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Was ist die richtige Psychotherapie ...

Kitty (w, 21) aus Leipzig: seit Juni K&J Therapie f. Verhalten
Ich war schon immer sehr schüchtern+unsicher. Scheidung war immer Thema, zu Vati habe ich ein schlechtes Verhältnis, da er mich als unreifen, unselbstständigen Menschen sieht. Wohlgefühlt habe ich mich bei Mum+Großeltern -Opa ist 2008 an Leukämie gestorben, was ich nie verarbeitet habe. Oma hat danach bei uns gewohnt, in meinem Zimmer geschlafen und nur geheult. Mein Onkel war 2 Mal spurlos verschwunden und wollte sich umbringen (das versuchte Oma auch). Meine Mutti wird durch meine Oma belastet+ hat keine Zeit/Nerv für mich+meinte,ich soll ich doch in die Klinik- formulierte das drohend. 2013 hatte ich eine Beziehung, hab aber sofort geklammert, da ich mich sehr wohlgefühlt hab. Er meinte die Beziehung nicht ernst und hatte direkt eine neue Freundin. Danach habe ich mich geritzt, was falsch war-aber zu dieser Zeit war ich in meiner Ausbildung unzufrieden und wollte eine andere beginnen, was ich nicht durfte. Wieder war ich die 'Enttäuschung'. Danach hatte ich einen guten Freund, der sich plötzlich aus Interessensgründen von mir abgewandt hat - mir aber so eine starke Bezugsperson gewesen ist, dass es mich vollkommen aus der Bahn geworfen hat, da ich inzwischen auch keine anderen Freunde mehr habe und vollkommen alleine dastehe. Ich führe eine Liste mit Absagen von Kassentherapeuten, aber die AOK erstattet ohnehin nicht die Kosten für Nicht-Kassentherapeuten.

Ich weiß nicht, welche Art der kassenzugelassen Therapie die richtige ist, aber mit Verhaltenstherapie fühle ich mich sehr unwohl.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Kitty,

die familiären Umstände, die Sie schildern verdeutlichen Ihre eigene persönlich schwierige Situation sehr gut. Es ist für jedes Kind außergewöhnlich belastend, wenn die Beziehung der Eltern auseinanderzubrechen droht und dann auch noch das Verhältnis zum eigenen Vater als eine Vorbildfunktion gestört ist. Auch der Verlust der Bezugsperson Ihres Opas wiegt dann umso schwerer. Wenn in familiären Verhältnissen, wie von Ihnen geschildert, der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf deren eigenen Problemen, wie Scheidung, Verlust eines Menschen, Depressionen bei Familienangehörigen o.ä. liegt, fehlt häufig die notwendige Stärkung und Aufmerksamkeit für die Kinder. Sie beschreiben sich selbst als schüchtern und unsicher, was sicher auch mit Ihrer Entwicklung in Ihrer Familie zu tun hat. Wir werden nun einmal sehr von Erziehung und den von unseren Eltern „gelebten Modell“ Familie geprägt, ohne dass uns das alles immer so bewusst ist. Aber zur Persönlichkeit gehören auch Eigenschaften, die wir erblich und durch viele andere Faktoren mit auf den Weg bekommen. Es ist nur verständlich, dass Sie bei einer neuen Beziehung mit einem Freund versuchen, diese aufrecht zu erhalten und intensiv zu leben. So kommt es leicht zu dem, was Sie als „Klammern“ bezeichnen. Und das überfordert häufig Menschen recht schnell. Wenn nun alle Faktoren zusammen kommen und sich Ihre neue starke Bezugsperson von Ihnen abwendet, dann überwältigen Sie die ganzen Gefühle von Unsicherheit, Angst, Traurigkeit, vielleicht auch ein Stück Hilflosigkeit und sicher noch vieles mehr und Sie fühlen sich, wie aus der Bahn geworfen.

Zunächst darf ich Ihnen aber gratulieren, dass Sie sich in eine Verhaltenstherapie für Kinder und Jugendliche begeben haben. Der Schritt verdient immer hohen Respekt und ist auf jeden Fall der erste Schritt zu einer Veränderung Ihrer Situation. Sie fragen nun nach der „richtigen“ Therapie, die eine gesetzliche Krankenkasse bezahlt. Eine Psychotherapie ist immer individuelle und es gibt höchstens erprobte erfolgversprechende Therapiemethoden, aber pauschal leider keine, die als genau die „richtige“ bezeichnet werden kann. Die Methoden der Verhaltenstherapie, Kognitiven Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und tiefenpsychologisch orientierte Verfahren werden i.d.R. von den Kassen erstattet, wenn diese von kassenzugelassenen Vertragsbehandlern durchgeführt werden. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Therapiemethoden, die auch ihre Berechtigung und wissenschaftliche Fundierung haben, aber eben „klassisch“ nicht in den Behandlungskatalog der gesetzl. Kassen gehören. Hierzu zählen unter vielen anderen Katathym Imaginative Psychotherapie, Hypnose, lösungsorientierte Psychotherapie. Nicht approbierte Therapeuten können hier schon aus einer Vielzahl an Methoden kombinieren, was Ihnen sicher auch helfen könnte.

Wenn Sie schon viele Absagen lokal vorliegen haben, stellen Sie gemeinsam mit einem nicht kassenzugelassenen Therapeuten Ihrer Wahl einen Antrag auf das Kostenerstattungsverfahren. Dies ist zwar immer noch eine rein freiwillige Leistung der Kassen, aber schafft einen rechtlichen Vorgang, gegen den Sie bei Ablehnung Einspruch erheben können. Sie brauchen eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung, eine therapeutische Dringlichkeitsbescheinigung und den Antrag selbst. Und natürlich dann etwas Glück.

Um noch einmal auf die Verhaltenstherapie zurückzukommen, dies bietet auf jeden Fall gute Möglichkeiten sein Denken, Fühlen und Handeln so zu verändern, dass sich Ihr Leben in Richtung eines zufriedeneren, glücklicheren und selbstsichereren Lebens verändern kann; dies auch, wenn Sie sich damit nicht so wohl fühlen. Sie sind noch jung und haben Ihre Situation und Ihren Veränderungswunsch durchaus klar im Blick. Mit etwas Geduld, Ihrer aktiven Mitarbeit in einer Therapie und dem unabdingbaren Vertrauen in Ihren Therapeuten/in möchte ich Ihnen Mut machen, das durchzustehen. Vielleicht haben Sie ja noch nicht die für Sie passende Therapeutin oder Therapeuten gefunden und fühlen sich deshalb unwohl.
Natürlich können Sie auch einen Therapeuten/in suchen, der/die psychoanalytisch arbeitet, das Verfahren ist ja schon wirklich lange erprobt, dauert aber für gewöhnlich deutlich länger. Ob das jetzt wirklich auf Ihr Anliegen passend ist, vermag ich mit den Informationen seriös nicht zu sagen.

Bitte bedenken Sie, dass eine Psychotherapie manchmal sehr anstrengend und zeitweise auch belastende sein kann. Aber das liegt eben in der Natur der Sache. In jedem Menschen sind die Fähigkeiten und Möglichkeiten vorhanden, sich und seine Lebenssituation zum positiven zu verändern – auch, wenn das manchmal etwas Hilfe braucht. Ich hoffe, dass ich Ihnen ein paar neue Aspekte habe vermitteln können.

Sollten Sie Fragen hierzu haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße aus Rüsselsheim

Ulrich Kritzner, HP-PSY

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