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Freundschaft mit einem Borderliner

nina (w, 43) aus hamburg: liebes expertenteam, wie verhält man sich gegenüber borderline erkrankten im freundeskreis? anfeindungen und übertriebenes einbezogenwerden in das privatleben, wie schaffe ich es als freund eine grenze zu ziehen ohne selbst ins grübeln zu geraten, da ich mich nach solchen anfeindungen oft sehr schlecht und auch schuldig fühle. der einfachste weg wäre natürlich den kontakt abzubrechen,aber vielleicht gibt es ja eine strategie die mir hilft zu verstehen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo liebe Nina,

die Beziehung zu Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung kann eine wirkliche emotionale Herausforderung sein, auch wenn sie sich auf eine Freundschaft beschränkt. Ich danke Ihnen für Ihre Frage.

Um bei krankheitsbedingten Attacken Ihres Freundes/Ihrer Freundin nicht allzu sehr ins Grübeln zu kommen, können Sie sich über die Krankheit selbst informieren. Somit kann es für Sie leichter sein, das Verhalten der Person besser einzuordnen und Sie sind dann durch Ihr Wissen bei Schuldzuweisungen nicht mehr so unsicher.

Borderliner tragen in sich meist keinerlei Selbstsicherheit und Vertrauen und suchen dies daher ständig bei Anderen. Dadurch entstehen Grenzüberschreitungen und der Drang nach intensiven Beziehungen, was für Freunde sehr belastend sein kann.

Häufig wurde schon früh im Leben ein schwerer Beziehungsbruch erlebt, der sich im Borderliner innerlich wiederholt. So kommt es zu einem sprunghaften Wechsel aus Nähe und Abwehr, welche meist durch selbstverletzende oder aggressive Attacken ausgedrückt wird.

Wenn Sie dieses Verhalten der Krankheit zuordnen und nicht mehr auf sich beziehen, können Sie in solch einem Fall Ruhe bewahren. Sie können Ihrem Freund/Ihrer Freundin bei einer Attacke durch Gelassenheit die Sicherheit vermitteln, die er/sie braucht.

Versuchen Sie in solch einem Fall nicht, auf die Person direkt einzuwirken oder ihn/sie zu bedrängen oder zu therapieren. Verlassen Sie die Situation, wenn Sie merken, dass gerade eine Attacke abläuft. Teilen Sie ihm/ihr mit „das ist gerade eine Auswirkung der Krankheit und hat mit unserer Freundschaft nichts zu tun. Ich komme später/morgen wieder“.

Da ein Borderliner selbst keinerlei gesunde Grenzen zwischen sich und anderen Menschen hat, müssen Sie sich als Freund umso mehr der persönlichen Grenzen bewusst sein und auf sich selbst achtgeben. Gehen Sie so viel Nähe ein, wie für Sie richtig ist und bewahren Sie so viel Distanz, wie Sie selbst brauchen. Dadurch signalisieren Sie Stabilität und Sicherheit für sich selbst und den Anderen.

Versuchen Sie, dies so konsequent und bewusst als möglich durchzuhalten. Das schützt Sie im Zweifel vor Grenzüberschreitungen und macht Sie für den Freund/die Freundin verlässlich.

Eine Freundschaft kann also funktionieren, wenn sich eine Basis des Vertrauens aufgebaut hat. Jedoch wird sie womöglich immer eine Herausforderung bleiben.
Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute und viel Gelassenheit.

Viele Grüße

Monika Ströhlein
Bewertung durch den Fragensteller:
danke...die Antwort hat mir Klarheit verschafft!





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