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Ich weiß, dass es falsch ist, aber ich kann nicht aufhören mich zu ritzen

Larissa (w, 15) aus Brandenburg: Hallo!Ich (weiblich 15) und gehe in die 9.Klasse. Vor circa 4 Wochen habe ich angefangen zu ritzen.Ich weiß, dass es falsch ist aber ich kann damit nicht aufhören. Es tut dann immer am Unterarm so weh und will nicht aufhören, sodass es keine andere Möglichkeit gibt als das ritzen, danach tut es nämlich nicht mehr weh. In meiner Schule läuft alles von den Noten her nur die Sachen mit den Freunden ist etwas schwierig, da alle immer so fröhlich sind, immer Zeit (verabreden) und immer Geld haben. Deshalb habe ich nur eine Freundin und sie geht leider auf eine andere Schule. Zu Hause ist es einfach nur scheiße. Mein 'Vater'(Stiefvater)interessiert sich null für mich, dafür bevorzugt er C. (8jährige Schwester). Ich habe sie echt lieb aber sie verletzt mich ständig, da sie mich schlägt (ich habe sogar blaue Flecken), mich beleidigt (hässlich, fett und so weiter). Meine Mum möchte sich eigentlich von meinem Vater trenenn aber wegen dem finanziellen Aspekt geht das nicht und generell ist meine Familie schwierig zu erklären. Es fällt es mir schwer darüber zu reden beziehungsweise zu schreiben. Ich schäme mich dafür, dass ich mich ritze und ich will wirklich damit aufhören. Ich weiß echt nicht was ich machen soll. Oft gehe ich einfach in mein Zimmer und weine. Ich habe auch schon versucht mit einem Lehrer zu sprechen, aber ich habe es doch gelassen weil ich nicht wissen möchte was er/sie dann von mir denkt und meine Eltern dürfen davon gar nichts erfahren. Hängt das alles nur mit der Pubertät zusammen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Larissa, es ist gut, dass Du Dich hier an das Psychomeda-Therapeuten-Team gewendet hast! Du hast offenbar sehr große Sorgen und große innere Not. Doch dass Du jetzt Hilfe suchst zeigt, wie reif Du an diesem Punkt schon bist. Denn ich bin sicher, Du weißt selbst, dass das Ritzen keine Lösung ist.

Es klingt richtig trostlos, was Du da schreibst und es wundert mich nicht, dass es Dir dabei immer schlechter geht.

Was Dir großen Kummer bereitet, ist dass Dich dein Stiefvater überhaupt nicht für Dich interessiert sondern nur für Deine Schwester. Du schreibst auch, dass Dich deine Schwester Dich ständig verletzt und Dich schlägt. Deine Mutter möchte sich von Deinem Stiefvater trennen aber das geht wegen der finanziellen Situation nicht. Alles in allem ist es momentan eine schwierige Familienkonstellation. Dass es Dir dabei nicht gut geht, kann ich mir gut vorstellen! Mir kommt es außerdem auch so vor, als würde es Dich sehr verunsichern, wenn Du spürst, dass so wenig Harmonie in Eurer Familie herrscht, da doch Deine Eltern und Deine Schwester sehr wichtige Menschen für Dich sind. Du wünschst Dir vermutlich, dass Dich Deine Schwester nicht mehr schlägt und Dich einfach mal in den Arm nimmt und Deine Eltern Dich einfach loben und Dich so akzeptieren wie Du bist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Du Dich durch dieses Verhalten Deiner Eltern und Schwester hilflos und ohnmächtig erlebst und dadurch für Dich ein sehr starker innerlicher Druck entsteht. Denn wenn es so oder ähnlich ist, könnte dies Dein Bedürfnis danach erklären, dass Du Dich ritzt.

Außerdem ist es zwischen Kindern/Jugendlichen und Eltern sehr wichtig, sich zu sagen, welche Wünsche man hat, was einem gut tut – und was einem schlechte, traurige und niederdrückende Gefühle macht.

In Deinem Fall wäre es das einfachste, dass Du Deinen Eltern und auch Deiner kleinen Schwester (8 Jahre,) einfach mal sagst, dass Dich Ihr Verhalten sehr traurig macht und auch krank macht, und natürlich auch von dem Druck der dann in Dir entsteht und von dem Gefühl der Hilflosigkeit, dass Du es fast nicht mehr aushalten kannst und Dich deswegen schon geritzt hast – obwohl Du das selbst auch gar nicht wirklich willst und vielleicht auch nicht richtig verstehst.

Sollte dieser Vorschlag für Dich im Augenblick doch nicht passen, dann wäre eine andere Möglichkeit, dass Du Dich in der Schule an den/die Schulsozialarbeiterin oder an Euren Vertrauenslehrer/in wendest. Es könnte aber auch eine Freundin oder eine Verwandte Deiner Eltern sein. Einfach an einen erwachsenen Menschen, zu dem Du Vertrauen hast und der/die mit Dir überlegt, was Du tun kannst um Dich nicht wieder ritzen zu müssen und wie Du die Situation bei Euch zu Hause verbessern kannst.

Wichtig wäre jedoch in jedem Fall, dass Du Fachleute um Hilfe bittest. Du hast hier verschiedene Möglichkeiten. Ein Vertrauenslehrer, ein Schulsozialarbeiter oder ein Schulpsychologe könnten eine erste Anlaufstelle sein.

In Frage käme natürlich auch dein Haus- bzw. Kinder-/Jugendarzt (Ärzte haben Schweigepflicht). Auch ein Besuch bei einem Psychiater wäre möglich - die jeweiligen Kosten übernimmt die Krankenkasse.

Wenn es darum geht, längerfristig Therapie zu machen um wichtige Problemthemen zu bearbeiten, wäre ein Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche richtig. Die Behandlung wird ebenfalls von der Krankenkasse übernommen - ein Arzt (Hausarzt, Psychiater oder auch Kinderarzt) kann dir da weiterhelfen und alles in die Wege leiten.

Das war jetzt nur ein knapper Überblick über die Möglichkeiten, die sich dir grundsätzlich bieten - wenn du dir Unterstützung bei der Entscheidung, was nun für dich richtig sein könnte, wünschst, kannst du dich an das Jugendtelefon der 'Nummer gegen Kummer' wenden – Telefon 0800 – 111 0 333. Die Mitarbeiter dort haben Verständnis für dein Problem und viel Erfahrung im Umgang damit. Natürlich kannst du dich auch mit allen anderen Themen, die dich beschäftigen und belasten, an sie wenden. Die Nummer ist kostenlos.

Das war jetzt nur ein knapper Überblick über die Möglichkeiten, die sich Dir grundsätzlich bieten. Du kannst auch darauf vertrauen, dass deine Eltern nichts davon erfahren, wenn du dich beraten lässt und Dir Mut machen, dies bald zu tun. Die zuständigen Personen und Beratungsstellen werden Dir Unterstützung bieten können und stehen Dir mit Rat und Tat zur Seite.

Ich möchte dir auf jeden Fall Mut machen, dran zu bleiben und deinem Impuls, Hilfe zu suchen, weiter zu folgen. Dein Problem ist lösbar, darauf kannst du vertrauen!

Liebe Larissa, ich würde mich freuen, wenn Du mir schreiben würdest, ob Dir meine Empfehlungen und Gedanken geholfen haben. Ich wünsche Dir von Herzen, Dass Du einen für Dich guten Weg findest, damit Du wieder fröhlicher und mit weniger Druck leben kannst. Den ersten Schritt dazu hast Du ja bereits getan, also gehe mutig weite auf diesem Weg und gib nicht auf.

Ich wünsche Dir alles Gute
Mit herzlichen Grüßen
Silvia Exner
(Heilpraktikerin für Psychotherapie)

P.S. Bitte nicht vergessen, diese kostenlose Antwort zu bewerten und wenn möglichst auch kurz zu kommentieren – Vielen Dank und alles Gute!






Bewertung:
Dank! Die Antwort hat mir geholfen und mir auch sozusage erklärt warum mich ritze. Ich fand es sehr gut das mir so schnell geantwortet wurde!





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