprechen und diese zu verarbeiten, z.B. durch das Schreiben eines Tagebuchs, in Gedichten, Kunst oder Musik.

5. Ermutigen Sie ihn, Kontakt zu Gleichaltrigen aufzunehmen, z.B. in Sportvereinen. Helfen Sie ihm dabei, seine Schüchternheit zu überwinden, z.B. durch Reiten, Tanzen und Theaterspielen.

6. Üben und unterstützen Sie soziale Fertigkeiten wie 'sich verabreden', 'Smalltalk', 'lachen', 'Ärger ausdrücken', 'Meinung sagen', 'um Hilfe bitten', 'Selbstbewusst auftreten, auch wenn man es nicht ist', 'Daten', 'Flirten', 'Umgang mit sexuellen Situationen'.

7. Suchen Sie nach professioneller Hilfe durch Ärzte, Psychotherapeuten oder spezialisierte Kliniken, vor allem, wenn schön länger geritzt wird.

Der letzte Punkt ist wichtig, wenn die anderen Punkte nicht helfen und damit das Ritzen nicht zur Sucht wird. Ihre Tochter wird mit Ihnen wahrscheinlich nicht über alle Themen, die sie wirklich bedrücken, sprechen. Ein therapeutisches Gespräch kann daher sehr hilfreich sein. Sie sollten sich allerdings an einen Psychotherapeuten, an eine Beratungsstelle oder Klinik wenden, die auf das Thema Ritzen spezialisiert ist. Dann können Sie zunächst einen Beratungstermin für sich ausmachen (ohne Ihre Tochter) und das Ausmaß sowie das weitere Vorgehen besprechen.

Viel Erfolg!
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