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Bin ich auf dem Weg, als Alkoholikerin zu sterben?

sonnenblume (w, 61) aus Böblingen: Liebes Psychologen-Team
ich trinke fast täglich 2 bis 3 Gläser Wein manchmal auch mehr. Aber nicht weil es mir unbedingt schmeckt, sondern um dieses leichte Gefühl zu bekommen. Keine Schmerzen oder weniger Schmerzen zu haben. Habe mehrere gesundheitliche Probleme, wie zum Beispiel, mehrere Vorfälle in HWS BWS LWS zudem mißlungene Fuß OP Hallux Rigidus und Krallenzeh OP danach Morbus Sudeck. 4 Monate Schmerzklinik, danach 3 Monate PsychoReha. Ständig in ärztlicher Behandlung. Sollte operiert werden, Füße und HWS, aber keiner traut sich an die Füße wegen diesem Morbus Sudeck. Schmerzen werden immer schlimmer trotz vielen Schmerzmitteln.
Ich weiß sicher, daß dies alles keine Entschuldigung ist, um zu trinken. Mein Mann hat schon den Alkohol aus dem Haus verbannt, ich kaufe es mir und verstecke die Flasche, um in Ruhe trinken zu können. Aber er hat es sofort gemerkt wenn ich nur ein Wort sage. Ich werde dann sehr agressiv und lüge ihn an. Wir sind 40 Jahre verheiratet und er will nicht mit einer Alkoholikerin leben. Er sagt, es muß im Kopf klick machen, ich sollte keinen Tropfen trinken, da ich in nicht mehr weit davon entfernt bin als Alkoholikerin zu enden. Am nächsten Tag weiß ich oft nicht wie ich ins Bett kam. Ich trinke allerdings tagsüber nichts, erst abends.
Meine Frage: wie komme ich da wieder heraus, mein Vater ist an Leberzirrhose gestorben. Ich war nicht traurig, darüber er hat mich als Kind mißbraucht.
Auf eine Antwort von Ihnen freue ich mich.
Lieben Gruß
Sonnenblume


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Sonnenblume,

vielen Dank für Ihr Vertrauen.

Das was Sie schildern, stimmt mich fast traurig, denn Ihre Welt besteht momentan nur aus Schmerz, sowohl körperlich, als auch seelisch. Sie schreiben im letzten Satz, Sie waren nicht traurig über den Tod des Vaters, er hat Sie missbraucht. Ich weiß nicht, ob Sie diese Verletzungen je in einer therapeutischen Sitzung thematisiert haben. Es wundert mich jedenfalls nicht, dass Sie versuchen, mit Alkohol all das zu ertränken. Es gilt jedoch der Satz: Sorgen können schwimmen und von daher ist Trinken keine Lösung. Sie haben es schon selbst erkannt, wohl ist aber Ihr Leidensdruck noch nicht groß genug. Alkoholismus ist eine Suchterkrankung, die mit echtem Willen und guter Unterstützung nicht geheilt, aber in den Griff bekommen werden kann. Sie werden immer Alkoholikerin sein, aber trocken, wenn Sie das wollen.

Ihr Mann will mit Recht nicht mit einer Alkoholikerin leben, so lange Sie aber lügen, aggressiv werden und heimlich trinken, ohne wirklich den Willen zur Abstinenz zu haben, ist es nicht einfach, den Anfang zu machen. Ihr Mann gerät in die Gefahr, Co-Alkoholiker zu sein, d.h. so lange er Ihr Treiben halbherzig mitmacht und keine Konsequenzen zieht, haben Sie keinen Grund etwas zu ändern. Erst wenn Sie ganz unten sind, kann eine Änderung geschehen. Dafür aber müsste Ihr Mann wirklich hart durchgreifen, auch um sich selbst aus seiner Co-Abhängigkeit zu befreien. Oder aber Sie erkennen den Ernst und handeln selbst und aus freiem Willen. Mehr Info dazu im unten stehenden Link.

Ansprechpartner für Sie wären z.B. die AA, die Anonymen Alkoholiker, dort gibt es auch Gruppen für Angehörige, weiter die Guttempler oder das Blaue Kreuz.
Eine begleitende Therapie und eine gute Schmerzversorgung halte ich ebenfalls dringend für nötig, suchen Sie einen Schmerztherapeuten, der evtl. auch Psychotherapie anbietet. Falls Ihr Kindheitstrauma noch nicht bearbeitet ist, wäre eine Traumatherapie angezeigt, um so den Schmerz, die Wut und die Selbstschädigung bearbeiten zu können.

Liebe Sonnenblume, Ihren Nick, der so positiv klingt, interpretiere ich so, dass Sie sich wieder der Sonnenseite des Lebens zuwenden wollen. Ich wünsche Ihnen dafür all Ihre Kraft, Mut, sich Hilfe zu holen und eine gedeihliche Veränderung Ihres Lebens!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen lieben Dank für die schnelle und ausführliche Beratung Sie haben mir sehr geholfen. Nun weiß ich was ich zu tun hab.

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