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Schulprobleme des Sohnes

Ratlos-in-Hamburg (w, 44) aus hamburg: Guten Tag,

mein Sohn besucht zur Zeit die 4. Klasse einer Grundschule. Schulprobleme gab es von Beginn der 1. Klasse (Außenseiter). Nach 3 Jahren und vielen Kämpfen, Narben hat mein Sohn seinen Platz in der Gemeinschaft halbwegs gefunden und ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Lehrerin aufgebaut.

Im Febr. ´10 wurden wir informiert, dass die Lehrerin eine erste Klasse übernehmen soll. Durch diesen Wechsel fängt die Odyssee von vorne an. Die neue Lehrerin mag meinen Sohn offenbar nicht (häufig neg. Unterstellungen, obwohl sie im Vorwege von seiner Ängstlichkeit wußte). Ich habe den Eindruck, dass sie meinen Sohn mobbt. Nächste Woche will ich ein Gespräch mit der Vertrauenslehrerin führen, mit der neuen Klassenlehrerin sind die Gespräche gescheitert.

Wie kann ich meinen Sohn helfen? Ich fühle mich hilflos und allein. Mein Sohn ist traurig, verunsichert, und es scheint sich alles zu wiederholen. Das letzte Grundschuljahr ist dabei auch noch so ein entscheidendes Jahr für die weitere Schulperspektive. Über Tipps/Anregungen wäre ich Ihnen sehr dankbar. Mit freundlichem Gruß

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Ratlos-in-Hamburg,

danke, daß Sie sich an uns wenden! Ich werde gerne versuchen, den gordischen Knoten etwas auflösen zu helfen. Das Heranwachsen von Kindern ist ein sehr komplexer Prozeß, an dem viele Faktoren mitwirken: Die Seele des Kindes selbst, die Schule und 'aushäusige' Sozialisation, und die Eltern bzw. der familiäre Rahmen. Da ein Kind abhängig von Bezugspersonen ist (stärker als Erwachsene), sind alle diese Menschen eng in einen Gesprächs- und Lernprozeß einzubeziehen. Schuldzuweisungen ('...die Lehrerin mobbt meinen Sohn') sind dabei wenig hilfreich, denn in einem solchen Moment nehmen Sie sich selbst und Ihren Sohn vollkommen aus dem Geschehen heraus und klagen die Lehrerin an.

Sie haben das Gespräch mit der Lehrerin gesucht, das ist ein wichtiger Schritt gewesen, doch daß diese Gespräche gescheitert sind, muß nicht zwangsläufig an dieser Lehrerin liegen. Auch Sie haben eine Seele mit unbewußten Ängsten, Wünschen und Hoffnungen, die maßgeblich am Ergebnis solcher Gespräche mitwirkt.

Differenzen zwischen Eltern und Lehrern bzw. der Schule sind ausgesprochen häufig. Das Kind nimmt oft irgendwann nur noch eine passive Rolle als 'Objekt' ein, um das Eltern und Lehrer dann streiten. In solchen Fällen hat es sich bewährt, einen Mediator einzuschalten, der solche Gespräche unabhängig und unparteiisch begleitet und beide Seiten kontinuierlich daran erinnert, die Sichtweise des Kindes einzunehmen, anstatt sich an diesem 'abzuarbeiten'.

In Ihrem letzten Absatz klingt zudem eine persönliche Erwartungshaltung bzw. ein Erwartungsdruck heraus: 'Das letzte Jahr ist so entscheidend für die weitere Perspektive'. Nicht entscheidender als die vorherigen! Ihr Sohn hat Ihrer Beschreibung nach auffällige emotionale und ängstliche Verhaltensweisen. Diese Eigenschaften wird er (siehe oben) nicht nur aus sich selbst heraus oder durch die Schule, sondern auch im Zusammenhang mit der familiären Situation entwickelt haben.

Umso wichtiger wird es für alle Beteiligten werden, nicht darüber zu streiten, was 'das beste' für Ihren Sohn ist, sondern gemeinsam herauszufinden, welche Umstände an seinem Verhalten beteiligt sind und wer von Ihnen allen (Eltern und Lehrer) an welchen Punkten Ihrem Sohn Hilfestellung geben kann.

Wenn Sie ein Gespräch mit der Vertrauenslehrerin führen, sollte es auch darum gehen, ob eine begleitende systemische Psychotherapie für Ihre Familie sinnvoll sein kann, in deren Rahmen Verhaltensweisen erkannt und modifiziert werden, die zu der Ängstlichkeit Ihres Sohnes geführt haben. Wenn eine vertraute Lehrerin die Klasse verläßt, kann das für einzelne Schüler sehr schmerzhaft sein. Allerdings sind solche Abschiede unvermeidbarer Teil eines jeden Lebens und auch Kinder sollten die Chance erhalten, solche Abschiede zu erleben und - evtl. mit therapeutischer Begleitung - zu verarbeiten.

Um eine Frontenbildung zu verhindern und die Bedürfnisse Ihres Sohnes in den Mittelpunkt zu stellen, empfehle ich Ihnen, einen Mediator zu weiteren Gesprächen hinzuziehen. Manche Schulen arbeiten mit Ehrenamtlichen zusammen, ansonsten hilft Ihnen auch psychomeda.de gerne weiter.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai

Bewertung durch den Fragensteller:
Danke (!) für die schnelle Antwort. Sie war/ist hilfreich und bietet mir durch die





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