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Meine Schwester leidet an Schizophrenie,nimmt keine Medikamente mehr und ich habe Angst um meine Kinder.

Tagesfee (w, 29) aus Ahaus: Guten Abend, meine Schwester(Mitte zwanzig) leidet unter Schizophrenie die leider chronisch ist.
Sie leidet unter Wahnvorstellungen (wir lesen ihre Gedanken,sie hat Kontakt mit dem Universum und hört Stimmen die sie als Flammen wahrnimmt)
Sie hat eine völlig verzehrte Wahrnehmung von Dingen die passieren und bezieht einfach alles auf sich, selbst wenn es gar nicht um sie geht. Ihr handeln ist für sie immer korrekt.
Unser Familienleben ist schwer, sie vergisst die Medikamente, ist der Überzeugung eine Therapie ist nicht von Nöten und alle bevormunden sie.
Wenn Sie einen akuten Schub hat droht die uns. Heute drohte sie, meine Kinder (4 und 2 Jahre) mit ins Universum zu nehmen (gemeint ist Tötung)
Muss man Angst haben das sie so etwas wirklich macht? Ich möchte ihr den Kontakt zu meinen Kindern nicht verbieten - sie liebt sie. Aber ich habe auch Angst, ihre Phasen werden immer schlimmer und für uns bedrohlicher( schlägt uns weil wir ihr angeblich nachlaufen, schreit hysterisch weil wir die Tür mit Absicht so laut schließen und damit bewusst ihre Grenzen überschreiten)
Ich bin ratlos. Ich liebe meine Schwester aber ich kann nicht mehr und muss auch meine Seele schützen.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Tagesfee, vielen Dank für Ihr Vertrauen in das Psychomeda-Therapeuten-Team.

Als Angehöriger psychisch kranker Menschen ist es immer sehr schwer, den richtigen Weg für den Umgang zu finden. Sie schreiben, dass Ihre Schwester an Schizophrenie erkrankt ist und es immer wieder zu akuten Schüben kommt, da Sie Ihre Medikamente nicht nimmt bzw. vergisst. Doch Ihr Familienleben mit Ihrer Schwester wird immer schwerer, da ja auch neben Ihnen Ihre beiden Kinder (4 und 2 Jahre) zusammen leben. Auch droht sie immer wieder Ihren Kindern, sie mit ins Universum zu nehmen.

Leider ist das Absetzen der Medikamente typisch für schizophrene Patienten, denn das Problem ist die sogenannte „Compliance“ des Patienten. D. h. der schizophrene Patient fühlt sich nicht krank, sondern eher gut drauf oder genial und sieht deshalb nicht ein, wieso er seine Medikamente noch einnehmen bzw. überhaupt nehmen soll. Das macht natürlich alles noch komplizierter. Denn die sogenannten Neuroleptika/Antipsychotika sind leider die einzigen Medikamente, die helfen.

Auch die von Ihnen erwähnte völlig verzerrte Wahrnehmung, wenn Dinge, die passieren, sofort auf sich bezogen werden und die Schübe zeigen ein ganz deutliches Bild, nämlich, dass es ohne die Medikamente nicht geht.
Doch meist, wenn man die schizophrenen Patienten darauf aufmerksam macht, fühlen sich diese bevormundet oder verfolgt, wenn sie angesprochen bzw. gezwungen werden, ihre Medikamente wieder einzunehmen. Sie reagieren darauf meist aggressiv.

Doch mein Rat an Sie: Da man nie genau weiß, was Schizophrenie, wenn Sie einen Schub haben, welche Stimmungen und Bedrohungen sie dann glauben ausgesetzt zu sein und dementsprechend dann auch handeln zu müssen, ist es wichtig, dass Sie für Ihre Schwester handeln. Denn Sie schreiben selbst, dass es für Sie und auch Ihre Kinder immer bedrohlicher wird, denn Sie schlägt sie bereits, weil Sie Ihr angeblich nachlaufen, sie schreit hysterisch, weil Sie mit Absicht die Türe so laut schließen und damit bewusst ihre Grenzen überschreiten. Auch wenn Ihre Schwester Ihre beiden Kinder sehr liebt, was auch gar nicht in Frage gestellt wird, aber wenn Sie einen Schub hat, dann sieht Ihre Schwester bestimmte Dinge und Geräusche ganz anders und es gibt keine Garantie, dass Sie nicht auch einmal etwas gegen Ihre Kinder unternimmt. Ihre Schwester muss so schnell wie möglich Ihre Medikamente wieder nehmen.

Sie lieben Ihre Schwester, aber Sie müssten auch auf sich und vor allen Dingen auf Ihre Kinder achten. Wenn Ihre Schwester keine Medikamente nimmt, ist ein Zusammenleben bald unmöglich. Denn Sie und Ihre Kinder leiden darunter. Doch leider können Sie selbst nicht allzu viel tun. Denn wenn Sie Ihrer Schwester widersprechen, wird diese nur noch aggressiver. Dennoch ist konsequentes Verhalten Ihrerseits notwendig.

Bitte sorgen Sie – soweit es Ihnen und mit Kindern möglich ist – für Entspannung. Aufregungen und Stress bzw. Gefühlsausbrüche sollten so weit wie möglich vermieden werden. Vor allen Dingen müssen Sie sich und auch Ihre Kinder vor Überforderung gut schützen. Ihre Schwester muss dahingehend konfrontiert werden, dass sie ihre Medikamente wieder regelmäßig einnehmen muss, damit sie am Alltag bzw. am Leben teilnehmen kann. Dies können Sie aber als Schwester und als Mutter Ihrer Kinder nicht alleine bewältigen.

Vielleicht wäre es aber auch an der Zeit, dass Ihre Schwester vielleicht in eine Wohngemeinschaft zieht bzw. in betreutes Wohnen. Heutzutage gibt es ganz viele Angebote, auch für Schizophrene. Denn Sie und Ihre Kinder brauchen Ihre Ruhe und die Gemeinsamkeit. Wenn Ihre Schwester eine eigene betreute Wohnung bzw. ein Zimmer in einer betreuten Wohngemeinschaft hat, können ja trotzdem Ihre Kinder und Sie zu Besuch kommen, bzw. Ihre Schwester kann Sie auch besuchen kommen. Ziel dieser Betreuung ist natürlich in erster Linie die Überwachung der Medikamente, eine gewisse Eigenständigkeit und eigene Lebensführung. Dies ist auch für schizophrene Patienten eigentlich kein Problem, solange diese ihre Medikamente nehmen.

Als erste Anlaufstelle bitte ich Sie als Angehörige sich an folgende Adresse zu wenden:
Kontakt- und Beratungsstelle des Psychosozialen Zentrums, Nebenstelle Ahaus, Sperberweg 6 a, 48683 Ahaus, Ansprechpartnerin: Frau Elena Ekk, Telefon-Nr. 02562/71 80 84. Email: kub-gronau@insel-borken.de, Internetadresse: www.insel-borken.de . Dort erhalten Sie Unterstützung, Hilfe, Rat und Beistand, wie Sie in Ihrer Situation verfahren sollen.
Der SpD hat die Aufgabe und die Möglichkeiten, sich psychotischen Personen zuzuwenden. Ihnen persönlich empfehle ich den Kontakt mit der Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch Kranken Horizont e.V. Förderverein Psychosoziale Dienste in Ahaus-Gronau, Telefon: 02562 / 9 72 73, Email: info@horizont-gronau.de. Dort erhalten Sie umfassende Informationen und Beratungen, was Sie selbst für sich und Ihre Kinder tun können bzw. welche Möglichkeiten es gibt, betroffenen Angehörigen sinnvolle Hilfe zu bieten.
In erster Linie gilt: Sorgen Sie für sich selbst! Denn nur, wenn Sie stabil bleiben und die eigenen Möglichkeiten realistisch einschätzen, können Sie auch Ihrer Schwester hilfreich zur Seite stehen!

Liebe Tagesfee, schenken Sie Ihrer Schwester weiterhin Kraft und Verständnis. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Schwester von Herzen alles Gute.

Mit herzlichen Grüßen
Silvia Exner
(Heilpraktikerin für Psychotherapie)
www.therapie-exner.de – info@therapie-exner.de

P.S. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese kostenlose Antwort bewerten könnten und wenn möglich auch kurz kommentieren – Vielen Dank und alles Gute!

Bewertung durch den Fragensteller:
Danke, die Antwort hat mich in meinem jetzigen handeln bestärkt. Wir werden den weg so weitergehen





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