Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Wenn ich wütend werde, ritze ich mich, um Druck abzubauen

anneliese (w, 31) aus berlin: Hallo und guten Abend,

ich bin mir nicht sicher, ob ich nun tatsächlich ein Problem habe, oder ob ich lediglich zu selbstmitleidig bin. Ich habe mich im Alter zwischen 14 und 19 an Armen und Beinen geritzt. Aus Frust, später aus Langeweile. Habe mir mit einer Stecknadel die obere Schicht der Fingernägel abgetragen, habe mit einer Nagelschere kleine Stücke Haut rausgeschnitten, etc. Nie so schlimm, dass ich genäht werden musste, Narben habe ich aber noch immer davon.

Es ist für mich sehr seltsam das hier zu schreiben, da ich es noch nie jemandem anvertraut habe, nur einer Freundin damals ganz grob, die mal genauer hinsah.

Wie dem auch sei, mir kommt nun inzwischen wieder die Lust hoch mich zu ritzen. Mein Leben ist eigentlich nicht so übel. Ich bin in Elternzeit, habe eine 1 1/2 jährige Tochter und lebe eigentlich ganz gut durch Arbeitslosengeld. Vom Kindsvater habe ich mich getrennt, aber nur aus Emotionslosigkeit in der Beziehung, nicht wegen Gewalt oder anderen schlimmen Dingen, die anderen passieren. Mein Problem ist, dass ich wütend werde, wenn etwas nicht funktioniert. Ich fresse die Wut in mich rein, da ich sie in Gegenwart meiner Tochter schlecht rauslassen kann. Aber mich überkommt das dringende Bedürfnis mich zu ritzen und ich weiß nicht wie ich dagegen angehen soll. Es ist mir peinlich und ich hätte mich wohl nicht an Sie gewandt, wenn ich mich heute nicht tatsächlich absichtlich etwas geschnitten hätte.

Können Sie mir einen Rat geben?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe anneliese,

danke für Ihr Vertrauen, dass Sie sich jemandem öffnen, was wohl Ihr Leben lang nicht so möglich war. Ehrlich gesagt lief es mir bei Ihren Beschreibungen der Selbstverletzung kalt den Rücken hinunter und Narben haben Sie, so wie ich vermute nicht nur auf der Haut.

Der Umgang mit Aggressionen ist etwas, was sich ins Gegenteil verkehren kann, wenn nicht adäquat damit umgegangen werden kann. Entweder es werden Depressionen oder auch die Wendung zur Selbstverletzung. Dies ist immer ein Ventil, um Druck loszuwerden und es hat nichts mit Selbstmitleid zu tun, sich zu verletzen, eher mit Selbsthass.

Sie schreiben nichts über Ihr früheres Leben, wie Ihre Kindheit war, Ihre Jugend verlief. Ob es Möglichkeiten gab, sich zu äußern, Unmut loszuwerden in angemessener Auseinandersetzung oder ob Sie nichts zu melden hatten, nicht wahrgenommen und nicht ernst genommen wurden.

So haben Sie evtl. nicht gelernt, Bedürfnisse auszudrücken und auch zu erfüllen und nehmen nun den Weg über die Selbstverletzung. Sie beschreiben auch die emotionslose Beziehung, aus der Ihr Kind stammt. Emotionen, die da sind, aber nicht gezeigt werden (dürfen).

Ich empfehle Ihnen, sich einen Therapeuten zu suchen, der auf Ritzen und andere Selbstverletzung spezialisiert ist. Auch eine erste Beratung bei einer psychosozialen Beratungsstelle wäre gut, um überhaupt einmal mit Fachpersonal sprechen zu können und eine erste Einschätzung zu bekommen. Es ist wichtig, dass Sie etwas unternehmen, denn Ihre Tochter spürt Ihre unterschwelligen Aggressionen und sollte daher die Möglichkeit bekommen, mit einer zufriedenen und entspannten Mutter aufzuwachsen. In der Therapie erlernen Sie u.a. Strategien im Umgang mit Druck und Aggression, so dass Sie nicht mehr auf die Selbstverletzung zurückgreifen müssen.

Dazu mehr Info auf dem Link unten.

Ich wünsche Ihnen gute Helfer und bessere Lösungen für Konfliktsituationen!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

Bitte bewerten Sie meine Antwort, danke!
Bewertung durch den Fragensteller:





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter