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Kann Schizophrenie auch ohne Medikamente behandelt werden?

konsumi (m, 28) aus Schlitz:

Ich habe paranoide schizophrenie und habe selbstständig meine Medikamente abgesetzt, fühle mich zur Zeit aber relativ stabil. Hab die Tabletten von einem auf den anderen Tag nicht mehr genommen und war in den ersten Wochen kurz davor komplett den Bezug zur Realität zu verlieren. Die folgenden mittel wurden abgesetzt: quetiapin 400 mg 0-0-2, risperidon 1mg 1-0-1, amilsulprid 400 mg 1-0-0. Ich bekam die Medikamente schon seit mehreren Jahren und war auch schon sehr häufig stationär in Behandlung. Ich habe angst mit meinem psychologen darüber zu reden, angst allein in die Stadt zu fahren, die stimmen im Kopf sind zum teil wieder da, ich habe mich von meiner Umwelt isoliert.

Suizidgedanken sind nicht vorhanden, waren aber in der Vergangenheit schon öfter ein Grund für die Einweisung. Mit Medikamenten blieben die meisten Symptome unter Kontrolle, ohne fühle ich mich aber besser. Ich kann jetzt wieder Gefühle empfangen (emotional gesehen). Gibt es alternative Behandlungen ohne Medikamente?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe konsumi,

ich bin mir sicher, dass Sie schon einiges selber bewältigt haben wenn Sie unter einer paranoiden Schizophrenie leiden.

Als erstes bitte ich Sie, sofort die kostenlose Telefonseelsorge anzurufen sollten die Suizidgedanken wieder auftauchen:
0800/111 0 111 · 0800/111 0 222
Der Anruf ist kostenlos.

Sie haben Ihre Medikamente abgesetzt und fragen, ob die Erkrankung auch ohne Medikamente behandelbar sei.

Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie gerne ohne Medikamente leben möchten. Ich kann auch verstehen, dass Sie die Medikamente absetzen. Ich kann Ihnen auch sagen, dass es durchaus Formen der Schizophrenie gibt, die ohne Medikamente behandelbar sind - oder vielleicht die medikamentöse Behandlung nur während einer begrenzten Zeit notwendig bleibt. Jedoch gibt es auch Erkrankte, die lebenslang auf Medikamente angewiesen sind. Da ich Sie nicht kenne kann ich auf Ihren Fall bezogen leider keine Aussage treffen.

Sie sagen nun, dass Sie es Ihrem Psychiater und dem Psychologen bisher nicht mitgeteilt haben. Ich weiß nicht, ob dies aus Angst oder aus Misstrauen so ist? Sie wissen, dass Angst und Misstrauen ein Symptom Ihrer Erkrankung darstellt. Aber ich möchte hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auftreten.

Ich habe Ihnen im Link unten einen Buchtipp angehängt. Darin schildert eine Betroffene ihren eigenen Heilungsweg. Ja - Schizophrenie ist heilbar! Die Autorin arbeitet heute selber als Psychologin in einer Psychiatrie und kann sich sicher in die Patienten sehr gut hineinversetzen. Ich bin mir sicher, die Lektüre des Buches kann etwas in Ihnen bewegen.

Vielleicht ist es ja auch bald möglich, dass Sie sich Ihrem Psychologen anvertrauen? Womöglich kann Sie dieser dabei unterstützen, dass sich Ihr Wunsch in Wirklichkeit verwandelt - aber ich bin mir sicher, dass Sie bis dahin die Unterstützung der Ihnen bekannten Helfer nützen sollten - zumal Sie ja jetzt schon wieder unter Symptomen leiden.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren eigenen Weg finden und dass es möglich sein wird - in einer gewissen Zeit - ohne Medikamente leben zu können. Jetzt könnte es sein, ist noch nicht der richtige Zeitpunkt dazu. Und ich wünsche Ihnen viel Kraft dazu.

Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier
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