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Soziale Ängste - mit Anfang 20 noch keine Freundin

Luca (m, 21) aus Hannover: Hallo Zusammen,

Ich bin seit einem halben Jahr immer mehr am Kämpfen. Ich bin häufiger traurig, verzweifelt und einsam. Trotzdem habe ich Angst vor Gesellschaft bzw. neuem. Ich möchte mich eigentlich nur verkriechen. Ich bin sehr verklemmt und hatte noch keine Freundin. Ich frage mich dauernd, was mit mir nicht stimmt. Ich schäme mich und habe Angst, dass es jemand rausfindet. Das ich abartig bin, unnormal. Und mich fertig macht. Wenn ich es mich wieder härter trifft, dann will ich nur zusammenbrechen und weinen und ich finde keine Lösung, außer mir etwas anzutun. Ich denke dann über Suizid nach. Es scheint mir dann der einzige Weg zu sein, meine Schmerzen zu beenden und die Welt von mir zu befreien.
Ich weiß nicht was ich tun soll! Ich habe Angst mit jemanden darüber zu reden und weiß auch nicht mit wem. Überleben des Stärkeren. Bin ich wohl einfach nicht zum leben gemacht? Könnt Ihr mir irgendwie helfen? Der Gedanke es jemand von Angesicht zu Angesicht zu erzählen lähmt mich.
Deswegen finde ich es gut, dass ihr Fragen beantwortet. Zum Direkt Gespräch fehlt mir das Selbstbewusstsein.
Liebe Grüsse

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Luca,
genau für Menschen, denen es schwer fällt, ihre Probleme gleich in persönlichen Gesprächen mit ja zunächst fremden, wenn auch professionellen Gesprächspartner zu besprechen ist diese Form von Frage und Antwort ein guter erster Einstieg in einen persönlichen Veränderungsprozess. Ich habe hohen Respekt davor, dass Sie sich hierzu entschlossen haben und bedanke mich für Ihre Frage. Bedenken Sie, dass genau dieser Schritt ja schon der Beginn eines lange gewünschten Veränderungsprozesses ist.

Wenn die persönliche Situation nun so ist, wie die von Ihnen geschilderte, ersetzt das natürlich keinesfalls eine professionelle Beratung oder Therapie. Aber die Chance, dass die individuell empfundene Hürde, dieses tatsächlich anzugehen gesenkt wird, ist aber sicher gegeben.

Ihre persönliche Situation beschreiben Sie mit den Begriffen Traurigkeit, Verzweiflung, Einsamkeit, mit sozialen Ängsten und haben ernstzunehmende Suizidgedanken sowie das Gefühl eigener Wertlosigkeit. Sie leiden sehr darunter, keinen Kontakt (auch in sexueller Hinsicht) zum anderen Geschlecht zu finden bzw. gefunden haben. Hinzu kommt, dass Sie sich in kommunikativer Hinsicht gehemmt fühlen und so auch mit niemanden über Ihre Ängste, Nöte und Ihre Gefühle sprechen können.

Jeder Mensch ist einzigartig und daher auch gutso wie er ist. Auch Sie sind das! Und jeder Mensch trägt die Ressourcen, Fähigkeiten und positiven Eigenschaften in sich, um sich ganz individuell zu einem erfüllten, glücklichen und zufriedenen Leben weiterzuentwickeln. Leider sind uns diese Möglichkeiten nicht immer in der Art zugänglich, wie wir uns das wünschen. Wenn das eigene Leiden so groß wird, wie bei Ihnen, sollten Sie mit diesem Wissen um Ihre (noch) verborgenen Fähigkeiten unbedingt den Mut aufbringen, sich in eine professionelle therapeutische Behandlung zu begeben. Dies ist keine Schande oder gar ein Eingeständnis eigener Unzulänglichkeit, sondern eine bewundernswerte Stärke, sich die Hilfe zu holen, die Sie dringend brauchen. Aus welchen Gründen auch immer, Ihre Persönlichkeit, die sich bisher entwickelt hat und die sich in den nächsten Jahren festigen wird, ist in ihrer Entwicklung gestört. Sie haben immer eine Chance mit Hilfe dafür ausgebildeter Menschen, eine Veränderung herbeizuführen. Bedenken Sie, dass in ihrem jetzt noch jungen Alter einfach bessere Chancen haben in einem überschaubaren Zeitraum daran mit einem Therapeuten zu arbeiten. Nichts ist in Stein gemeißelt; und schon gleich gar nichts was sich in unserem Gehirn abspielt. Ihr Leben ist wertvoll und daher sollten Sie Ihre Suizidgedanken unbedingt als ernstzunehmendes Warnsignal erkennen und sich in Behandlung begeben. Dieser Rat ist kein „Standard-Rat“, sondern ein Muss in Ihrem eigenen Interesse.

Sie werden vielleicht fragen, was Sie erwartet, wenn Sie einen Therapeuten Ihres Vertrauens gefunden haben. Sicher vorrangig werden Ihre depressiven Symptome behandelt. Sie können sich da sicher zuerst einmal an Ihren Hausarzt wenden und lassen Sie sich dort einfach weiter beraten, wer hier für Sie die erste und beste Ansprechstation ist. Schieben Sie es aber bitte in ihrem eigenen Interesse nicht lange heraus. Zudem haben Sie in einer Therapie die Chance, dass Sie an einem positiven und gestärkten Selbstwertgefühl abreiten und Ihre sozialen Ängste bearbeitet werden. Sie werden sehen, dass Sie in kleinen Schritten sehr positive Veränderungen erfahren können. Ich möchte Ihnen hier sehr gerne Mut machen, den hier begonnen Prozess weiter auszubauen und in Angriff zu nehmen. Denken Sie auch daran, dass Sie mit derartigen Problemen nicht alleine sind. Es geht vielen anderen Menschen genau wie Ihnen. Also warum nicht die gegeben Chancen nutzen? Lassen Sie sich auch von Ihren Eltern oder (falls Sie haben) Geschwistern unterstützen und bei der Terminbeschaffung helfen, wenn Ihnen das schwer fällt. Es gibt auch caritative/soziale Beratungsstellen vort oder telefonisch, die Ihnen sicher gerne bei organisatorischen Fragen und der Suche nach Ansprechpartner zur Seite stehen.

Ich hoffe, Ihnen etwas geholfen zu haben und wünsche Ihnen viel Kraft, Ihr Leben in Ihrem Sinne positiv zu verändern.

Liebe Grüße

Ulrich Kritzner (HP-PSY)

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