Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

mangelndes sexuelles Verlangen in der Partnerschaft

ratlos81 (w, 35) aus Innsbruck: Ich bin seit 7 Jahren mit meinem Freund zusammen und wohnen seit 2 Jahren zusammen. Davor hatte ich 2 längere Beziehungen, die ich immer beendet habe. Irgendwann hab ich gemerkt, dass es nicht mehr geht, ich hatte mich nicht mehr wohl gefühlt. Ich hatte immer Angst davor, dass es jetzt auch wieder so weit kommen könnte, was ich jedoch nicht will. Im Moment scheint es leider in diese Richtung erneut zu gehen. Beziehung ist eigentlich bis auf kleinere Streitereien harmonisch, Umkreis passt (Familie, Freunde). Wir machen vieles zusammen, Urlaube, Konzerte, Festivals. Was mir fehlt ist die körperliche Nähe...es scheint alles rein platonisch zu sein..im Moment träume ich sogar von Sex mit Männern, die ich kenne, ich fühle mich schnell zu jmd hingezogen, der mir sympathisch ist (Arbeitskollege). Aber ich habe keine Affäre begonnen, die Beziehung ist mir wichtig. Ich will auch nicht noch einmal von vorne beginnen, weil im Prinzip ja alles in Ordnung ist. Mein Freund meint, er hat keine Lust auf Sex. Nicht mal mehr im letzten Urlaub hatten wir was...es ist traurig und ich vergehe manchmal vor Lust. Was ist mit mir los? Was soll ich machen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Ratsuchende,
wie Sie schreiben, sind Sie bereits ja durchaus eine respektable Zeit mit Ihrem Freund zusammen und wohnen seit zwei Jahren nun auch mit ihm gemeinsam. Sie schreiben, dass Sie sehr darunter leiden, dass Ihr Freund mit Ihnen keinen Sex haben möchte. Zunächst ist es meist so, dass der Partner mit dem stärkeren Verlangen zunächst die Ursachen hierfür bei sich sucht. Vielfach wechseln sich das Verständnis dafür und das Drängen auf Sex ab. Letztlich entstehen bei demjenigen mit dem stärkeren sexuellen Verlangen Gefühle von Ablehnung, Minderwertigkeit und Unattraktivität. Da die gelebte Sexualität ein wichtiger Bestandteil menschlichem Daseins ist, für körperliches und psychisches Wohlbefinden sorgt und ein starke Bindungsfunktion in einer Partnerschaft hat, kommt es bei unerfüllten sexuellen Wünschen zu einer meist kaum merklichen Veränderung der Kommunikation zwischen den Partner. Partnerschaftliche Kommunikation sollte fördernd sein. Stattdessen kommt es zu meist destruktivem Miteinander. Der eine fühlt sich unter Druck und der andere nicht geachtet, geliebt und respektiert. Hinzu kommt das Verlangen nach Intimität (d.h. einer emotionalen Öffnung), das häufig ebenfalls gestört ist. Es kommt bei der Frage, was Sie tun können darauf an, seit wann Ihr Freund sich Ihrem sexuellen Verlangen verwehrt. Man muss dabei immer beachten, dass es immer einen Partner mit dem stärkeren und einen mit dem schwächeren Verlangen gibt. Und dies kann sich im Zeitverlauf durch viele Faktoren eben auch mal ändern. Die Frage nach der Häufigkeit von Sex ist so vielfältig wie die Menschheit und eine Norm gibt es nicht. Aber wenn ein Partner gar keinen Sex wünscht, steht da ein Problem im Raum, über das das Paar sprechen muss.
Menschlich ist es ganz normal, dass Sie in derartigen Situationen sich zu anderen Männern hingezogen fühlen, wenn Ihnen diese sympathisch sind. Sie können ja Ihren sexuellen Trieb nicht abschalten und unterdrücken führt nur zu anderen Problemen. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie leiden und fühlen sich zurückgesetzt und das ist (wenn auch sehr unangenehm) in dieser Situation verständlich.
Hinter vielen derartigen Problemen verbergen sich bei den Betroffenen oft Versagensängste, eigene nicht hilfreiche Glaubenssätze über Sexualität, fehlende Körperwahrnehmung und das Problem nicht loslassen zu können. Sie sehen , dass Ihnen nur ein konstruktives Gespräch über Ihrer beider Wünsche, Vorstellung und Zukunftspläne hilfreich sein wird. Eine Partnerschaft ganz ohne Sexualität mag vorstellbar sein, aber eben nur wenn beide das OK finden. Wenn nicht, müssen Sie Ihre Vorstellung und Bedürfnisse mitteilen und Wege finden. Wenn Ihrem Freund an einer längeren (im Idealfall dauerhaften) Beziehung gelegen ist, wird er gemeinsam mit Ihnen an diesem Thema arbeiten wollen. Und dann werden Sie auch gemeinsam Lösungen finden. Wenn nicht, erscheint es fraglich, ob Sie diese Beziehung auf Dauer durchhalten werden. Verordnen Sie sich nicht selbst einen Orden für Ihr Durchhaltevermögen, sondern sprechen Sie zügig offen an, was Sie sich wünschen und was Sie erwarten. Ohne Druck. Eben ein Angebot, gemeinsam ein Thema zur beiderseitigen Weiterentwicklung anzugehen. Dann haben Sie die Chance beide glücklich und zufrieden zu werden. Nur die Harmonie (die wirklich wichtig ist) alleine, wird Ihnen dabei nicht helfen. Lassen Sie sich überraschen, ob Ihr Partner Ihr Angebot annimmt und Sie so Ihre gemeinsame Basis festigen können. Über sexuelle Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen, fällt häufig schwer und lohnt dagegen ausgesprochen. Lassen Sie sich einfach hier etwas coachen, damit Sie die „Fallen“ in der Kommunikation erkennen, Glaubensätze neu strukturieren können und Sie sich in dem Veränderungsprozess nicht festfahren. Und wenn es abschließend Ihre Erkenntnis ist, dass Sie hier keine Chance auf eine auch körperlich erfüllte Liebe haben, werden Sie ohne Eigenschuldzuweisung das tun, was Sie für richtig halten und Ihnen gut tut.
Bewertung durch den Fragensteller:
schwer umzusetzen, aber DANKE

Mehr zum Thema auf Psychomeda

Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter