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Ich war viele Jahre beschwerdefrei, jetzt geht es wieder los. Was tun?

annina187 (w, 30) aus Berlin: Guten Abend,
ich habe lange mit mir gehadert ob ich mich jemandem öffne, ich habe mich dagegen entschieden, deshalb schreibe ich quasi anonym.
Vor 15 Jahren bekam ich die Diagnose Borderline/ bipolare Persönlichkeitsstörung. Lange hat es gedauert bis es mir wieder gut ging. Ich mich nach Jahren mit SVV und schweren depressiven Episoden, langsam wieder ans Licht gekämpft habe. Habe einen Mann kennengelernt, der immer an meiner Seite ist, mich versucht zu verstehen und mir wenn nötig/ möglich stärkend unter die Arme greift. Wir haben unsere Söhne bekommen die ich über alles liebe. Ich gehe Vollzeit arbeiten und ackere mich immer weiter nach vorne...
und plötzlich geht nichts mehr.
Es fing langsam an mit kleinen Ticks und Unsicherheiten, mit Ängsten und Paranioa. Ich tat es ab, kommt bei jedem mal vor. Dann schlich sich wieder meine Wut ein, eine unbezwingbare Müdigkeit, Ungeduld und Gereiztheit. Die Kinder verlangen mir plötzlich alle Geduld ab, mein Mann kann mir nichts recht machen. Ich habe Angst vor den Arbeitstagen. Heulkrämpfe, Niedergeschlagenheit holen mich in immer kürzer werdenden Abständen und immer heftiger werdend ein. Es wird immer schwerer danach wieder meine Maske aufzusetzen... ich muss doch funktionieren! 
Und dann letzte Woche, mein Kopf war nur einen kurzen Moment nicht beschäftigt, fiel ich in Rage und habe mir wehgetan. Nach so vielen Jahren ohne! 
Was tue ich jetzt nur... mein Mann will, daß ich zum Arzt gehe. Ich bin so zwiegespalten. Ich muss doch stark sein. Geht es wieder los?


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Annina187,

danke für Ihre Anfrage und die Schilderung Ihrer 'Geschichte'. Ich kann es gut nachvollziehen, wie Sie nach schwerem Kampf gegen Ihre Krankheit langsam wieder Fuß gefasst und sich ins Leben zurück gekämpft haben. Dafür haben Sie meinen tiefsten Respekt!

Und ich kann Ihre Verzweiflung nachvollziehen, als Sie bemerkt haben, wie sich die Symptome wieder langsam in Ihr Leben zurück geschlichen haben. Das ist ernüchternd, macht Angst und auch wütend, da Sie ja davon ausgegangen sind, alles gut hinter sich gelassen zu haben.

Und ich habe auch tiefes Verständnis für Ihren Mann, der Ihnen bisher beigestanden hat und zu Ihnen hält. Und sicherlich aus vollem Herzen möchte, dass es Ihnen wieder gut geht und Sie alle zusammen als glückliche Familie leben. Aus dieser Sicht ist sein Wunsch absolut nachzuvollziehen. Aus meiner Erfahrung heraus lassen sich Borderline / Bipolare Persönlichkeitsstörung auch nicht alleine 'überwinden' und bewältigen und Angst hat die Tendenz, zu generalisieren, d.h. es werden immer mehr Dinge in Ihr Leben treten, vor denen Sie Angst bekommen.

Was macht Sie denn aktuell zu zwiegespalten? Selbst stark sein vs. Hilfe bekommen? Schlechte Erfahrung mit Ärzten & Therapeuten?

Ich kann Sie nur ermuntern, sich vielleicht zusammen mit Ihrem Mann externe Hilfe zu holen von Menschen, die auf Ihr Krankheitsbild hin spezialisiert sind. Und möglicherweise kann auch eine begleitende Traumatherapie die Symptome zusätzlich so lindern, dass Ihnen ein sorgen- und symptomfreies Leben weiterhin möglich ist. Ich wünsche es Ihnen auf jeden Fall aus vollem Herzen.

Grüße vom Ammersee,
Volker Hepp

Bewertung durch den Fragensteller:
Aufmunternde Wort mit Sinn. Ich fühle mich nun sicherer und nehme mir den professionellen Rat zu Herzen. Vielen Dank dafür.





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