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Stimmen im Kopf

Eloiza (w, 28) aus Berlin: Hallo,

ich habe eine Frage zu den 'Stimmen im Kopf'. Meine Schwägerin hört dauernd Stimmen (ihrer Nachbarn), die sich darüber unterhalten, dass sie sie umbringen wollen. Deswegen hat sie auch schon mal die Polizei gerufen. Die Symptome sind erst seit kurzem vorhanden.

Davor hatte sie 1 Jahr Krach mit ihren Nachbarn (sehr laute Mieter) über ihrer Wohnung. Außerdem kann sie wegen ihrem Schwank-Schwindel erstmal nicht arbeiten.

Wir haben alle versucht, sie zu einem Arzt zu schicken. Aber sie hat Angst, dass ihre Nachbarn unten warten, um ihr weh zu tun.

Wie kann ich ihr helfen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Eloiza,

danke für Ihren Beitrag! Sie sorgen sich um Ihre Schwägerin, und das kann ich bei solch beängstigenden Symptomen wie „Stimmen im Kopf“ gut verstehen! Ein solches Symptom gilt als „Erstrangsymptom“ bzw. als sehr ernstes Anzeichen für eine psychotische bzw. schizophrene Entwicklung, ohne, daß ich hier eine Diagnose stellen kann. Ursachen und Herkunft von Psychosen sind nach wie vor unklar, Tatsache ist, daß ca. 1 % aller Personen weltweit ein- oder mehrmals im Leben darunter leiden.

Das Tückische daran ist, daß die Betroffenen ihre Umgebung als merkwürdig, beängstigend und „verfolgend“ wahrnehmen und deshalb sehr oft nicht in der Lage sind, Hilfe anzunehmen, denn die „Helfer“ (Verwandte, Polizei, Ärzte etc.) werden meist als „Verfolger“ wahrgenommen („… die sind auch hinter mir her!...die stecken aller unter einer Decke!...“). So geschieht es leider sehr häufig, daß solche Personen „durchs Raster“ fallen, denn (glücklicherweise) nur in seltenen Fällen kommt eine Zwangsunterbringung durch die Polizei in Betracht. In den meisten Fällen gilt das „Recht auf Krankheit“, d. h. eine Person kann nicht behandelt werden, wenn sie es selbst ablehnt, was besonders Angehörige häufig sehr belastet.

Was können Sie jetzt tun? Wenn Sie einen guten Zugang zu Ihrer Schwägerin haben, informieren Sie sie darüber, daß „Stimmen im Kopf“ auch organische (körperliche) Ursachen haben können und gar nicht unbedingt seelisch bedingt sein müssen. Manchmal erleichtert den Betroffenen dieser Gedanke die Akzeptanz der eigenen Symptome und erhöht die Bereitschaft, sich ärztlich untersuchen zu lassen, weil damit der oft angstbesetzte Themenkomplex „Therapie/Psychiatrie/Pillen“ vermieden werden kann.

Weiterhin können Sie sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst des Wohnortes (googeln oder berlin.de) Ihrer Schwägerin wenden und um ein Gespräch bitten, in dem Sie auch Hinweise auf deren Lage geben können. Der SpD hat die Aufgabe und die Möglichkeiten, sich psychotischen Personen zuzuwenden. Ihnen persönlich empfehle ich den Kontakt mit der ApK, der Selbsthilfegruppe „Angehörige psychisch Kranker“ http://www.apk-berlin.de/. Dort erhalten Sie umfassende Informationen und Beratungen, was Sie selbst für sich tun können bzw. welche Möglichkeiten es gibt, betroffenen Angehörigen sinnvolle Hilfe zu bieten. In erster Linie gilt: Sorgen Sie für sich selbst! Denn nur, wenn Sie stabil bleiben und die eigenen Möglichkeiten realistisch einschätzen, können Sie auch Ihrer Schwägerin hilfreich zur Seite stehen!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
Heilpraktiker f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die Rasche Antwort, damit kann ich jetzt wenigstens was anfangen. :)





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