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Wie schaffe ich es, nicht immer so schlecht gelaunt zu sein?

maria-magdalena (w, 13) aus Berlin:

Hallo!

Seit Wochen bin ich verzweifelt und traurig und nur noch am heulen. Mein Selbstbewusstsein ist über Nacht auf null gesunken! Ich kann nicht mehr alleine rausgehen, weil ich Angst vor Hunden habe und deshalb immer mit meinen Eltern zum Einkaufen nur mitgehen darf.

Diese Woche war ich mal 2 Tage glücklich, nur dann hat eine Lehrerin mich genervt und heute hat mein Mathelehrer mich bloß gestellt, nur weil ich für 19 mal 20 eine Ewigkeit gebraucht habe. Normalerweise gehöre ich zu den Besten bei Mathe, aber es war so, dass ich seitdem ich Versagt habe, richtig rot werde, wenn ich Antworten gebe und kein Ton mehr rauskommt. Erstmal dachte ich, ich würde nicht genug lernen, dann habe ich die ganze Nacht gelernt und ich werde immer noch Rot! Und weil ich in anderen Fächern jetzt immer nervöser werde, nehme ich regelmäßig Beruhigungsmittel das Zeug macht mich zwar ruhiger, aber ich habe voll die Konzentrationsstörungen und bin total müde.

Doch es ist auch doof, wenn ich es nicht nehme, weil ich eigentlich nicht will, dass jemand sieht, dass ich eigentlich emotional bin. Meinen Eltern, denen man kann denen sowieso nichts erzählen und wenn man mal was sagt, reden sie immer sie würden dann dies und das tun, aber machen es nicht! Deshalb muss ich immer alleine mit meinen Problemen sein und Freunden kann ich es nicht erzählen. Es ist einfach nur doof, dass wen ich z.B. Migräne habe, immer selber was tun muss und nicht zum Arzt kann oder so. Wie kann ich nicht immer so schlecht gelaunt sein?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Maria-Magdalena,

Deine Gefühle fahren ja ganz schön Karussell mit Dir, nicht wahr? Was Du beschreibst stelle ich mir ganz schön unangenehm vor. Du warst gut in Mathe und wurdest bloß gestellt. Jetzt wirst Du rot und kommst aus dem unangenehmen Gefühl nicht mehr heraus. Ganz ehrlich: Es ist nicht in Ordnung, vom Lehrer bloß gestellt zu werden. Und es wäre wichtig, dass Du jemanden hast, mit dem Du das besprechen kannst.

Ich kann verstehen, dass Du darüber nicht reden möchtest mit Freunden oder mit der Familie. Aber Du solltest es tun, damit es Dir wieder besser geht. Ich erkläre Dir warum.

Unsere Gefühle sollen uns zeigen was uns gut tut und was nicht. Wenn wir angenehme Gefühle haben, dann sind unsere Bedürfnisse erfüllt - erleben wir hingegen unangenehme Gefühle, dann sind unsere Bedürfnisse nicht erfüllt. Somit ist ein angenehmes Gefühl ein Signal genauso weiterzumachen, weil es uns gut tut - ein unangenehmes Gefühl hingegen ist ein Signal, etwas zu ändern, weil uns etwas nicht gut tut.

Im Laufe der Entwicklung lernen Kinder nun, genau dieser Verknüpfungen anzulegen und darauf zu reagieren. Es ist jedoch auch möglich, dass jemand lernt, unangenehme Gefühle auszuhalten und keine Veränderung vorzunehmen. Genau das ist der Fall bei Stimmungsschwankungen - dass die Gefühle anzeigen dass es Bedürfnisse gibt, die nicht erfüllt sind. Jedoch fehlt die Verknüpfung im Gehirn, auf dieses Signal auch zu reagieren. Und die unangenehmen Gefühle kommen dann genau in den Momenten, in denen man sie am wenigsten erwartet und auch am wenigsten gebrauchen kann. Dann kann es so scheinen, dass die Stimmungsschwankungen 'ohne Grund' auf einen zukommen. Zudem kann man sie ja gar nicht interpretieren und weiß nichts damit anzufangen. Das macht wieder unsicher - und so entsteht ein Teufelskreis. Und den solltest Du durchbrechen.

Dazu kommt noch, dass eine geringe Ausprägung von Stimmungstiefs in der Pubertät ganz normal ist. In dieser Zeit der Veränderung müssen Sie so viele Anforderungen bewältigen und alles ändert sich in Bezug zu früher - das ist manchmal alles ein bißchen zuviel. Kommen dann auch noch Probleme dazu, für die Sie zuwenig Unterstützung bekommen, dann sind stärkere Stimmungsschwankungen schon vorprogrammiert.

Die gute Nachricht ist: Diese Fähigkeit ist erlernbar. Es ist also möglich, sich so zu verändern, dass Du auf Stimmungsschwankungen reagieren kannst, diese mit der Zeit weniger werden und womöglich eines Tages sogar ganz ausbleiben.

Dazu solltest Du ein paar Stunden therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Falls Du unsicher sind, wo Sie hingehen sollen: Ich empfehle einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten (dort bist Du richtig bis zum 21. Lebensjahr). Du kannst Dich auch an die Schulpsychologische Beratungsstelle wenden. Dort erhältst Du einen kostenlosen Termin wenn Du sagst, dass es ein Thema gibt das Dich vom Lernen abhält. Den Link zum Schulamt habe ich unten eingefügt.

Ich wünsche Dir viel Kraft für diese spannende Zeit. Du wirst sehen - Du schaffst das!

Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier
Diplompsychologin
Bewertung durch den Fragensteller:





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