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Ritzen und Gefühle von Peinlichkeit

S. (w, 15) aus Deutschland: Das erste Mal, als ich mich ritzte, war ich 13, habe dann aber wieder aufhören können, aber jetzt vor 2 Wochen habe ich wieder angefangen, weil wieder alles hoch kam mit meiner Familie. Mein Vater hat wieder Terror geschoben und all das, und jetzt kann ich nicht mehr aufhören, mich zu ritzen, es ist wie ein Zwang.

Wenn ich traurig oder wütend bin, ritze ich mich, aber nur in den Fuß oder das Bein, da ich nicht will, daß meine Schwester oder meine Mutter es merken, daß ich mich ritze, weil mir das auch irgendwie peinlich ist vor denen.

So, und meine Frage ist, ob ich es ihnen vielleicht doch sagen sollte oder wie ich davon wieder loskomme oder ob es eine andre alternative gibt, wenn ich wütend oder so werde, daß ich mich dann nicht gleich ritze.

MfG S.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe S.,

danke für Deine Frage! Du leidest unter großem Streß, vielleicht wird Deine Umwelt Dir immer wieder 'zuviel', es stauen sich Frustrationen und Ängste auf, und das Ritzen verschafft Dir eine Form von Erleichterung und Entspannung. Vielleicht steckt auch eine Form von Rache darin, vielleicht bist Du ab und an wütend, auch auf die Personen Deiner Umgebung, und vielleicht traust Du Dich nicht, Deinem Unmut Luft zu machen und verletztest lieber Dich selbst als andere.

Die Rolle der Umgebungs- und Beziehungspersonen spielt beim Ritzen eine große Rolle, meist eine größere, als die Betreffende wirklich wahrhaben will. Du schreibst, daß Du Dich einerseits selbst verletzest, andererseits aber auf keinen Fall willst, daß Deine Mutter und Schwester es erfahren, aber Du willst, daß ich hier und auch die Leser dieses Forums es erfahren (wenn auch natürlich anonym). Es ist Dir also schon ein Bedürfnis, Dich anderen mitzuteilen und zu hören, was sie davon halten. Und auf genau diesem Wege solltest Du auch weitermachen: Sprich bitte mit mehr Personen darüber, wenn nicht mit Deiner Familie, dann vielleicht mit einer Lehrerin, der Du vertraust, oder einer Ärztin, die Du kennst.

Du kannst Dich auch an einen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten wenden oder an soziale Beratungsstellen, dazu googlest Du z. B. 'Ritzen + sozialpsychiatrischer Dienst (Deines Wohnortes)'. Wenn Du in einer akuten Siutation bist, Dich selbst zu verletzen, rufe bitte vorher die Telefonseelsorge an: Tel. 0800 111 0 333. Dort hören Dir kompetente und erfahrene Gesprächspartner zu, die Dich natürlich nicht vom Ritzen abhalten können, bei denen Du aber vielleicht eine Form der Entlastung erfahren kannst, die Dir auch hilft.

Vielleicht sind Dir in Deinem noch sehr jungen Leben schon so viele Menschen so stark zu nahe gekommen, daß Deine Seele dies als grobe Verletzung empfunden hat und sich dieser Impuls nun in Deinem Verhalten fortsetzt. Es gibt aber Wege, die Beziehungen zur Umwelt so zu gestalten, daß sie nicht mehr als Bedrohung empfunden wird und der 'Druck' nachläßt. Dazu ist es aber notwendig, daß Du persönlichen Kontakt zu anderen Menschen aktiv aufnimmst, Gespräche und Hilfe suchst. Habe bitte den Mut!

Mit herzlichen Grüßen

Dein

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:
Er hat ziemlich genau meine Situation getroffen und die Antwort hat mir auch gut geholfen





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