Rückzug nach Innen

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nicki,
ich kann gut nachvollziehen, dass sich offenbar in den vergangenen Jahren viel Schwere in Ihr Leben geschlichen hat. Alleine die Depressionen über so einen langen Zeitraum können ja unerträglich sein. Das scheint allerdings noch nicht alles zu sein. Sie schreiben von einer Persönlichkeitsstörung, die sich in einer gewissen Beziehungsunfähigkeit äußert. Menschen enttäuschen Sie immer wieder. Es ist nicht ganz einfach, Ihnen anhand von ein paar Fakten, einen Rat zu geben. Da müsste man wahrscheinlich etwas tiefer einsteigen. Sowohl Depressionen als auch Persönlichkeitsstörungen können die verschiedensten Ursachen haben. Von einem Irrtum möchte ich Sie allerdings gleich befreien. Feine Antennen und überdurchschnittliches logisches Denken zu haben, sind sicher zwei völlig verschiedene Dinge. Das überdurchschnittliche logische Denken, bringt Sie mit Sicherheit nicht in Schwierigkeiten. Es sind eher die feinen Antennen, Ihre Sensibilität, die Ihnen zu schaffen macht.
Die Zeit in der wir im Moment leben, wird sozial immer kälter. Viele Menschen leiden unter Existenzängsten. Deren Antwort darauf ist Egoismus. Sie denken zuerst an sich selbst. Das nimmt manchmal Formen an, unter denen sensible Menschen dann leiden. Sie machen offenbar das Gegenteil und ziehen sich in sich selbst zurück, wollen vielleicht gar nichts mehr mit anderen Menschen zu tun haben, weil Sie sich ständig verletzt fühlen. Das ist momentan Ihr Weg, der Sie allerdings nicht glücklich macht, wie es scheint. Die Egoisten, die Rücksichtslosen sind glücklicher. Ich möchte Ihnen keinesfalls raten, zum rücksichtslosen Egoisten zu werden. Vielmehr glaube ich, dass emotionale Abgrenzung von anderen ihnen gut tun würde. Benutzen Sie Ihr logisches Denken. Beispielweise, wenn Sie sich in einer Alltagssituation von jemandem verletzt fühlen, fragen Sie sich doch mal ganz rational: Hat der wirklich mich gemeint, oder hat der selber ein Problem? Im ersteren Fall können Sie sagen. Das ist sein Problem, damit habe ich nichts zu tun. Im zweiten Fall hilft es manchmal, sein Gegenüber mit der Wirkung des Gesagten zu konfrontieren. „Was Du da eben gesagt hast, hat mir weh getan.“ Dann geben Sie wenigstens etwas dorthin zurück, wo es hingehört, und die Verletzung bleibt nicht alleine bei Ihnen. Das ist eine Frage der Übung. Je öfter Sie das machen, um so leichter werden Sie sich fühlen.
Haben Sie denn auch einen Therapeuten, mit dem Sie über Ihre Probleme sprechen können? Ich meinen damit einen psychologischen Psychotherapeuten oder Heilpraktiker. Leider haben Psychiater oft zu wenig Zeit, um sich intensiv mit ihren Patienten zu beschäftigen. Wie ist es in Ihrem Fall? Ich glaube, es könnte Ihnen helfen, wenn Sie jemanden fänden, der sich intensiver mit Ihnen beschäftigt. Suchen Sie Beratungsstellen auf oder vielleicht gibt es eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe. Auch wenn Sie es im Moment nicht glauben mögen, dass Leben kann trotz aller Widrigkeiten, enormen Spaß machen.

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