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Ich vermute, meine kleine Schwester ritzt sich...

FallingBird (w, 16) aus Bad Homburg: Ich habe die Vermutung, dass sich meine jüngere Schwester (13) ritzt. Ich habe in ihrem Zimmer zuerst kleine Klingen gefunden, was mich anfangs nicht irritiert hat, da ich dachte, sie benutzt diese zum Nähen. Doch dann habe ich ein Buch gefunden, wo sie ihre Gedanken reinschreibt, welche davon handeln, dass sie nicht angenommen wird, wie sie ist und das sie alles falsch mache. Diese Seiten sind mit ihren eigenen Blut betropft und mit den Fingern verwischt. Seitdem bin ich mir relativ sicher, dass etwas nicht stimmt. Ich habe noch nicht ihren Arm gesehen, da sie ein langes Armband trägt, was weit über ihr Handgelenk geht. Auch als ich meinte, ich würde dieses gerne mal anprobieren, zog sie sofort ihren Ärmel herunter. Auch ihr Essverhalten hat sich verändert, da sie früher immer gemobbt wurde. Anfangs dachte ich noch, sie setzt sich auf eine 'normale' Diät, doch momentan ist sie nicht mehr regelmäßig und sagt zwei Brötchen reichen ihr und dies wäre schon zu viel gewesen für den Tag.

Ich weiß nicht, wie ich mich in diesen Moment am besten verhalten sollte. Mit meinen Eltern zu reden, halte ich anfangs nicht für eine gute Idee. Sie haben sich vor kurzen getrennt und beide würden sich nur die Schuld zuweisen, was nicht heißen soll, dass sie sich nicht sorgen. Ich habe Angst, dass meine Schwester ganz dicht macht, wenn ich sie darauf anspreche, aber wenn ich es nicht tue, wer dann? Ich bin die einzige, die es weiß, bzw. Vermutet.

Ich bedanke mich für jede Hilfe im voraus!

LG
FallingBird

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe FallingBird,

danke für Ihr Vertrauen, sehr mutig, sich an uns zu wenden. Sie machen sich mit Recht Sorgen um Ihre Schwester, vermuten, dass sie sich ritzt. Sie haben aber auch Angst, dass sie sich ganz verschließt, wenn Sie sie darauf ansprechen.

Ihre Eltern haben sich getrennt, bei welchem Elternteil leben Sie? Vermutlich bei der Mutter, ihr würde ich erzählen, was Sie gesehen haben und vermuten. Ob sich dann die Eltern Vorwürfe machen, können Sie nicht steuern, hier geht es um die Schwester. Auch diese würde ich vorsichtig ansprechen, aber immer von Ihrer Warte der Sorge aus. Also keine Vorwürfe, keine Anklagen, sondern Ihre Gefühle, Ihre Ängste um die Schwester. Es ist wichtig, einzugreifen, das hat nichts mit Grenzüberschreitung zu tun, aber es scheint mir auch eine beginnende Eß-Störung vorzuliegen.

Kurz und gut, Ihre Schwester ruft um Hilfe, Sie sind damit überfordert. Es braucht evtl. einen Jugendpsychologen, der sich der Angelegenheit annimmt, so dass herausgefunden wird, was Ihre Schwester zum Ritzen und zur Nahrungsverweigerung treibt. Sie kann dann Strategien gegen Mobbing erlernen, ohne sich zu schaden, kann ihr Selbstwertgefühl stärken. Auch die Trennung macht ihr vermutlich sehr zu schaffen, vielleicht hat sie sogar Schuldgefühle deswegen. Evtl. haben Sie auch einen Vertrauenslehrer, der Sie unterstützen kann.
Es gibt im Internet spezielle Seiten, wo das Ritzen und seine Bewältigung Thema ist, auch und gerade für Angehörige. Suchen Sie einmal unter 'Rote Linien'.

Ich wünsche Ihnen Mut und Kraft, sowie eine gute Entwicklung für Sie und die Familie!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Weltliche Trauerrednerin und Hochzeitsrednerin
Bewertung durch den Fragensteller:
Ich habe meine Schwester angesprochen. Sie hat meine Vermutung Bestätigt und mir den Grund genannt. Vielen Dank für Ihre Hilfe!

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