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Mir geht es schlecht und ich möchte nicht das das rauskommt...

Mmmmmer (w, 16) aus Bielefeld:

Ich kann meine Gedanken nicht mehr zusammenfassen, ich habe ständig starke stimmungsschwankungen in einem Moment bin ich stark depressiv in anderen so aggressiv dass ich am liebsten Leute umbringen würde [noch nie passiert] die Stimmungsschwankungen kommen im Minuten Takt ich weiß nicht wie das weggeht.

Ich habe Schlafstörungen, Wache nachts immer auf und brauche fast 3 Stunden um einschlafen zu können.
Ich kann nicht klar denken und habe Angstzustände.
Ich möchte meine Familie damit aber auch nicht belasten deshalb möchte ich nicht dass das rauskommt - aber ich möchte bitte wissen was los ist?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Mmmmmer,

Ihre Gefühle fahren mit Ihnen ja ganz schön Karussell, nicht wahr? Was Sie beschreiben stelle ich mir ganz schön unangenehm vor: Sie erleben starke Stimmungsschwankungen und Aggressionen und möchten Ihr Umfeld aber auch nicht damit belasten.

Zunächst bitte ich Sie, sich die Nummer der kostenlosen Telefonseelsorge zu notieren und diese anzurufen, sollten Sie mal wieder ganz verzweifelt sein: 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 (kostenlos, rund um die Uhr)

Ich möchte zunächst ganz allgemein antworten. Unsere Gefühle sollen uns zeigen was uns gut tut und was nicht. Wenn wir angenehme Gefühle haben, dann sind unsere Bedürfnisse erfüllt - erleben wir hingegen unangenehme Gefühle, dann sind unsere Bedürfnisse nicht erfüllt. Somit ist ein angenehmes Gefühl ein Signal genauso weiterzumachen, weil es uns gut tut - ein unangenehmes Gefühl hingegen ist ein Signal, etwas zu ändern, weil uns etwas nicht gut tut.

Im Laufe der Entwicklung lernen Kinder nun, genau dieser Verknüpfungen anzulegen und darauf zu reagieren. Es ist jedoch auch möglich, dass jemand lernt, unangenehme Gefühle auszuhalten und keine Veränderung vorzunehmen. Genau das ist der Fall bei Stimmungsschwankungen - dass die Gefühle anzeigen dass es Bedürfnisse gibt, die nicht erfüllt sind. Jedoch fehlt die Verknüpfung im Gehirn, auf dieses Signal auch zu reagieren. Und die unangenehmen Gefühle kommen dann genau in den Momenten, in denen man sie am wenigsten erwartet und auch am wenigsten gebrauchen kann. Dann kann es so scheinen, dass die Stimmungsschwankungen 'ohne Grund' auf einen zukommen. Zudem kann man sie ja gar nicht interpretieren und weiß nichts damit anzufangen. Das macht wieder unsicher - und so entsteht ein Teufelskreis.

Dazu kommt noch, dass eine geringe Ausprägung von Stimmungstiefs in der Pubertät ganz normal ist. In dieser Zeit der Veränderung müssen Sie so viele Anforderungen bewältigen und alles ändert sich in Bezug zu früher - das ist manchmal alles ein bißchen zuviel. Kommen dann auch noch Probleme dazu, für die Sie zuwenig Unterstützung bekommen, dann sind stärkere Stimmungsschwankungen schon vorprogrammiert.

Für Sie heißt das, dass Sie seit ungefähr 1 1/2 Jahren zumindest eine Thematik in Ihrem Leben kennen, bei der Sie nicht auf Ihre Bedürfnisse gehört haben. Weil Sie sich Ihrer Familie nicht anvertrauen konnten Ihnen die auch nicht dabei helfen. Denn Sie belasten die Familie ja nicht damit - sondern Sie sagen ja nur, dass Sie Hilfe brauchen. Ist das wirklich eine Last?
Die gute Nachricht ist: Diese Fähigkeit ist erlernbar. Es ist also möglich, sich so zu verändern, dass Sie auf Stimmungsschwankungen reagieren können, diese mit der Zeit weniger werden und womöglich eines Tages sogar ganz ausbleiben.

Falls Sie sich wirklich der Familie damit nicht anvertrauen möchten empfehle ich Ihnen, ein paar Stunden therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Falls Sie sich unsicher sind, wo Sie hingehen sollen: Ich empfehle Ihnen einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten (dort sind Sie richtig bis zum 21. Lebensjahr). Sie können sich auch an die Schulpsychologische Beratungsstelle wenden. Dort erhalten Sie einen kostenlosen Termin wenn Sie sagen, dass es ein Thema gibt das Sie vom Lernen abhält (das gilt auch für die Berufsschule, die Sie ja wahrscheinlich bald besuchen). Den Link zum Schulamt habe ich unten eingefügt.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft für diese spannende Zeit. Sie werden sehen - Sie schaffen das!

Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier
Diplompsychologin
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